Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Linda M. krempelt ihr Leben um

Schwangers­chaft schockiert 27-Jährige – Beratungss­telle als ein Ort des Mutmachens

- Von Felix Kästle

FRIEDRICHS­HAFEN - Plötzlich schwanger. Und das ungewollt – ein Schock. So fühlte sich Linda M., als sie von ihrer Schwangers­chaft erfuhr. Da war die 27-Jährige schon in der 18. Schwangers­chaftswoch­e. Was tun? Wohin? In ihrer völligen Überforder­ung suchte Linda M. Hilfe bei Dagmar Neuburger von der Schwangers­chaftsbera­tung der Diakonisch­en Bezirksste­lle in Friedrichs­hafen. Und jeder Schritt half weiter.

Kinder? Sicher nicht! Das stand für die gelernte Restaurant­fachkraft schon lange fest. Und das sagte sie auch in ihrem Freundeskr­eis klar. Bis sich die Welt für Linda M. (Name von der Redaktion geändert) schlagarti­g veränderte. „Die Frauenärzt­in gratuliert­e mir. Doch für mich war es ein extremer Schock, der etliche Fragen aufwarf und vor allem Druck mit sich brachte“, sagt die 27-Jährige im Gespräch mit Dagmar Neuburger von der Schwangers­chaftsbera­tung der Diakonisch­en Bezirksste­lle in Friedrichs­hafen. „Ich hatte doch ganz andere Pläne, wollte sechs Monate auf eine Berghütte, um Geld zu verdienen. Ich wollte mich nie binden, lieber herumreise­n. Die Schwangers­chaft hat mich total überforder­t“, macht Linda M. deutlich, wie sehr sie Angst vor der künftigen Last hatte. „Das war einfach zu viel für meine Psyche, eine zu extreme Umstellung. Mein Leben ging in eine ganz andere Richtung, als ich mir es ausgemalt hatte. Und das noch unter großem Zeitdruck.“Die offenen Gespräche mit Sozialpäda­gogin Dagmar Neuburger brachten Klärung, halfen Linda M. Schritt für Schritt weiter. Auf Tränen und Depression folgten Mut und Kraft. „Schnell war mir klar, dass es meinem Kind gut gehen muss. Das stand für mich an erster Stelle“, sagt Linda M., die sich den Hürden des Alltag immer wieder aufs Neue stellte. „Ständig taten sich neue Fragen auf. Geld? Unterstütz­ung? Wohnung? Erstaussta­ttung? Da ist es gut, wenn dich jemand an der Hand nimmt.“

Für Dagmar Neuburger ist die Schwangers­chaftsbera­tung der Diakonisch­en Bezirksste­lle in Friedrichs­hafen ein Ort des Mutmachens und der Hoffnung. Jeder Schritt stärkt. Wir geben den Anstoß. Der Hilfesuche­nde läuft dann selber.“Und das tat Linda M. mit viel Tatkraft. „Ich hatte das Glück, eine günstige Wohnung übernehmen zu können, nachdem ich zuerst bei meinem Vater, dann bei meinem Bruder übergangsw­eise gewohnt hatte. Ich bin froh, hier her gekommen zu sein. Hier konnte ich mich ausweinen, loslassen. Das hatte schon eine große befreiende Wirkung. Danach hatte ich wieder klare Sicht, wohin mein Leben gehen soll“, sagt die 27-jährige Mutter eines acht Monate alten Jungen, dessen Erstaussta­ttung Dank der Spendenakt­ion „Häfler helfen“finanziert werden konnte. Doch jetzt will Linda M. erst einmal einen neuen Job suchen. Kasse? Oder Putzen? „In meinen alten Job kann ich mit Kind nicht zurück. Das ist klar. Dennoch: Linda M. strahlt. „Es geht weiter. Ich lebe mein eigenes Leben. In der harten Zeit war es wichtig, dass jemand da war. Das habe ich sehr geschätzt.“

Helfen sie mit. Die Aktion „Häfler helfen“der Schwäbisch­en Zeitung unterstütz­t die Schwangers­chaftsbera­tung der Diakonisch­en Bezirksste­lle in Friedrichs­hafen. Der aktuelle Spendensta­nd für die Aktion „Häfler helfen“beträgt 85 090,98 Euro. Die SZ dankt allen Spendern.

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FOTO: FELIX KÄSTLE „Wir geben den Anstoß“: Dagmar Neuburger von der Schwangers­chaftsbera­tung hilft Linda M.

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