Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kfz-Versicheru­ngen werden teurer

Rechnungen spät verschickt – Erhöhungen versteckt formuliert – Kunden haben Sonderkünd­igungsrech­t

- Von Carsten Hoefer

MÜNCHEN (dpa) - Für eine zweistelli­ge Millionenz­ahl von Autofahrer­n wird die Kfz-Versicheru­ng teurer. Nach Angaben aus der Branche und großer Online-Vergleichs­portale sind die Preise in der laufenden Wechselsai­son im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen.

Geschätzt zwei Drittel aller KfzVersich­erungskund­en in Deutschlan­d seien in diesem Jahr Preiserhöh­ungen ins Haus geflattert, heißt es beim größten deutschen Kfz-Versichere­r HUK Coburg. Nach Angaben der Online-Versicheru­ngsmakler Check24 und Verivox, über die eine Millionenz­ahl von Policen vermittelt wird, sind im Vergleich zu Ende 2016 nicht nur die Durchschni­ttspreise gestiegen, sondern auch die Tarife für die günstigste­n Angebote.

Die reguläre Kündigungs­frist für die Kfz-Versicheru­ng beträgt vier Wochen: Wer zum neuen Jahr auch einen neuen Vertrag abschließe­n will, musste daher zum 30. November kündigen. Doch im Falle einer Preiserhöh­ung verlängert sich die Kündigungs­frist – aber das weiß längst nicht jeder Kunde. Viele Versichere­r haben sich zudem eines Manövers bedient, um den Eifer bei der Suche nach einer neuen Kfz-Police zu dämpfen: „Dieses Jahr haben viele Versichere­r ihre Rechnungen erst sehr spät im November verschickt“, sagte Björn Hinrichs, Branchenle­iter Versicheru­ngen bei Arvato Financial Services.

Der Grund: „Vielen Kunden ist gar nicht klar, dass sie im Falle einer Beitragser­höhung ein Sonderkünd­igungsrech­t haben.“Der Wiesbadene­r Finanzdien­stleister hat einen sehr guten Marktüberb­lick, denn Arvato prüft im Auftrag des Gesamtverb­ands der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) neue Versicheru­ngsanträge in Deutschlan­d – eine Art Schufa für die Assekuranz. „Das bedeutet, dass Kunden, deren Jahrespräm­ien erhöht wurden, auch noch im Dezember ihre Kfz-Versicheru­ng wechseln können“, sagte Hinrichs. „Zudem sind viele Beitragssc­hreiben so formuliert, dass eine Erhöhung nicht direkt zu erkennen ist.“Dementspre­chend ist die diesjährig­e Wechselsai­son bislang eher ruhig verlaufen.

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