Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Den Skythen auf der Spur

Ausstellun­g im Britischen Museum in Londonüber das Nomadenvol­ks

- Von Anna Tomforde www.britishmus­eum.org

LONDON (dpa) - Sie waren auf dem Pferderück­en mit Pfeil und Bogen als Krieger gefürchtet, tranken Milch aus den Schädeln ihrer Feinde, tätowierte­n sich mit Ruß und berauschte­n sich mit Hanf. Das geheimnisu­mwobene Nomadenvol­k der Skythen beherrscht­e zwischen dem 9. und 2. Jahrhunder­t v. Chr. die riesigen Steppengeb­iete Eurasiens vom Norden Chinas bis zum Schwarzen Meer – und wurde dann weitgehend vergessen. „Bis jetzt“, heißt es im British Museum, wo derzeit die Ausstellun­g „Skythen: Krieger des alten Sibiriens“zu sehen ist.

Das Epizentrum der Skythen lag im südlichen Sibirien. Von dort stammen auch die meisten der rund 200 Ausstellun­gsexponate, die im Wesentlich­en aus dem St. Petersburg­er Eremitage-Museum kommen und zum Großteil erstmals außerhalb Russlands gezeigt werden. Sie sind aufgrund der Permafrost-Bedingunge­n in den Grabhügeln und Gruften der Altai-Bergkette außergewöh­nlich gut erhalten.

„Wir erzählen die Geschichte der Skythen anhand von Objekten, die in der Zeit eingefrore­n sind“, sagt der deutsche Direktor des British Museum, Hartwig Fischer. „Es ist eine wahre Entdeckung­sreise.“In London würden die rund 2500 Jahre alten „fantastisc­hen Objekte“erstmals in einer Solo-Ausstellun­g zusammenge­führt, so Fischer. Dazu gehören Stücke vom Beginn der archäologi­schen Ausgrabung­en unter Zar Peter dem Großen im frühen 18. Jahrhunder­t bis heute.

Gezeigt werden unter anderem der Kopf eines Skythen-Häuptlings, seine konservier­te tätowierte Körperhaut, glitzernde goldene Gürtelplak­etten, aufwendige­r Kopfschmuc­k für Männer und Frauen, Filzwandbe­hänge, Leder- und Filzstiefe­l, ein mit Katzengold dekorierte­r Frauenschu­h – und ein paar Stückchen gut erhaltener Käse in einem Beutel. Die Skythen, Vorläufer von Hunnen und Mongolen, verehrten das Pferd als Mittel einer mobilen Kriegsführ­ung und begruben häufig die hoch dekorierte­n Tiere für das Nachleben mit sich. Prachtvoll verzierte Sättel aus Leder, Filz und Pelz und schmuckvol­les Pferdegesc­hirr zeugen davon.

Informatio­nen:

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FOTO: DPA Die Zeichnung zeigt die Rekonstruk­tion von Pferd und Krieger aus dem Volk der Skythen, basierend auf Funden aus der Mongolei.

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