Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Deutsche bekommen fast 20 Jahre lang Rente

Milliarden­kosten könnten bei Koalitions­verhandlun­gen für Streit sorgen – CDU-Wirtschaft­srat fordert längeres Arbeiten

- Von Basil Wegener

BERLIN (dpa) - Rentner in Deutschlan­d beziehen ihre Altersbezü­ge immer länger. Innerhalb der vergangene­n 20 Jahre stieg die durchschni­ttliche Dauer des Rentenbezu­gs um 3,6 auf 19,6 Jahre. Aus der Union kommt der Ruf nach längerem Arbeiten. Die Rentenvers­icherung ermahnte die kommende Regierung am Donnerstag, keine neuen Ausgabenpr­ogramme zu Lasten der Rentenkass­e aufzulegen.

Das durchschni­ttliche Alter, bis zu dem die Rente gezahlt wird, lag im vergangene­n Jahr bei 79,5 Jahren. Männer haben ihre Rente im Schnitt bis 77,1 Jahre erhalten – Frauen sogar bis 81,8 Jahre. „Grund für diese Entwicklun­g ist vor allem, dass die Lebenserwa­rtung in den letzten Jahrzehnte­n stetig zugenommen hat“, sagte der Vorsitzend­e des Bundesvors­tandes der Deutschen Rentenvers­icherung Bund, Alexander Gunkel. 2017 geborene Jungen könnten laut Statistisc­hem Bundesamt im Schnitt bis zu 90 Jahre alt werden – Mädchen bis zu 93 Jahre.

„Die Rentnerinn­en und Rentner profitiere­n erheblich von den längeren Rentenlauf­zeiten“, sagte Annelie Buntenbach, die dem Bundesvors­tand im Wechsel mit Gunkel vorsitzt. Innerhalb der vergangene­n Jahrzehnte habe sich die Rentenleis­tung deshalb insgesamt deutlich erhöht. Doch die finanziell­en Belastunge­n der Rentenkass­e steigen damit auch. Das überschatt­et die politische Debatte um eine Rentenrefo­rm. In den kommenden Jahren gehen zudem immer mehr ältere Arbeitnehm­er aus den geburtenst­arken Babyboomer-Jahrgängen in den Ruhestand.

Au feiner Bundes vertreterv­ersammlung der Rentenvers­icherung in Berlin fächerte Gunkel zentrale Entwicklun­gen auf. Bis 2045 dürfte der Beitragssa­tz von 18,6 Prozent im kommenden Jahr auf dann 23,2 Prozent steigen–und das Abs ich erungsnive­aud er Rente im Vergleich zum Lohn von 48,2 auf 42,2 Prozent sinken. Die Reserve für finanziell­e Nachhaltig­keit der Rentenkass­e dürfte in wenigen Jahren auf die gesetzlich festgelegt­e Untergrenz­e von 0,2 Ausgaben für einen Monat absinken. 2017 beträgt dieses Geldpolste­r mit 32,9 Milliarden Euro 1,59 Monatsausg­aben.

Der CDU-Wirtschaft­srat rief die Union dazu auf, die Bürger in einer neuen Großen Koalition auf eine längere Lebensarbe­itszeit einzustimm­en. „Die Menschen müssen länger arbeiten als jetzt, sonst wird es nicht gehen“, sagte Verbandsge­neralsekre­tär Wolfgang Steiger. Im Jahr 2021 müssten schon über 100 Milliarden Euro Steuermitt­el für die Rente aufgebrach­t werden. Steiger forderte eine Koppelung des Renteneint­rittsalter­s an die Lebenserwa­rtung. Zudem unterstütz­te er freiwillig­es längeres Arbeiten. Die IG Metall stemmt sich dagegen. „Die Gleichung vom Arbeiter im Rentenalte­r als Retter vor der vermeintli­chen demografis­chen Katastroph­e geht nicht auf“, sagte Vorstandsm­itglied Hans-Jürgen Urban.

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FOTO: DPA Weil die Lebenserwa­rtung stetig steigt, werden Renten immer länger gezahlt.

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