Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Volksbank sieht sich auf einem guten Weg
Vorstand: Die Bank ist trotz Fusion gewachsen – Abteilungen müssen jetzt noch zusammenfinden
FRIEDRICHSHAFEN - Fast am Ziel: So lässt sich der Fortschritt der Fusion der Volksbanken Tettnang und Friedrichshafen laut den Vorständen Jürgen Strohmaier, Dirk Bogen, Harald Riehle und Thomas Stauber derzeit beschreiben. Die juristische Fusion im Juli und die technische Fusion im Oktober seien problemfrei gewesen. Und: Das Ganze sei „hinter den Kulissen“, vom Kunden quasi unbemerkt, abgelaufen.
Fusionen sind in der Regel Phasen großer Unsicherheit: Mitarbeiter wissen nicht, ob sie am Ende noch im Unternehmen beschäftigt sein werden und kündigen manchmal vorsorglich, Kunden sind sich im Unklaren über die künftige Geschäftspolitik. Das kann zu Stillstand oder negativen Effekten führen.
Die Volksbank FriedrichshafenTettnang hingegen ist in dieser Zeit gewachsen. Das Kundenvolumen etwa stieg um 6,2 Prozent auf derzeit fast 2,6 Milliarden Euro. Die Bank hat 55 000 Kunden und konstant etwa 32 000 Mitglieder. „Die Fusion wird akzeptiert im Markt“, folgert Harald Riehle daraus.
Als zentrales Instrument beschreiben die vier Vorstände neben guten Beratern die Informationspolitik. Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Strohmaier sagt: „Bei neuen Erkenntnissen erfolgte sofort Kommunikation.“Dies sei sehr wichtig gewesen, sowohl für Mitarbeiter als auch für Mitglieder und Kunden.
Thomas Stauber nennt als Beispiel den Fusions-Newsletter, mit dem die Mitarbeiter informiert worden seien: „Wir wollten früh Unsicherheit nehmen und Klarheit schaffen.“ Die Personalfrage etwa sei so von Anfang an geklärt gewesen, betont Strohmaier. Es habe keine Entlassungen oder Kündigungen wegen der Fusion gegeben, stattdessen sei die Bank mit Blick auf diese Zeit schon sehr frühzeitig zurückhaltend bei Neueinstellungen gewesen. Es seien sogar Spezialisten neu eingestellt worden. Insgesamt arbeiten jetzt fast 260 Mitarbeiter an 16 Standorten. „Wir bilden natürlich auch weiterhin aus“, sagt Jürgen Strohmaier. 24 Azubis hat die Bank derzeit.
Außenstellen bedeutsam
Es gibt ebenfalls eine Zusage, dass Filialen im Zuge der Fusion nicht angegriffen werden sollen. Anpassungen gab es lediglich im ehemaligen Grenzgebiet mit Eriskirch und Langenargen. Hier sind jeweils zwei Filialen zu einer zusammengeführt worden. Strategisch soll den Außenstellen auch weiterhin eine große Bedeutung zukommen.
Denn mit der Fusion sei es möglich, eine „Omnikanalbank“zu schaffen, so Thomas Stauber: Die Größe ermögliche es, dies im eigenen Haus zu entwickeln. Das heißt, dass der Kunde in Zukunft über alle Kontaktmöglichkeiten wie Internet, Telefon oder den Besuch in der Filiale auf Leistungen zugreifen können soll. Die Neuheit soll die „Durchlässigkeit“ zwischen den Kanälen sein. Wer per Internet Dienstleistungen der fusionierten Bank anfragt, soll nahtlos am Telefon oder in der Filiale weitermachen können. „Die Filialen haben dabei auch weiterhin eine zentrale Bedeutung“, sagt Stauber. „Online-Banking hat Grenzen“, ergänzt Harald Riehle.
Dennoch liegt noch ein Wegstück vor den Mitarbeitern. Immerhin gilt es, zwei Firmenkulturen zusammenzuführen. Nun seien beide „keine völlig unterschiedlichen Banken“, sagt Thomas Stauber. Man müsse sich dennoch besser kennenlernen und gemeinsame Aufgaben lösen. Wie das im Alltag abläuft, erklärt Dirk Bogen: Die Vorstände pendeln schon seit geraumer Zeit zwischen den Standorten, das gilt seit der technischen Fusion im Oktober auch für Mitarbeiter. Zuvor gab es an zwei Standorten Mitarbeiter, die für die selbe Aufgabe zuständig waren. Nun werden Abteilungen zusammengeführt. Das sei auch geprägt „von vielen Zusammenkünften“, so Bogen. Abteilungen wird es nur noch an jeweils einem Standort geben: So befindet sich das Kundenservice-Center mittlerweile in Tettnang, die Abteilung „Finanzen und Controlling“ist nach Friedrichshafen gezogen.
Dienstfahrten zwischen den Standorten sind nicht für alle Mitarbeiter möglich. Zum gegenseitigen Kennenlernen hat es jedoch verschiedene Veranstaltungen gegeben. Vereinzelt sind Kunden gerade aus Tettnang darüber gestolpert, dass Friedrichshafen im Namen der Bank vor Tettnang steht, obwohl Tettnang der größere Fusionspartner gewesen ist. Hierzu erklären die vier Vorstände, dass die Größe der Bank allein nicht ausschlaggebend habe sein können: „Hier waren wir uns einig, dass Friedrichshafen als Kreisstadt vor Tettnang steht.“
Mit der Fusion habe die Bank eine gute Größe, sagt Jürgen Strohmaier: „Es gibt jetzt keinen Handlungsdruck mehr. Auf der Basis können wir viele Jahre gut arbeiten.“Dirk Bogen ergänzt: „Wir haben eine optimale Betriebsgröße für die Region.“
Mit Blick auf die Fusion der Raiffeisenbank Oberteuringen und der Genossenschaftsbank Meckenbeuren sagen die Vier, dass das Ziel weiterhin sei, „dass die Volks- und Raiffeisenbanken in unserer Raumschaft zusammenfinden sollten“.