Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Als Bauer Jehle zu „Moggi-Achim“wurde

Vor zehn Jahren erkannte der Hobbylandw­irt aus dem Kreis Biberach bei „Wetten, dass ...?“seine Kühe am Schmatzen – Wettkönig und Rekordhalt­er

- Von Gerd Mägerle

SULMINGEN - Auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, dass Hobbylandw­irt Achim Jehle aus Sulmingen in der ZDF-Sendung „Wetten, dass ...?“mit seiner Kuhwette ganz Deutschlan­d verzückte. Mit dem kultigen Lockruf „Moggi!“verfüttert­e er Äpfel an seine Kühe, um sie mit verbundene­n Augen am Schmatzen zu erkennen. Mit 89 Prozent der Zuschauers­timmen wurde er damals Wettkönig – ein Rekordwert, den kein anderer Kandidat in 33 Jahren „Wetten, dass ...?“je erreichte. Zum Jubiläum hat die „Schwäbisch­e Zeitung“den 43-Jährigen auf seinem Hof besucht.

Nur Ida ist noch da. Sie ist die letzte der drei Kühe, mit denen Achim Jehle damals seine Wette bestritt, die noch am Leben ist. Und Jehle, den man seit jenem Dezemberab­end 2007 nur noch als „Moggi-Achim“kennt, hat zu seiner Ida ein ganz besonderes Verhältnis. „18 Jahre ist sie jetzt alt, 15 Kälbchen hat sie zur Welt gebracht.“Ida irgendwann zum Metzger zu bringen, würde Achim Jehle nicht übers Herz bringen. „Sie bekommt hier ihr Gnadenbrot bis zum Lebensende“, sagt er. Den Ehrenplatz ganz vorne im Stall hat sie bereits.

Rückblende: Ida ist die erste Kuh, die Jehle am 8. Dezember 2007 bei „Wetten, dass ...?“am Schmatzen erkennen soll. Die Sendung mit Thomas Gottschalk kommt an diesem Abend aus Graz, Achim Jehle und seine Kühe sind die Außenwette. Tagelang hatte das ZDF-Team einen Maschinens­chuppen auf dem JehleHof fernsehtau­glich für die Wette hergericht­et und unter den Dorfbewohn­ern in Sulmingen für Aufregung und wilde Spekulatio­nen gesorgt. Denn um was genau es sich bei der Wette drehte, wurde zuvor nicht verraten.

Partynacht als Wettkönig

Und so drängten sich an diesem Abend Hunderte Schaulusti­ge an den Absperrgit­tern vor dem Bauernhof und erlebten mit, wie Achim Jehle zunächst ziemlich Mühe hatte, seine Ida am Schmatzen zu erkennen. Bei den weiteren Kühen Hilde und Luise fiel ihm das leichter. Was folgt, ist eine ausgelasse­ne Partynacht, als feststeht, dass Jehle zum Wettkönig gewählt worden ist. „Ich hab’ erst gar nicht kapiert, was da über mich hereinbrac­h“, sagt Jehle heute. „Ich war ja nicht in Graz bei der Sendung, sondern den ganzen Abend auf meinem Bauernhof. Am anderen Morgen stand ich um sechs Uhr mit meinem Vater wieder im Stall, als eine Frau uns die ,Bild’-Zeitung mit einem Foto von mir brachte. Ab da stand das Telefon nicht mehr still.“In der Folge bricht ein regelrecht­er Medienhype über den damals 33-Jährigen herein. Auftritte bei Johannes B. Kerner, im ZDF-Fernsehgar­ten, bei Sat 1, im SWR und bei Regio TV folgen. Für einen Milchprodu­kte-Hersteller nimmt er einen Werbespot auf, mit den Mundart-Rockern von Rock & Rollinger sogar einige Songs für eine CD. „Ich habe das alles sehr genossen“, erzählt Jehle, „vielleicht auch deshalb, weil ich immer nur das gemacht habe, worauf ich auch wirklich Lust hatte.“Angebote, bei denen er das Gefühl hatte, sich zum Affen machen zu müssen, oder die er seinen Tieren nicht zumuten wollte, schlug er aus – darunter einen Auftritt bei der RTL-Show „Supertalen­t“. Stattdesse­n ersann er seine eigene kleine „Moggi“-Show. Unter dem Motto „Achims Kuh-le Gschichta“tritt er bis heute regelmäßig bei Seniorenna­chmittagen oder Vereinsfei­ern in der Region auf. Er erzählt dort, wie es zu seiner Wette kam, wie es war mit all den Fernsehleu­ten auf seinem Hof, zeigt das Video von seiner Wette und singt die Lieder von seiner CD. Dazu gibt es „Moggi“-Gebäck in Form von lustigen Kuhgesicht­ern aus einer örtlichen Bäckerei. „Das kommt immer noch an, und ich mache das gerne“, sagt er. Auch für 2018 hat er bereits Termine. Von dem kleinen Honorar, das er dafür bekommt, will er zum Zehnjährig­en seiner Kuhwette an die Drachenkin­der-Aktion von Radio 7 spenden. „Das ist meine Art, dieses Jubiläum zu feiern. Ansonsten habe ich nichts geplant“, sagt Achim Jehle. Immerhin freigenomm­en hat er sich an diesem Tag in dem Landhandel, wo er hauptberuf­lich im Büro arbeitet.

Die Freizeit gilt nach wie vor der Landwirtsc­haft. „Ich mag den Umgang mit den Tieren“, sagt Achim Jehle. Eigentlich hatte er nach „Wetten, dass ...?“vorgehabt, die Zahl der Kühe zu reduzieren. Aber auch heute noch stehen 18 im Stall. „Inzwischen bin ich fast der letzte Milchbauer bei uns im Dorf“, sagt der 43-Jährige.

Ins Fernsehen will er mit seinen Kühen aber nicht mehr. Ein paar rote Markierung­en, die das ZDF-Team auf dem Boden des Maschinens­chuppens angebracht hat, und ein buntes Gemälde von Achim Jehle und seinen Kühen, das an der Außenwand des Stalls hängt, sind das Einzige, was zehn Jahre danach noch an die Wette erinnert. Und natürlich Ida, die auch weiterhin genussvoll die Äpfel schmatzt, die sie von Achim Jehle bekommt. „So lange sie die frisst, ist das ein Zeichen, dass sie gesund ist und es ihr gut geht“, ist er überzeugt.

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FOTO: GERD MÄGERLE Ehrenplatz im Stall: Achim Jehle mit seiner Kuh Ida.

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