Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wertschätzung für Fachkompetenz
Verdiente Männer des Handwerks erhalten goldene und diamantene Meisterbriefe
FRIEDRICHSHAFEN - Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Georg Beetz, hat am Mittwoch zusammen mit Kreishandwerksmeister Christoph Binzler 18 Handwerksmeister im Hotel „Krone“in Schnetzenhausen goldene und diamantene Meisterbriefe überreicht. Mit diesen Auszeichnungen werden 50 beziehungsweise 60 Jahre Treue zum Handwerk gewürdigt.
Die Auszeichnungen erhielten Handwerksmeister aus zehn verschiedenen Berufen, wobei die Installateure und Fleischer am stärksten vertreten waren. Zu den Exoten des Handwerkes gehören heutzutage bereits Schuhmacher und Kürschner. „Wir kämpfen für die Erhaltung und Akzeptanz des Meistertitels, weil gute fundamentierte Ausbildung nur mit gut ausgebildeten, fachkompetenten Fachkräften zum Erfolg führt“, stellte Binzler heraus. Dass die mit dem goldenen beziehungsweise mit dem diamantenen Meisterbrief Ausgezeichneten diese Fachkompetenz besitzen, dokumentierte der Kreishandwerksmeister mit kleinen Lebensläufen.
Blaue Flecken und mehr
„Ich habe noch vor einem halben Jahr ein Pferd beschlagen“, erzählte der 86-jährige Josef Lieb aus Frickingen. Sein Beruf als Schmid und Hufbeschlager habe ihm immer Spaß gemacht. Lieb war 1947 in die Schmiedelehre eingetreten, hatte zwei Jahre später die Gesellenprüfung absolviert, um 1956 am Meisterkurs an der Gewerbeschule in Überlingen teilzunehmen. Ein Jahr später hatte er dann den Meisterbrief in der Hand. Nach einem Lehrgang an der Hufbeschlagschule in Augsburg wurde er 1959 nach bestandener Prüfung anerkannter Hufbeschlagschmid. 1962 übernahm er den elterlichen Schmiedebetrieb. „Als ab 1970 der Reitsport aufkam, habe ich mich auf den Hufbeschlag spezialisiert“, erinnerte er sich. Trotz einigen Schulterund Knochenbrüchen sowie zahlreichen blauen Flecken am ganzen Körper habe er nie die Lust an seinem Beruf verloren. „Da waren hin und wieder auch störrische Pferde dabei, so wie bei uns Menschen halt auch“, sagte er schmunzelnd.
„Die kleinen Metzgereien sterben immer mehr aus“, bedauerte der 74jährige Klaus Bommer aus Fischbach. Dafür seien vor allem die immer mehr werdenden Vorschriften verantwortlich, ergänzte er. Durch seine zwei Jahre Handelsschule konnte der gebürtige Konstanzer nach seinem Ausbildungsbeginn im Jahr 1959 bereits 1961 seine Gesellenprüfung als Fleischer in Tettnang ablegen. Nach der Meisterprüfung 1966 in Mannheim übernahm er 1971 den elterlichen Betrieb in Fischbach. Den führte er dann 40 Jahre bis 2011, ehe er ihn an seinen Sohn Stefan übergab.