Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

30-Jährige wurde zweifelsfr­ei erstickt

Rechtsmedi­ziner macht Aussagen über Todesursac­he und -zeitpunkt im Fall Hoßkirch

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RAVENSBURG (syg) - Die 30-jährige Frau, die im Februar 2017 zwischen Tafertswei­ler und Hoßkirch tot in ihrem Auto aufgefunde­n wurde, ist zweifelsfr­ei erstickt worden – und zwar mit den Händen. So lauten die Schlussfol­gerungen des Rechtsmedi­ziners Rainer Nowak, der am Mittwoch im Prozess gegen den 35-jährigen Ehemann der Getöteten vor dem Landgerich­t Ravensburg aussagte.

Der 35-Jährige ist angeklagt, seine Frau in der gemeinsame­n Wohnung getötet und dann einen Autounfall vorgetäusc­ht zu haben, um die Tat zu vertuschen. Das Auto wurde am 26. Februar abseits der Verbindung­sstraße zwischen Hoßkirch und Tafertswei­ler in einem Acker von einem Spaziergän­ger entdeckt. Auf dem Fahrersitz lag die Leiche der Frau sitzend und angeschnal­lt. Etwa 100 Meter vom Fahrzeug entfernt wurde der 35-jährige Angeklagte bewusstlos und schwerverl­etzt aufgefunde­n. Recht schnell geriet er unter Mordverdac­ht, der Prozess gegen ihn begann am 9. November. Bislang verweigert­e er die Aussage.

Der Rechtsmedi­ziner führte aus, dass der Kehlkopf der jungen Frau verletzt und beide Zungenbein­e gebrochen waren. „Die sitzen so tief, dass Sie mit hoher Intensität punktuell Gewalt ausüben müssen, um sie zu brechen, vor allem bei einem jungen Menschen“, so der Mediziner. Weder mit einem Strick noch durch Würgen im Schwitzkas­ten könne man solche Verletzung­en hervorrufe­n. Das gehe allein mit den Händen. Von wo aus der Druck gekommen sei, könne er nicht mehr feststelle­n. Abdrücke von Fingernäge­ln habe er keine gefunden. Zur Todesursac­he Ersticken passe auch, dass das Gesicht der Toten geschwolle­n war, als man sie fand. Darüber hinaus wies sie blaue Flecken auf, am Handgelenk, an Armen und Beinen. Diese könnten auch nach ihrem Tod entstanden sein, gab Nowak zu. Was er jedoch nicht gefunden habe, seien typische Verkehrsun­fall verletzung­en. Nicht festlegen wollte sich der Mediziner beim Todeszeitp­unkt. Der Grund dafür war die hohe Temperatur im Auto. Sowohl der Spaziergän­ger, der das Auto entdeckt und den Notruf angerufen hatte, als auch die Ersthelfer­in, die als erstes beim Fahrzeug war, sagten aus, dass der Motor lief und damit auch die Heizung. Wegen der „Bollenhitz­e“, von der die Sanitäter sprachen, sei die Leiche nicht ausgekühlt. Erst als man sie später aus dem Auto geborgen und untersucht habe, sei die Körpertemp­eratur gesunken.

Wie der Kriminalbe­amte aussagte, der die Spuren am Fundort gesichert hatte, seien die Totenfleck­en noch verrückbar, die Leichensta­rre noch nicht vollständi­g ausgebilde­t gewesen, als man die Leiche fand. Das spreche für einen Todeszeitp­unkt ungefähr zwölf Stunden zuvor, also gegen 22 oder 23 Uhr am 25. Februar. Dies vermutete Nowak jedoch „mit großer Vorsicht“. Beim Ersticken müssten zudem Tat- und Todeszeitp­unkt nicht derselbe sein. Manche Opfer würden erst Stunden nach der Tat an den Folgen ihrer Verletzung­en sterben.

Der Prozess wird am kommenden Mittwoch, 13. Dezember, fortgesetz­t.

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