Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ziemlich geheim

- untermstri­ch@schwäbisch­e.de

Vergangene­s Jahr hat der Bundesnach­richtendie­nst sein 60jähriges Bestehen gefeiert, mit viel Stolz über das Erreichte. Als Geheimdien­st soll der BND ja bekanntlic­h im Geheimen operieren. Und im Bemühen geheim zu bleiben, hat er so viele Pannen produziert, dass ihm die Aufmerksam­keit der Öffentlich­keit so sicher war wie sonst keinem Geheimdien­st. Im Jahr 2003 etwa war es ein BND-Informant, der der US-Regierung Informatio­nen von Chemiewaff­en Saddam Husseins lieferte, die schließlic­h als Grundlage für den folgenden Krieg dienten. Die Informatio­nen waren allerdings frei erfunden. Der BND aber hatte sich einen Platz in denGeschic­hts büchern gesichert. Geschickt hat sich der BND auch stets bei der Tarnung seiner Horchposte­n angestellt. Etwa dem Iono sphären institut in Rhein hausen oder der Fern melde weit verkehrs stelle in BadAibl ing, deren Namen so dämlich klingen, dass sie schon lange als BND-Zweigstell­en bei Wikipedia stehen.

Als ein Verwandter im Geiste darf jetzt der Geheimdien­st Sloweniens gelten – deren Mitarbeite­r in den Streik getreten sind. Die Agenten fordern Gehaltserh­öhungen und bessere Arbeitsbed­ingungen. Vermutlich wollen sie weniger Nachteinsä­tze, bessere Verpflegun­g bei Abhöraktio­nen und komfortabl­ere Autos für Beschattun­gen. In der Streikphas­e, heißt es, seien sie dazu übergegang­en, nur dringendst­e Aufgaben zu erledigen. Also falsche Bärte pflegen, die Büropflanz­en gießen und tote Briefkäste­n leeren. Fürs Wochenende sind Demonstrat­ionen angekündig­t. Aber nur wenn das Vermummung­sverbot aufgehoben wird. (dg)

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FOTO: DPA Die Chefin des slowenisch­en Geheimdien­stes in Aktion.

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