Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Baugebiet Berg: Krach um Lärmschutzwand
Baubehörden verteidigen Planung – Anwohner wollen Zebrastreifen und Tempo 30
FRIEDRICHSHAFEN - Ohne große Debatte hat der Gemeinderat am Abend des 11. Dezember ein Projekt verabschiedet, das bei den Vorberatungen noch für Kontroversen gesorgt hatte: die Lärmschutzwand an der Grötzelstraße in Berg. Nicht nur einige Ailinger Ortschaftsräte, sondern auch Anwohner bemängeln die Planung des Baugebiets.
Sie besteht aus drei Teilen, ist 150 Meter lang, zweieinhalb Meter hoch – und kostet 650 000 Euro: die Lärmschutzwand, die die Stadtverwaltung entlang der Grötzelstraße aufrichten möchte. Im Technischen Ausschuss, aber vor allem im Ailinger Ortschaftsrat hatte das Bauwerk nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst. SPD-Mann Heinz Tautkus sprach vergangene Woche dort aus, was wohl die meisten Ailinger Räte dachten: dass die Planung nicht besonders gelungen sei und man sich eine andere Lösung gewünscht habe. Als einen der Hauptkritikpunkte benannte er die topografische Beschaffenheit des Neubaugebiets. Tautkaus hatte gehofft, „dass der Bagger das Gelände so schleift, dass man auf Straßenhöhe herauskommt“. Stattdessen fällt es nach Westen deutlich ab, zur Grötzelstraße hin gibt’s einen bis zu zwei Meter hohen Abhang. Dies hat zur Folge, dass die Lärmschutzwand, wenn sie dort gesetzt wird, nur auf Bauchnabelhöhe im Erdgeschoss reicht – und somit für Zweifel an ihrer Funktionalität sorgt. Hubert Knoblauch (CDU) drückte seine Skepsis mit einer Enthaltung aus, die anderen Ailinger Räte stimmten mehr oder weniger zähneknirschend zu.
Was einen der betroffenen Berger Neubürger besonders ärgert: Um die Lärmschutzwand im oberen Bereich anbringen zu können, muss erst einmal der Abhang mit L-Steinen befestigt werden. Die Stadt habe die Übernahme der Kosten hierfür zugesichert, will jetzt aber die Anwohner zur Kasse bitten, sagt eine betroffene Frau. Es steht eine fünfstellige Summe im Raum. „Das hatte keiner von uns in der Finanzierung drin.“Sie beklagt auch, dass Tempo 30 und Zebrastreifen auf der Grötzelstraße in Aussicht gestellt worden waren, davon jetzt aber keine Rede mehr sei.
Diese Vorwürfe lässt die Stadtverwaltung nicht auf sich sitzen. „Bei der Ausschreibung des Baugebiets wurde keine Zusage für eine Tempo-30 Regelung gemacht. Die Einrichtung von 30er-Zonen ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Diese Voraussetzungen sind gesetzlich vorgegeben“, teilt die städtische Pressestelle auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung mit. Im Falle der Grötzelstraße sei es nicht vorgesehen, das Tempo auf 30 km/h zu reduzieren, da hierfür „keine Rechtsgrundlage“bestehe. Gleiches gelte für den Zebrastreifen, den sich die Anwohner wünschen. Auch hier gebe es Vorschriften, wann ein Zebrastreifen eingerichtet werden kann. Zählungen haben ergeben, dass die hierfür notwendigen Querungszahlen „bei Weitem“nicht erreicht würden. Was die Befestigung des Abhangs angehe, stehe man wegen der Kosten in Gesprächen mit den Eigentümern, lässt die Stadtverwaltung wissen. „Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir diese Ergebnisse nicht öffentlich machen können.“
Optimale Wirkung sichergestellt
Die Kritik an der Lärmschutzwand, die teilweise unterhalb des Fußbodenniveaus der Häuser gesetzt wird, kontern die Baubehörden mit dem Hinweis, dass diese „so nah wie möglich an der Lärmquelle, das heißt an der Straße“stehe. Damit sei die optimale Wirkung sichergestellt. Den Vorwurf, das Gelände nicht richtig eingeebnet zu haben, weist die Stadtverwaltung ebenfalls zurück. „Wir können die vorhandene Topografie nur in sehr geringem Maße verändern. Die Höhenverhältnisse von der Grötzelstraße zur Friedenstraße und zur Lohstraße sind nun mal so vorhanden“, richtet die Pressestelle aus dem Technischen Rathaus aus. „Wenn wir an der Grötzelstraße das Gelände flacher machen, dann gibt es im Baugebiet einen größeren Höhenversatz, der dann wiederum baulich auszugleichen wäre.“