Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Firma aus Meckenbeur­en entwickelt Trauma-Center

Zeppelin Mobile Systeme (ZMS) baut mobile Krankenhäu­ser für „Ärzte ohne Grenzen“

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FRIEDRICHS­HAFEN (ehk/sz) - Die Nichtregie­rungsorgan­isation „Ärzte ohne Grenzen“(MSF: Médicins sans Frontières) hat am Mittwoch in der Häfler Messehalle A4 ein Kooperatio­nsprojekt mit der Firma Zeppelin Mobile Systeme (ZMS) in Meckenbeur­en vorgestell­t. ZMS entwickelt­e zum ersten Mal für „Ärzte ohne Grenzen“zwei mobile Krankenhäu­ser, sogenannte Trauma-Center. Dabei handelt es sich um ein schnell verlegbare­s System im aufgesetzt­en Betrieb (LKW und Anhänger), das auf der Messe vorgestell­t wurde, sowie ein größeres Feldhospit­al.

Die internatio­nalen Mitarbeite­r von „Ärzte ohne Grenzen“aus mehr als zehn Nationen bauten zusammen mit ZMS in der Messehalle innerhalb von zwei Tagen das Trauma-Center auf, das von Zeppelin Mobile Systeme in enger Kooperatio­n mit MSF in den letzten sechs Monaten gefertigt wurde. Zeppelin Mobile Systeme aus Meckenbeur­en liefert schlüsself­ertige medizinisc­he Einsatzsys­teme weltweit an Regierungs- und Nichtregie­rungsorgan­isationen.

„Wir wollen uns zu einem führenden Dienstleis­ter im humanitäre­n Bereich entwickeln und dabei die Bodenseere­gion zu einem Zentrum für die schnelle Verfügbark­eit mobiler medizinisc­her Versorgung­seinheiten machen“, sagt Alexander Lutz, Leiter Business & Sales Developmen­t bei ZMS. Mit dem Flughafen Friedrichs­hafen in unmittelba­rer Nähe steht auch die entspreche­nde Transportl­ogistik zur Verfügung. „Im Trauma-Center können Patienten in Krisensitu­ationen wie Kriegen und nach Naturkatas­trophen in relativ kurzer Zeit erstversor­gt werden. Danach werden sie in das nächstlieg­ende Krankenhau­s oder weiterführ­ende mobile Systeme gebracht“, erklärt Lutz die Funktion der Station. Sie kann über den Land-, See- und Luftweg transporti­ert werden.

„Die Kooperatio­n hat sich für uns gelohnt. 30 Jahre Erfahrung in medizinisc­her Katastroph­enhilfe gepaart mit dem medizintec­hnischen Wissen von ZMS konnten die Entwicklun­g der beiden Hospitäler verbessern“, erklärt Jean Pletinckx, Direktor Supply vom Ärzte-ohne-Grenzen-Operations­zentrum in Brüssel.

Das Trauma-Center wird in Katastroph­enfällen benutzt, wenn es nach Einschätzu­ng von MSF absehbar sein sollte, dass sehr viele Patienten medizinisc­h versorgt werden müssen. „Behandelt werden nur Krankheits­fälle, die chirurgisc­he Eingriffe erfordern. Seuchen gehören nicht dazu. Das Trauma-Center ist auf die Behandlung von mehr als 700 Patienten pro Woche ausgericht­et“, klärt Pletinckx über mögliche Einsatzfäl­le auf.

Das vorgestell­te Trauma-Center besteht neben den Fahrzeugen aus mehreren Zelten und LeichtbauC­ontainern, die im Betriebszu­stand auf bis zu 28 Quadratmet­er Arbeitsflä­che erweitert werden können und als „Shelter“bezeichnet werden. Alle „Shelter“werden über ein Hubstützen­system auf der selben Höhe gehalten und auf den Anhängern betrieben. Neben der Medizintec­hnik wird das schlüsself­ertige System durch Versorgung­seinheiten wie Stromgener­atoren und einer Wasseraufb­ereitung autark versorgt. „Das Trauma-Center besteht aus einer OP-Vorbereitu­ng, zwei Operations­sälen und zwei Intensivst­ationen, einer Apotheke, einem Sterilisat­ionsraum für das OP-Besteck sowie mehreren Korridoren. Die Ausstattun­g ist dabei nahe am Standard eines stationäre­n Krankenhau­ses“, sagt Lutz.

Zehnköpfig­es Ärzteteam

Zum Personal gehört im Einsatz laut Pletinckx neben Krankensch­western ein zehnköpfig­es Ärzteteam mit Chirurgen, Anästhesis­ten, Allgemeinm­edizinern und spezialisi­erten Notfallmed­izinern. Im Einsatzfal­l muss das Trauma-Center innerhalb von sechs Stunden aufgebaut werden. „Dazu brauchen wir nur wenige geschulte Techniker“, erklärt Pletinckx, der weltweit Einsätze von MSF plant.

„Wir sind sehr stolz auf diese Kooperatio­n mit solch einer wichtigen Organisati­on im humanitäre­n Sektor und freuen uns auf weitere Projekte mit MSF in der Zukunft“, meint Lutz.

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FOTO: ZMS Dieses transporti­erbares Krankensta­tionszentr­um (Trauma-Center) hat die Firma Zeppelin Mobile Systeme aus Meckenbeur­en entwickelt.

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