Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Erst Cello, dann Amseln
Sinfonieorchester spielt am zweiten Advent Dvoráks Cellokonzert und die sechste Sinfonie von Beethoven
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Das Sinfonieorchester Friedrichshafen bietet am Sonntag, 10. Dezember, um 19.30 Uhr ein Konzert im GZH. Neben Dvoráks Cellokonzert gibt es auch die sechste Sinfonie von Beethoven zu hören. Der Soliste des Abends ist der Cellist Gustav Rivinius, schreibt das Synfonieorchester in einer Ankündigung.
Johannes Brahms sagte kurz vor seinem Tod, hätte er gewusst, dass man ein solches Cellokonzert schreiben könnte, hätte er auch eines geschrieben. Es ging um das Violoncello-Konzert h-Moll von Antonín Dvorák. Es entstand gegen Ende von Dvoráks Amerika-Aufenthalt, in dem er auch die „Sinfonie aus der Neuen Welt” komponierte. Vielleicht lag es am Heimweh, dass er hier wieder auf seine böhmischen Wurzeln zurückgriff. Komponiert als Dialog, gönnt das Konzert dem Orchester eine ausführliche Einleitung, ehe das Cello antwortet und die Themen weitersingt. Im zweiten Satz zitiert Dvorák das Lieblingslied seiner gerade verstorbenen Schwägerin Josefine, in die er als junger Mann verliebt war. Den Finalsatz prägt bei allem stürmischem Aufbrausen eine wehmütige Stimmung.
„Es ist einfach das schönste Cellokonzert, das es gibt“, sagt auch Musikdirektor Joachim Trost. „Es hat sehr viel Sinfonisches und gibt doch dem Instrument weiten Raum.“Er steht gerade kurz vor der Hauptprobe mit dem Sinfonieorchester Friedrichshafen, am Sonntag ist Konzert im GZH. Zu der erwartet er schon den Solisten des Abends, den Cellisten Gustav Rivinius. Er errang 1990 mit 24 Jahren als bisher einziger deutscher Musiker den ersten Preis des Internationalen Tschaikowsky Wettbewerbs. Seither konzertiert er weltweit, unter anderem mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der Tschechischen Philharmonie, und dem Houston Symphony Orchestra. Auch als Kammermusiker ist er engagiert, etwa mit seinen Brüdern im Rivinius KlavierQuartett. Er gründete das Trio Gasparo da Salò, das Bartholdy Streichquintett und das Tammuz Piano Quartet. Rivinius lehrt als Professor an der Hochschule für Musik Saar, ab Herbst 2014 auch am Konservatorium Maastricht in den Niederlanden.
Vogelstimmen oder Bachgeplätscher
Ludwig van Beethoven nannte seine sechste Sinfonie „Pastoral-Sinfonie oder Erinnerungen an das Landleben“. Sie steht als zweites Werk auf dem Programm. „Beethovens Pastorale ist musikhistorisch sehr bedeutsam. Sie hat die weitere Entwicklung der Sinfonie geprägt“, sagt Trost. „Sie weist den Weg sowohl zur absoluten Musik als auch zur Programmmusik, obwohl Beethoven sich stets verbeten hat, sie als Programmmusik zu verstehen.“Sie zeichnet Empfindungen im Rahmen der Natur und ahmt lautmalerisch Vogelstimmen oder Bachgeplätscher nach. Im vierten Satz „Gewitter, Sturm“zucken hörbare Blitze durch die Musik und Donner grollt. Ob Beethoven die Partitur wirklich in Wiener Vororten schrieb und dabei auf die Stimmen in seiner Umgebung horchte, ist umstritten. Jedenfalls aber liebte Beethoven die Natur und fand in ihr Ruhe und Inspiration. Hector Berlioz nannte die Pastorale die „schönste der Beethovenschen Kompositionen“. Sie entstand gleichzeitig mit der als „Schicksalssinfonie“bekannten fünften Sinfonie, beide wurden 1808 gemeinsam in Wien uraufgeführt.