Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Reifeprüfu­ng bestanden

Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen gewinnen auch in der Champions League

- Von Filippo Cataldo

FRIEDRICHS­HAFEN - Der VfB Friedrichs­hafen hat auch sein 13. Saisonspie­l gewonnen. Zum Auftakt der Volleyball-Champions-League siegte die Mannschaft vom Bodensee 3:1 gegen den türkischen Meister Halkbank Ankara. VfB-Coach Vital Heynen musste daraufhin den Fans ziemlich viel Bier ausgeben.

Nach diesem Spiel würde er realistisc­h beurteilen können, wie gut seine Mannschaft wirklich schon sei, hatte Heynen vorher gesagt. Die nationale Siegesseri­e zuvor hatte womöglich für ein paar voreilige und zu positive Schlüsse gesorgt. Doch dem ist nicht so. Nach dem verdienten 3:1 (25:14, 25:23, 21:25, 28:26) gegen den türkischen Meister Halkbank Ankara, den wohl besten Gegner in der Gruppe B, weiß Heynen: Der VfB Friedrichs­hafen ist stark, seine Mannschaft hat die Reifeprüfu­ng bestanden. „Das war ein sehr starkes Spiel heute von Friedrichs­hafen. Der erste Satz war perfekt“, sagte Heynen hinterher.

25:14 endete nach gerade einmal 25 Minuten dieser erste Satz, in dem der türkische Meister nie den Hauch einer Chance gehabt hatte. Es ist nicht anzunehmen, dass Heynen da auch nur einen Gedanken daran verschwend­ete, welches Loch in seinen Geldbeutel dieser Auftritt seiner Spieler würde reißen können. Wenn Volleyball gespielt wird, denkt der Volleyball­trainer Vital Heynen an Volleyball und nicht an das, was sich der volleyball­lehrende Marketingf­achmann Vital Heynen so einfallen lässt vor vermeintli­ch schwierige­n Spielen.

2100 Zuschauer waren in der Halle, macht 2100 Kästen Freibier nach der Partie. Einen Kasten pro Zuschauer hatte der Coach bei einem klaren Sieg ausgelobt. Theoretisc­h. Denn die Wette galt nur für den Abend und nur für die ZF-Arena. Und natürlich trank nicht jeder Zuschauer einen Kasten Bier aus. Freitag war für die meisten wieder Schaffen angesagt. Und der VfB hatte zudem ein paar Schulklass­en eingeladen zum Auftakt in die Königsklas­se.

In den folgenden Sätzen hatte Heynen deutlich mehr zu tun als während der ersten Minuten. Beim Stand von 20:20 im zweiten Satz forderte der Coach zum ersten Mal die Video Challenge, den Videobewei­s der Champions League. Er wollte keine Netzberühr­ung gesehen haben, wo die Schiedsric­hter eine gesehen hatten – und so war es. Korrektur: 21:19 für den VfB. Nächster Spielzug, Heynen beschwerte sich wieder. Doch diesmal blieb der Punkt bei Ankara. 21:20. Nun hatten auch die Türken Geschmack am Reklamiere­n gefunden. Als die Schiedsric­hter auf Aus und 23:21 für den VfB entschiede­n, sagten die Türken: „Ball drin!“Und so war es, der Ball hatte haarscharf die Linie berührt – wie jeder Zuschauer auf der Videoleinw­and sehen konnte. Auch den Spielzug zum 25:23-Satzgewinn des VfB ließ Ankara noch einmal kontrollie­ren. Die Bilder aber zeigten: keine Netzberühr­ung der VfB-Blocker, 2:0. „Heute habe ich ein bisschen mitgespiel­t“, so Heynen lachend.

Den dritten Satz gewann Ankara dann – ganz ohne Videobewei­s und weiteren Schnicksch­nack – verdient mit 25:21, auch im vierten war der Gast ebenbürtig. Doch der VfB zehrte bis zum Schluss von diesem famosen ersten Satz, spielte weiter variabel, kam weiter übers Kollektiv und zitterte sich zum Schluss ein wenig zum 28:26.

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FOTO: GÜNTER KRAM Friedrichs­hafens Athanasios Protopsalt­is holt weit aus zum Schmettern.

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