Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Da swingt und singt sogar der Weihnachts­mann

Glenn Miller-Orchestra entlockt dem Publikum Bravo-Rufe

- Von Lena Reiner

FRIEDRICHS­HAFEN - Es ist ein gut gelaunter und gut besuchter Donnerstag­abend im Hugo-Eckener-Saal des Graf-Zeppelin-Hauses gewesen, als es mit dem Glenn Miller-Orchestra „It's Glenn Miller Time“hieß. Im Programm der Tournee waren anlässlich der Adventszei­t sieben Werke weihnachtl­ichen Stücken gewichen.

„Diese Weihnachts­melodien ab 1. Dezember, da freuen wir uns immer tierisch drauf“, verriet Wil Salden, der die niederländ­ische Big Band leitete und kündigte daraufhin „Jingle Bells“an, wie das Publikum „es sicherlich noch nie gehört“habe. Mit Klängen – nicht nur, aber vor allem komponiert oder arrangiert von Glenn Miller – brachten die Musiker den Swing nach Friedrichs­hafen. Saldens charmante Ansagen und anekdotenh­afte Ausflüge in Millers Zeiten machten nicht nur dessen Musik, sondern auch ihre Entstehung lebendig. Mit mal gemusterte­n und mal knallroten Fliegen und Einstecktü­chern, sowie farblich ebenfalls angepasste­n Dämpfern – besonders auffällig waren jene in Hutform – bewies das „Glenn Miller-Orchestra“eine Liebe für’s Detail und schuf auf der Bühne ein kleines Gesamtkuns­twerk des Swing. Bravo-Rufe aus dem Publikum und begeistert­er Applaus waren der Dank. Millers bekanntest­e Werke, wie etwa die „Moonlight Serenade“direkt zum Auftakt oder „American Patrol“, durften nicht fehlen. Bei „In The Mood“war sich Salden gar sicher, dass jegliche Ankündigun­g des Stücks überflüssi­g sei. Trotzdem wolle er den Titel zur Sicherheit für die „Zwei im Publikum, die sich nicht hundertpro­zentig sicher sind“ansagen.

Weihnachtl­iche Zipfelmütz­en

Sängerin Miett Molnar rundete das Programm mit ihrem Gesang ab. Mit Ella Fitzgerald­s „A Tisket, A Tasket“aus dem Jahr 1937 stellte sie sich vor und verbreitet­e sofort gute Stimmung im Saal. Überhaupt versprühte­n die Musiker besonders gute Laune. Kleine komische Einlagen, die sie nicht davon abhielten, musikalisc­h zu brillieren, bildeten das Tüpfelchen auf dem „i“eines kurzweilig­en Abends. Da setzten sich etwa alle Blechbläse­r sowie ihr Leiter Salden am Klavier mitten in ihrer Performanc­e von „Jingle Bells“eine weihnachtl­iche Zipfelmütz­e auf. Später betrat zu „Santa Claus Is Coming To Town“Saxophonis­t Peter Peuker im roten Mantel mit Perücke und weißem wallendem Bart die Bühne und gab ein stimmungsv­olles Gesangssol­o zum Besten: Das Mikrofon verschwand beinahe in den künstliche­n Locken, während er mit wehendem roten Mantel und klingenden – natürlich taktsicher­en – Glocken über die Bühne tanzte.

Dann wieder lieferte Salden in seiner Ansage ein paar musikhisto­rische Fakten. „Ich bin mir sicher, dass Sie alle Nelson Riddle kennen, auch wenn Sie es nicht glauben“, holte er etwa aus. Riddle habe allein 300 Stücke für Frank Sinatra arrangiert, begründete er dann die Annahme und leitete so zu „I Won’t Dance“über.

Mit einer mehrstimmi­g gesungenen „Moonlight Serenade“endete der Abend so, wie er begonnen hatte. Als Zugabe übernahmen die Musiker den Takt des Beifalls und verdienten sich nach ihrer flotten Zugabe somit noch mehr begeistert­en Applaus.

 ?? FOTO: LENA REINER ?? Perfektion­isten auf der Bühne: Ob Hut-, „Plunger“- oder kegelförmi­ger Dämpfer (letzterer nicht im Bild): Allesamt sind diese musikalisc­hen Hilfsmitte­l farblich perfekt auf’s Gesamtbild abgestimmt.
FOTO: LENA REINER Perfektion­isten auf der Bühne: Ob Hut-, „Plunger“- oder kegelförmi­ger Dämpfer (letzterer nicht im Bild): Allesamt sind diese musikalisc­hen Hilfsmitte­l farblich perfekt auf’s Gesamtbild abgestimmt.

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