Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Partnerschaft mit Kamerun: Die Sorgen überwiegen
Der evangelische Kirchenbezirk Ravensburg unterstützt Schulen im District Fako South
FRIEDRICHSHAFEN - Mit mehr Bildung Veränderungen erreichen – das ist das Motto der Partnerschaft mit Fako South in Kamerun. Dabei hilft der evangelische Kirchenbezirk Ravensburg der kirchlichen Gemeinde im District Fako South bei Neubauten oder der Renovierung von Schulen. Allerdings gibt es wegen der politischen Situation derzeit große Probleme.
„Ausbildung ist eines der wichtigsten Themen, wenn es um die Entwicklung von Ländern geht“, sagt Pfarrer Hannes Bauer. Deshalb unterstützt der evangelische Kirchenbezirk Ravensburg den Bezirk Fako South im Süden Kameruns. Am Anfang der Partnerschaft ging es noch um kleinere Aktionen für die Gesundheit oder auch die Reparatur eines Kirchendachs. „Die Idee, dass wir gezielt in Bildung investieren, kam von unseren Partnern in Kamerun“, erzählt Bauer. Wichtig für die Partnerschaft sei vor allem, dass auf Augenhöhe gearbeitet wird. Sprich: „Die Kosten werden immer genau geteilt. Es ist nicht so, dass wir nur Geld geben und sie bauen, sondern wir tauschen auch Wissen aus.“
Etwa alle zwei Jahre stehen wechselseitig Besuche an, bei denen in Kamerun der Fortschritt der Schulen besichtigt wird. Beim letzten Besuch wurde eine Grundschule in Tiko eingeweiht, die unter anderem mit Geldern aus Friedrichshafen gebaut wurde. Die Schule sei sehr gut angenommen worden, vor allem die Kinder seien begeistert gewesen. Inzwischen ist die Stimmung aber leider nicht mehr so gut.
Bürgerkriegsähnliche Zustände
Kamerun ist in zwei Bereiche aufgeteilt: einen französischsprachigen und einen englischsprachigen Teil. „Es war schon immer so, dass der französischsprachige Teil die anderen unterdrückt hat. Aber die Ausmaße derzeit sind einfach schrecklich“, beschreibt Bauer seine Eindrücke. Seit dem ersten Oktober sei die Situation eskaliert, was unter anderem an Machtkämpfen im Land liege.
„Von einem auf den nächsten Tag wurde die englische Sprache quasi verboten. Die Lehrer konnten nicht mehr arbeiten und die Gottesdienste sollten nur noch auf Französisch gehalten werden“, sagt er. Um das auch durchzusetzen, sei sogar die Armee einmarschiert. „Das macht gerade vor allem den Kontakt sehr schwer. Manche unserer Partner arbeiten im benachbarten Nigeria und schicken uns von dort Nachrichten“, erzählt Bauer.
Boko Haram ist eine Gefahr
Das ist aber nicht das einzige Problem im District Fako South. Auch die Gefahr von Boko Haram ist noch nicht gebannt. „Viele Eltern, vor allem im ländlichen Bereich, wollen ihre Kinder aus Angst nicht mehr zur Schule schicken“, sorgt sich Bauer. Ein Mädcheninternat, das ebenfalls unterstützt wird, ist deshalb eingezäunt und wird Tag und Nacht bewacht. Nur dann sei ein Schulbesuch für die Kinder keine Gefahr. „Und deshalb brauchen wir auch für unsere neue Grundschule einen Zaun und Sicherheitspersonal“, erklärt Bauer. Außerdem muss die Schule, die von Mädchen und Jungen besucht wird, noch an das Strom- und Wassernetz angeschlossen werden. Weitere Überlegungen sind, ein Stipendienfond für Kinder einzurichten, die sonst die Schule nicht besuchen könnten. „Dafür brauchen wir natürlich Spendengelder“, sagt Bauer.
Nächstes Jahr besteht die Partnerschaft seit 20 Jahren. „Für das große Jubiläum haben wir schon ein ausführliches Programm geplant, unsere Freunde aus Kamerun wollen uns dafür besuchen“, erzählt Bauer. Auch dafür werden Spenden gesammelt, denn der Flug nach Deutschland sei nicht gerade billig. „Aber wir freuen uns auf unser Fest und wir hoffen natürlich, dass sich die politische Situation bis dahin beruhigt hat.“