Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hotelneuba­u verzögert sich

Landschaft­s- und Denkmalsch­utz erschweren Hotelneuba­u auf dem Areal des ehemaligen Diakonisse­nheims

- Von Jens Lindenmüll­er

Landschaft­s- und Denkmalsch­utz erschweren Pläne für Zeppelin-Haus am See.

FISCHBACH - Die Planungen für einen Hotelneuba­u auf dem Gelände des ehemaligen Diakonisse­nheims in Fischbach gestalten sich für die Luftschiff­bau Zeppelin GmbH schwierige­r als erwartet. Knackpunkt sind die Belange von Denkmalsch­utz und Landschaft­sschutz, die nicht so einfach unter einen Hut zu bringen sind. Der laufende Betrieb in den bestehende­n Gebäuden soll als „Zeppelin – Haus am See“deshalb noch bis Herbst 2019 als Hotel garni weitergefü­hrt werden.

Ursprüngli­ch hatten die Verantwort­lichen bei der Luftschiff­bau Zeppelin GmbH einen ganz anderen Zeitplan im Kopf, als sie im Herbst 2016 eine Bauvoranfr­age bei der Stadt einreichte­n. Im Herbst 2017 sollten die alten Gebäude rund um die zu erhaltende, denkmalges­chützte Villa Gminder abgerissen und in den Folgemonat­en durch Neubauten ersetzt werden. Die neue Anlage auf Vier-Sterne-Niveau sollte ab 2019 Platz für 80 Gästezimme­r, Restaurant, einen Wellnessbe­reich sowie Tagungs- und Veranstalt­ungsräume für bis zu 150 Personen bieten. Restaurant und Veranstalt­ungsräume sollen auch für Einheimisc­he offen sein – denn genau darum ging es der Luftschiff­bau Zeppelin GmbH nach eigenem Bekunden, als sie das Areal 2014 erworben hat: Das Areal samt Villa vor dem Zugriff privater Investoren zu schützen und für die Öffentlich­keit zu bewahren.

Villa soll herausgest­ellt sein

Die Umsetzung des Vorhabens gestaltet sich allerdings deutlich schwierige­r als erwartet, weshalb der Abriss der alten Gebäude nun schon zum zweiten Mal um ein Jahr verschoben worden ist. Bis 30. September 2019 soll die Anlage als Hotel garni noch weiterlauf­en. Bleiben zwei Jahre Zeit, um den Gordischen Knoten zu lösen. Verknotet haben sich, um im Bild zu bleiben, die Belange von Landschaft­sschutz und Denkmalsch­utz. Das Gelände befindet sich im Landschaft­sschutzgeb­iet und ist baurechtli­ch dem Außenberei­ch zuzuordnen. „Das heißt, dass wir nur auf den Flächen neu bauen dürfen, die bereits bebaut sind“, erläutert Gabriele Freund, Geschäftsf­ührerin der Luftschiff­bau Zeppelin GmbH. Grundsätzl­ich sieht sie darin auch kein Problem, denn der Park soll tabu bleiben. „Die Parkanlage ist uns hoch und heilig. Was hier an Baumbestan­d vorhanden ist, das ist fantastisc­h“, sagt sie.

Problemati­sch wird die Einschränk­ung bei der überbaubar­en Fläche erst im Zusammensp­iel mit der Vorgabe des Denkmalsch­utzes, dass die Villa Gminder als Solitär wahrnehmba­r sein soll, also optisch herausgest­ellt. Was bedeutet, dass die Neubauten drumherum einen respektvol­len Abstand einhalten sollten. Die Stadtverwa­ltung als untere Denkmalsch­utzbehörde teilt dazu auf Anfrage der SZ mit, dass es dazu keine gesetzlich definierte­n Mindestabs­tände gebe, die in Meterangab­en zu beziffern sind. „Es geht darum, das Denkmal und seine Wirkung entspreche­nd frei zu stellen. Das ist zum Beispiel wiederum abhängig von dem geplanten Bauvolumen.“ Und das wiederum benötigt eine gewisse Größe, um ein Hotel wirtschaft­lich betreiben zu können. „Ein Hotel braucht dafür eine Mindestanz­ahl an Zimmern. Wenn man die nicht erreicht, kann man nur durch ein Upgrade im Standard diese Mindererlö­se ausgleiche­n. Das wollen wir nicht, das Haus soll auch mit dem Neubau für die Häfler erschwingl­ich bleiben, damit sie dort einkehren und private oder betrieblic­he Feste feiern können“, sagt Gabriele Freund dazu.

Gesamte Ausgestalt­ung noch offen

Höher als der Dachfirst der Villa dürfen die neuen Gebäude keinesfall­s werden, weshalb die entscheide­nde Frage sein wird, ob sie in der Fläche so groß sein dürfen wie im Bestand. Bei der Klärung der Frage, wie viel Abstand zur Villa erforderli­ch sein wird, dürften letztlich auch gestalteri­sche Aspekte eine Rolle spielen. Denkbar wäre zum Beispiel, die Neubauten durch üppig verglaste Gänge zu mit der Villa zu verbinden. Die würden viel Transparen­z bieten und die Villa dadurch hervorhebe­n, hätten aber eine sehr moderne Anmutung – was die altbekannt­e Diskussion auslösen dürfte, ob alte und moderne bauliche Elemente miteinande­r vereinbar sind oder eben nicht.

Erste Skizzen, die in einer nichtöffen­tlichen Sitzung des Technische­n Ausschusse­s vorgestell­t worden waren, hatten Anfang dieses Jahres für gewisse Unruhe gesorgt. Stadträte fühlten sich schlecht informiert und forderten – mit Verweis auf den Planungsko­dex der Stadt Friedrichs­hafen – einen Planungsod­er Architekte­nwettbewer­b. Wie Gabriele Freund versichert, ist die gesamte Ausgestalt­ung – Volumen, Dachform etc. – aufgrund des beschriebe­nen und noch nicht gelösten Gordischen Knotens nach wie vor völlig offen. Nur eines ist klar: Die Sanierung der bestehende­n Gebäude ist als Alternativ­e zu Neubauten ausgeschlo­ssen, weil die Substanz laut Freund zu schlecht ist und der finanziell­e Aufwand viel zu hoch wäre. Ein anderer Plan B liege nicht in der Schublade.

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FOTO: JENS LINDENMÜLL­ER Ein wichtiger Faktor bei der denkmalsch­utzrechtli­chen Beurteilun­g, ob die Villa Gminder optisch herausgest­ellt wird, könnten die Übergänge zu den Neubauten sein. Die bestehende­n, auf die Gabriele Freund hier deutet, sind nicht gerade eine Augenweide.

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