Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aus zwei mach eins: Kindergarten zieht in Festhalle
Eriskirch baut bei der Kernsanierung der Wilhelm-Schussen-Halle gleich noch eine Betreuungseinrichtung ein
ERISKIRCH - Was tun, wenn Betreuungsplätze für den Nachwuchs fehlen, aber kein Geld für den Bau eines Kindergartens da ist, weil die Festhalle für sieben Millionen Euro saniert werden soll? Das musste sich die Gemeinde Eriskirch fragen und ist jetzt zu einer ungewöhnlichen Lösung gekommen: Bei der Kernsanierung der Halle wird ein Kindergarten eingebaut. „Es ist ein Wahnsinn, was wir mit dieser Lösung sparen“, betont Bürgermeister Arman Aigner.
Mit etwa sieben Millionen Euro rechnet der Rathauschef für die Kombination in Schlatt. 1,2 Millionen kostet die Betreuungseinrichtung, voraussichtlich schießt das Land Fördergelder in Höhe von 480 000 Euro zu. „Der Bau eines Kindergartens auf einem freien Platz hätte uns mindestens drei Millionen Euro gekostet“, ist sich Arman Aigner sicher. Im Sommer 2018 soll der Abriss der Wilhelm-Schussen-Halle starten, die Inbetriebnahme beider Einrichtungen ist 2020 angedacht. Der Gemeinderat hat das Häfler Architekturbüro Plösser bereits mit der Änderungsplanung der Festhalle beauftragt.
Die Idee: Den Kindergarten, in dem auf insgesamt 1200 Quadratmetern vier Gruppen, – zwei für Kinder unter drei und zwei für Kinder über drei, – untergebracht werden, zum einen in das Gebäude zu integrieren und zum anderen anzudocken. Die Maximalbelegung pro Gruppe beträgt 25 Kinder plus drei Notplätze. Der etwa 500 Quadratmeter große Anbau soll auf der Fläche zu Fußballplatz und Irisschule hin entstehen. Zwei Nachteile: Eine große Platane muss weichen, und die Fußballer des TSV Eriskirch verlieren ihre Umkleidekabinen in der Halle. Mit den Sportlern sei er jedoch im Gespräch und wolle für einen Ersatz im Bereich des Fußballplatzes sorgen, kündigt der Bürgermeister an, für den die Vorteile eindeutig überwiegen.
Als Beispiele nennt er die Nähe des neuen Kindergartens zur Irisschule und zur „Neuen Mitte“, die große Zahl an Parkplätzen, die schon vorhanden ist und viele Synergien, wie eine gemeinsame Nutzung der Küche. Und für die Halle selbst, die wie andernorts auch die meiste Zeit über leer stehe, seien die kleinen Mitbewohner ebenfalls ein Gewinn: „Dann haben wir fast immer Betrieb“, sagt Arman Aigner.
Die Pläne für die Festhalle seien trotzdem nicht umsonst, sondern hätten Bestand. Soll heißen: Es ist weiterhin vorgesehen, unter anderem das Fundament zu erhalten und in dem kernsanierten
Gebäude einen Kulturflügel, ein
Foyer und Vereinsräume für Musik und Sport unterzubringen. Laut Bürgermeister ist nur eine Zusatzplanung für den Kindergarten notwendig. Dass eine neue Betreuungseinrichtung überhaupt Thema geworden ist, liege an den vielen Kindern, die in Eriskirch auf die Welt kommen, was grundsätzlich ein „sehr schönes Problem“sei und daran dass die beiden katholischen Kindergärten voll belegt sind.
Zuletzt konnte Eriskirch auf das Zwergenhaus in Langenargen ausweichen. Weil die Nachbargemeinde sich aber auch über Zuwachs freuen darf, braucht diese die Plätze in ihrer Kinderkrippe in Zukunft selbst. Die Folge: „Wir haben sämtliche Flächen geprüft, die wir haben, wie zum Beispiel neben dem Lebensmittelmarkt Netto oder beim Naturschutzzentrum“, erklärt Arman Aigner. Doch habe sich irgendwann die Erkenntnis verdichtet, dass ein Neubau viel zu teuer wäre. Die Zwänge, die Festhalle zu sanieren und Betreuungsplätze zu schaffen, hätten schließlich zu dem Kombi-Konzept geführt.
Für die Umsetzungsphase sei denkbar, dass neben dem Kindergarten St. Maria in Eriskirch Containermodule aufgestellt werden. Die Gemeinde sei derzeit dabei, Details auszuarbeiten. Apropos Details: Im kommenden Jahr tagt wieder der Festhallenausschuss in öffentlicher Sitzung, zu der Arman Aigner alle Eriskircher einlädt. Denn im Moment stehe nur die Grobplanung, „die Feinplanung kommt noch“.
„Es ist ein Wahnsinn, was wir mit dieser Lösung sparen.“Arman Aigner