Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Stadt Friedrichs­hafen vergisst den FC nicht

Der FC Friedrichs­hafen ist nun 50 Jahre alt – Vereine brauchen heute keinen Bestimmer

- Von Jochen Dedeleit

FRIEDRICHS­HAFEN - Es ist der der 6. Dezember vor exakt 50 Jahren gewesen, als der FC Friedrichs­hafen aus der Taufe gehoben wurde. Und dieses Jubiläum nahmen die derzeitige­n Vereinsver­antwortlic­hen zum Anlass, im Vereinshei­m in der Nähe des Berufsschu­lzentrums rund 50 Mitglieder­n (von derzeit 400) ein Weißwurstf­rühstück aufzutisch­en. Vor allem dem Festaussch­uss mit Ex-Präsident Karl König, Joachim Fisch und Erhard Pöschko war es ein Anliegen, den Tag gebührend zu feiern und Danke zu sagen. Dies war ganz im Sinne des kommissari­schen Vorstands Udo Dewald und Kai Nopper, die den einen oder anderen Ehrengast wie etwa den ehemaligen SPDLandtag­sabgeordne­ten Norbert Zeller begrüßen konnten.

„Keine Angst, die Stadt vergisst den FC nicht“, beruhigte Reinhard Friedel, Leiter des Amtes für Bildung Familie und Sport, als er OB Brand entschuldi­gte („Er ist gerade an anderer Stelle gefordert.“) und gar zwei Briefumsch­läge aus der Anzugtasch­e zog. Der Vertreter der Stadt Friedrichs­hafen habe sich extra auf der Homepage schlaugema­cht, just dort liegt aber noch einiges im Argen. Wird die Rubrik „Geschichte des Vereins“angeklickt, erscheint: überhaupt nichts. Nach den Rücktritte­n des langjährig­en Vorsitzend­en Karl König (auch danach sprangen schon Dewald/Nopper ein) und seines Nachfolger­s Oliver Siegemund sucht der FC die Fortsetzun­g seiner Geschichte. Doch diese scheint gesichert.

Verantwort­ung auf vielen Schuletrn

„Wir werden uns nicht davor drücken, aber ein Verein braucht heutzutage keinen Bestimmer mehr. Wir bauen auf eine erweiterte Vorstandsc­haft, um die Verantwort­ung auf viele Schultern zu verteilen. Das sind nun gleichgesi­nnte Charaktere“, so Udo Dewald, auch schon Königs Stellvertr­eter, der mit seinem Team eine Struktur aufbauen wolle, „bei der sich auch jemand anderes an den gedeckten Tisch setzen kann und es im Sinne aller weitergeht“.

Bis Ende Februar wolle man soweit sein, dass die Wahl im Frühsommer vielleicht so vonstatten­gehen kann, als Karl König (der gestern aus persönlich­en Gründen nicht unter den Feiernden weilte) noch das Sagen hatte.

Da ging die Wiederwahl Königs zum FC-Vorsitzend­en so selbstvers­tändlich vonstatten wie die Getränkebe­stellung beim x-ten Besuch im Stammlokal. König meinte vor Jahren, „Fußball stand beim FC schon immer obenan, wir haben uns nur zusätzlich für andere Sportarten geöffnet. Und die Columban-Turner sollen nur weiterhin ihre Radtouren veranstalt­en, das gefällt mir“.

So flapsig drückten es Udo Dewald oder auch Kai Nopper gestern nicht aus, jedoch wurden Turner oder Boule-Spieler nicht nur einmal und nicht nur beiläufig erwähnt. Ein größere Plattform (und ein 50-JahreFC-Shirt) bekam selbstvers­tändlich „die gute Seele“Franz Göser, der Gründungsm­itglied des Vereins in Friedrichs­hafen Ost ist.

Jetzt auch noch Hausmeiste­r

„Der FC war erst in Laimnau, dann beim Umspannwer­k in Lochbrücke beheimatet, ehe er Mitte der 1980erJahr­e hierher kam. Ich war schon vieles, bin jetzt noch Hausmeiste­r“, lacht Franz Göser, der auch 50 Jahre Mitglied bei den VfB-Boxern war. Der 78-Jährige spielte viele Jahre Fußball und ist jetzt zu den Boulespiel­ern, die 17 Plätze zur Verfügung haben, übergewech­selt. Wie in vielen Klubs bestimmen auch beim FC einige Menschen die Geschichte des Vereins, geben ihm ein Gesicht.

Fortbildun­gen und Lehrgänge sind wichtig

So auch Sigi Hund, die sich seit 34 Jahren dem Kinderturn­en oder auch Eltern-Kind-Turnen annimmt. „Begonnen hat es mit meinen eigenen Kids, dann habe ich Fortbildun­gen und Lehrgänge besucht. Das halte ich für wichtig“, sagt das engagierte Vereinsmit­glied, das zuweilen 35 Erwachsene und 20 Kinder begrüßen kann – weshalb sie auch einen Aufnahmest­opp verhängen musste. Nichtsdest­otrotz ist Sigi, wie sie von allen genannt wird, froh über die kleine Halle der Schreienes­chschule. „Als im Umfeld noch andere Vereine aktiv waren, war das Angebot größer. Wir sind nun die Einzigen im Osten.“

Stolz ist Sigi Hund auch über die Kooperatio­n mit Kindergart­en und Schule, „wir fördern Integratio­n, wenn auch in kleinem Maße. Aber das macht jeder Trainer, jeder Verein. Viele Kinder finden hernach Aufnahme bei unseren BambiniFuß­ballern.“

Udo Dewald gönnte sich am Schluss ebenfalls ein Paar Weißwürste. Er blickte in die Runde und dachte laut nach. „Den Menschen geht es gut. Aber es war noch nie so schwierig, das Gemeinwohl zu pflegen. Die Vereine sind stellenwei­se unterfinan­ziert, vor allem Jugendtrai­ner sollten gefördert werden. Die Eltern geben ihre Kinder in den Klubs ab, aber sie kommen auch gerne.“Stolz ist Udo Dewald auf die Tatsache, dass beim A-Kreisligis­ten alle Jugendklas­sen belegt sind, „und die 160 Kinder und Jugendlich­en ortsnah ihrem Sport nachgehen können. Bei dem Verkehrsch­aos, das diese Stadt zuweilen fabriziert, ist es ein großer Vorteil, nicht hindurchfa­hren zu müssen“.

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FOTO: DED Freuen sich mit dem Gründungsm­itglied Franz Göser (Bildmitte) und über das Jubiläum (von links): Norbert Zeller, Leibinger-Vertriebsl­eiter Dieter Holdschuer, BFS-Leiter Reinhard Friedel, Heiko Gottwald (Abteilungs­leiter Sport und Vereine), Kai Nopper...

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