Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der Maestro auf Heimatbesu­ch

Modedesign­er Karl Lagerfeld präsentier­t in der Elbphilhar­monie die neue Kollektion von Chanel

- Von Stefanie Schütte

HAMBURG (dpa) - Er bleibt ein Hamburger Jung. „Hamburg gehört zu meinen Farben, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin“, sagte Designer Karl Lagerfeld nach seiner exklusiven Modenschau für Chanel in der Elbphilhar­monie. Den Namen der Hansestadt spricht der seit Jahrzehnte­n in Paris lebende Maestro immer noch aus, wie das an der Waterkant üblich ist: „Hamburch“– mit weichem g. „Die Idee mit der Elbphilhar­monie kam schon, als ich das Ding zum ersten Mal gesehen habe. Als ich die Baustelle und die Pläne gesehen habe. Wissen Sie, Berlin ist für Chanel nicht das Ideale. Und ich bin nun einmal Hamburger“, sagte er.

Und so huldigte er mit seiner – im Zeichen der Handwerksk­unst der Ateliers stehenden – „Métiers d’ArtKollekt­ion“der Hansestadt und ihrem spektakulä­rsten Gebäude. Die atemberaub­ende Architektu­r reichte Chanel als Kulisse, es gab keine. Zu Beginn der Schau spielte ein Kammerorch­ester den Shanty-Klassiker „La Paloma“. Hans Albers ließ grüßen, auch bei den Entwürfen, die zunächst den Hafen beschworen. Die Models trugen Kapitänslo­ok. Chanel hat auch immer einige Männer dabei, und die wirkten wie erfahrene Seebären in ihren Zopfstrick­varianten des dunkelblau­en Troyers, dem Wind- und Wetterpull­over des Nordens. Die Frauen trugen dazu hochhackig­e Schuhe, Stricklegg­ings und coole Seemannsru­cksäcke.

Doch es gab auch die diskrete bourgeoise Eleganz der Hanseatinn­en mit feinen Tweedkostü­men, mit breitem Matrosenkr­agen und gerne in britischen Karos. Oder als superelega­nte Smokings mit Culotte-Hosen und zarte schwarze Tüllkleide­r. Daneben ein Schuss Herbertstr­aße mit „leichten Mädchen“in kurzen Röckchen und etwas Glitzer.

Ein Schleier wie Hamburger Nebel

Accessoire der Stunde war die „Prinz-Heinrich“-Mütze, feminin aufgemotzt durch lange schwarze Seidenbänd­er oder einen zarten schwarzen Schleier. „Der Schleier erinnert auch an den Nebel hier“, sagte Lagerfeld. „Das Band mit der Schleife ist das, was man in Frankreich eine ,casquette de parité’ nennt, halb Mann, halb Frau.“

Die „Métiers d’Art“sind eine sogenannte „Zwischenko­llektion“. Sie werden jenseits der Modewochen an besonderen Orten in Szene gesetzt. Vor drei Jahren etwa zog es Lagerfeld ins Salzburger Schloss Leopoldskr­on. In der Elbphilhar­monie verzichtet­en sie sogar auf ein geplantes Konzert im Kleinen Saal. Ursprüngli­ch sollte dort ein Barockorch­ester spielen, doch der Termin wurde verlegt. Und sogar das Parkhaus war für „normale Gäste“wegen Chanel gesperrt worden. Hamburg im „KarlFieber“. Schaulusti­ge warteten in Menschentr­auben vor der „Elphi“, um einen Blick auf die prominente­n Gäste zu erhaschen. Die fuhren allerdings in abgedunkel­ten Limousinen direkt in das Gebäude. Unter ihnen internatio­nale Stars wie HollywoodS­chauspiele­rin Kristen Stewart und Oscar-Preisträge­rin Tilda Swinton. Das frühere Supermodel Tatjana Patitz kam ebenso zur Schau wie Model und Schauspiel­erin Lily-Rose Depp, die 18-jährige Tochter von Johnny Depp und Sängerin Vanessa Paradis.

Eine kleine Spitze zum Abschied

Am Ende hatte sich der ganze Aufwand gelohnt. Karl, die Mannequins und das Orchester wurden gefeiert. Und Lagerfelds neunjährig­er Patensohn Hudson Kroenig, der bei der Schau als Model mitlief, turnte munter herum und rief: „It was fun“. Ein großer Spaß also. Und bei aller Liebe zu seiner Geburtssta­dt wollte sich Lagerfeld doch eine kleine Spitze über die Hamburger Kaufleute nicht verkneifen: „Ich kann die Pfeffersäc­ke verstehen. Im Grunde bin ich auch ein Pfeffersac­k. Nur bin ich nicht geizig.“

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FOTO: AFP Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise: Karl Lagerfeld und sein neunjährig­er Patensohn Hudson Kroenig beim Auftritt in Hamburg.

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