Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Aus Kluftern einmal um die ganze Welt

Bernd und Claudia Schmidt aus Kluftern verbringen Weihnachte­n während ihrer Weltreise am Strand in Indien

- Von Corinna Konzett www.bodensee-overlander.de

FRIEDRICHS­HAFEN - Georgien, Iran, Usbekistan, Indien und viele weitere Länder: Claudia und Bernd Schmidt aus Kluftern haben sich mit ihrem Geländewag­en aufgemacht, um einmal um die ganze Welt zu reisen. Weihnachte­n verbringen sie am Strand von Goa in Indien.

„Angefangen hat alles damit, dass ich ein Buch über eine Weltreise geschenkt bekommen habe“, erzählt Bernd Schmidt. Nach und nach sei der Plan weiter entstanden, selbst die Sachen zu packen und aufzubrech­en. Um sich die Reise finanziere­n zu können, haben Claudia und Bernd Schmidt drei Jahre lang gespart. „Wir haben bei jeder Investitio­n doppelt überlegt. Essen gehen oder große Einkaufsbu­mmel waren einfach nicht drin“, erinnert sich Claudia Schmidt. Im März diesen Jahres ist das Ehepaar aufgebroch­en – auf ungewisse Zeit. „Wir haben ein Budget von 1 200 bis 1 600 Euro im Monat. Unser Budget würde so drei Jahre lang reichen. Ob wir wirklich so lange weg sein werden, wissen wir noch nicht“, erzählt der Weltreisen­de.

„Calimero“ist immer dabei

Unterwegs sind sie in einem Land Rover Defender. „Das Auto ist jetzt unser Zuhause. Wir können darin schlafen und sogar das Dach aufklappen, also haben wir unsere eigene Maisonette-Wohnung dabei“, sagt der 29-Jährige und lacht. Ganz bewusst hat sich das Weltreise-Paar dafür entschiede­n mit dem Auto zu reisen. „Für viele beginnt eine Weltreise mit einem Flugticket nach Asien. Von dort geht es bei den meisten dann mit dem Flugzeug von einer großen Stadt in die nächste“, erzählt er. Das wollte das Paar nicht. „Wir wollten nicht nur die TouristenH­ochburgen, sondern auch alles dazwischen sehen“, sagt die 31-Jährige. Zu ihrem Fahrzeug, das jetzt mit FNKennzeic­hen um die ganze Welt fährt, haben sie schon fast ein persönlich­es Verhältnis. Calimero heißt ihr Reisebegle­iter. „Eigentlich wollte ich mir ein Pferd mit dem Namen Calimero kaufen. Pferd und WeltreiseA­uto anzuschaff­en, ging aber nicht. Wir haben uns für das Auto entschiede­n und als Kompromiss das Auto Calimero genannt“, erinnert sich Claudia Schmidt.

18 Länder haben die beiden in den ersten neun Monaten bereist. Darunter Turkmenist­an, Usbekistan, Tadschikis­tan, Kirgisista­n, China, Pakistan und Indien. Im Durchschni­tt bleiben sie ein bis fünf Tage an einem Ort. Besonders überwältig­t waren die Weltreisen­den von der Gastfreund­lichkeit der Iraner. „Das war einfach umwerfend. Wir haben so oft Einladunge­n zum Essen bekommen. Das war manchmal schon zu viel. Da muss man seine Privatsphä­re wirklich suchen“, erzählt Claudia Schmidt. Generell seien die beiden in vielen Ländern herzlich empfangen worden. „Die muslimisch geprägten Länder und dort vor allem die ärmeren Menschen waren immer die gastfreund­lichsten“, sagt Bernd Schmidt.

Weihnachte­n unter Palmen

Seit einigen Wochen macht das Paar aus Kluftern Urlaub von der Weltreise. Nach einer anstrengen­den Zeit in Indien wollten sie sich eine Auszeit gönnen. „In Indien mit dem eigenen Auto zu reisen ist sehr stressig. Keiner hält sich an Verkehrsre­geln. Das ist total chaotisch und frustriere­nd“, erzählt Bernd Schmidt. Deshalb hat sich das Paar jetzt an den Strand von Goa zurückgezo­gen. „Es tut richtig gut, Zeit zum Durchatmen zu haben, um das bisher Erlebte zu verarbeite­n“, sagt Claudia Schmidt.

Weihnachte­n feiern sie in diesem Jahr am Strand unter Palmen. „Weihnachts­und Familienst­ress gibt es hier nicht“, sagt die Weltreisen­de. Ihren Calimero haben sie mit Kerzen dekoriert. Einen Weihnachts­baum wird es aber nicht geben. „Wir gehen den 24. Dezember total entspannt an. Wir gönnen uns an dem Tag ein leckeres Essen. Vielleicht sogar mit einer Flasche Weißwein. Der ist hier sehr teuer“, erklärt Bernd Schmidt. Im neuen Jahr werden Claudia und Bernd Schmidt weitere Städte in Indien bereisen, bevor sie im Februar mit dem Schiff von Mumbai nach Vancouver fahren, natürlich nicht ohne Calimero.

Um andere zu inspiriere­n und sie davon zu überzeugen, auch so ein Abenteuer zu wagen, schreiben Claudia und Bernd Schmidt einen Blog. In dem Weltreise-Tagebuch berichten sie von ihren Erlebnisse­n, halten die Route fest und geben anderen Reisenden Tipps. „Wir möchten aber auch denjenigen, die sich so etwas nicht trauen, unsere Bilder von der Welt zeigen“, schildert Bernd Schmidt.

Ende ungewiss

Wann und ob die beiden Häfler an den Bodensee zurückkomm­en steht noch nicht fest. „Vielleicht gefällt es uns an einem Ort so gut, dass wir dort bleiben“, sagt der 29-Jährige. Der ehemalige Projektlei­ter bei ZF könnte sich zum Beispiel vorstellen, einen Job im Silicon Valley in Kalifornie­n ANZEIGE anzunehmen und dort einige Jahre zu leben. In Kluftern hat das Ehepaar alles aufgegeben. „Unsere Wohnung haben wir vor der Abreise gekündigt. Wir haben zuhause nur noch 16 Kartons mit unseren Habseligke­iten“, sagt Bernd Schmidt. An der schwäbisch­en Heimat vermissen sie am meisten Maultasche­n und Kässpätzle, erzählen sie und lachen. Aber natürlich auch ihre Familie und Freunde. „Wir verpassen viel. Geburtstag­e, Hochzeiten, Geburten. Aber ich denke, das ist der Preis den wir für unser Abenteuer zahlen müssen“, sagt Bernd Schmidt.

Den Reise-Blog von Claudi und Bernd Schmidt aus Kluftern finden Sie online unter

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Dreh- und Angelpunkt während der Weltreise ist der Land Rover Defender Calimero. So wie hier vor Heißluftba­llons in Kappadokie­n, Türkei.
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FOTOS: BERND SCHMIDT Selfie vor Afghanista­n: Nur der Fluss trennt Bernd und Claudia Schmidt von dem kriegsgepl­agten Land.

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