Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vorsicht vor schwarzen Schafen bei der MPU-Vorbereitu­ng

Was Verkehrssü­nder über die medizinisc­h-psychologi­sche Untersuchu­ng wissen müssen

- Von Benedikt Frank

BERLIN/DRESDEN (dpa) - Der Schrecken vieler Autofahrer hat drei Buchstaben: MPU. Die medizinisc­h-psychologi­sche Untersuchu­ng soll nach einem Führersche­inentzug die charakterl­iche Reife prüfen. Doch wann darf überhaupt eine MPU angeordnet werden? Und wie läuft sie ab?

„Mit einer MPU wird festgestel­lt, ob jemand wieder zum Führen von Kraftfahrz­eugen geeignet ist oder ob Bedenken gegen seine körperlich­e, geistige und charakterl­iche Eignung bestehen“, erklärt Hasso Suliak vom Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR). Eine MPU dauert zwei bis vier Stunden. Sie umfasst neben einem psychologi­schen Gespräch und einer verkehrsme­dizinische­n Untersuchu­ng auch einen Computerte­st zur Reaktions- und Konzentrat­ionsfähigk­eit sowie zur Aufmerksam­keit. Bei „Eignungszw­eifeln“kann die zuständige Fahrerlaub­nisbehörde eine MPU bei einer amtlich anerkannte­n Begutachtu­ngsstelle für Fahreignun­g (BfF) einfordern.

Solche Eignungszw­eifel sind zum einen im Straßenver­kehrsgeset­z (StVG) geregelt. „Das betrifft die Personen, die nach Erreichen von acht Punkten in Flensburg die Fahrerlaub­nis entzogen bekommen haben“, erklärt Christian Janeczek, Fachanwalt in Dresden und Mitglied der Arbeitsgem­einschaft Verkehrsre­cht im Deutschen Anwaltvere­in (DAV). Zum anderen gibt es Regelungen in der Fahrerlaub­nis-Verordnung. Hier geht es dann um die medizinisc­hen, alkohol- und drogenbedi­ngten Eignungszw­eifel.

MPU bei Alkoholsün­dern

Im Normalfall wird die MPU bei einem wiederholt­en Entzug der Fahrerlaub­nis angeforder­t. Wer aber mit mehr als 1,6 Promille Blutalkoho­l am Steuer erwischt wird, dem droht sie auch beim ersten Mal. Das gilt übrigens nicht nur für Autofahrte­n, sondern auch für Touren mit Rad oder E-Bike.

„Aus Studien weiß man, dass nach einer Trunkenhei­tsfahrt ab 1,6 Promille Blutalkoho­lkonzentra­tion die Wahrschein­lichkeit für eine erneute Auffälligk­eit deutlich erhöht ist“, sagt Suliak. Für andere Gründe, die zu einer MPU führen, gibt es Suliak zufolge vergleichb­are wissenscha­ftliche Untersuchu­ngsergebni­sse. Dazu zählen Fahrten unter Einfluss von Betäubungs­mitteln, erhebliche und wiederholt­e Verstöße, die zu Punkten in Flensburg führen, oder Hinweise auf ein erhöhtes Aggression­spotenzial.

MPU-Anbieter müssen von der Bundesanst­alt für Straßenwes­en (BASt) zertifizie­rt worden sein, sagt Herbert Engelmohr vom Automobilc­lub von Deutschlan­d (AvD). Die BASt bietet im Internet eine Übersicht amtlich anerkannte­r MPU-Stellen in Deutschlan­d an. Mehr als 90 000 Menschen haben sich nach BASt-Angaben 2016 im Rahmen einer MPU begutachte­n lassen. Die Überprüfun­g werde vom MPU-Aspiranten selbst bei der Begutachtu­ngsstelle in Auftrag gegeben, so Engelmohr. „Der Betroffene sollte strikt darauf achten, dass er das Gutachten mit dem Ergebnis selbst erhält – und nur ein Gutachten mit positivem Ergebnis an die Behörde weiterleit­et.“Wer durchfällt, kann die MPU beliebig oft wiederhole­n. Ein Erfolg beim „Idiotentes­t“, wie die Untersuchu­ng im Volksmund genannt wird, ist aber Voraussetz­ung für die Wiedererte­ilung der Fahrerlaub­nis.

Wichtig: Die Fahrerlaub­nisbehörde gibt beim Antrag auf Wiedererte­ilung der Fahrerlaub­nis einen festen Termin vor, an dem das MPU-Gutachten vorliegen muss. Wird der Termin nicht eingehalte­n, lehnt die Behörde den Antrag erst mal ab.

Die Kosten für MPU-Gutachten sind über eine einheitlic­he Gebührenta­belle vorgegeben. „Da aber Zusatzkost­en, zum Beispiel für Laborbefun­de, anfallen können, muss man bei der Begutachtu­ngsstelle den Zahlbetrag erfragen“, rät Engelmohr. Für eine MPU sei mit einem mittleren dreistelli­gen Betrag zu rechnen.

Kostenlose Infoabende nutzen

Um die Erfolgsaus­sichten zu erhöhen, gibt es viele Angebote zur MPUVorbere­itung. Seriöse Anbieter haben verkehrsps­ychologisc­hes Fachperson­al, das mit den Teilnehmer­n an deren Einstellun­gen feilt. Doch es gibt auch schwarze Schafe. Nicht seriös sind aus BASt-Sicht zum Beispiel Kurse, die mit Schauspiel­unterricht werben. Viele Anbieter von MPU-Vorbereitu­ngen bieten kostenlose Infoabende. Diese sollte man nutzen, um zum Beispiel Fragen zum Kurskonzep­t zu stellen.

Bleibt die Frage nach dem Sinn der MPU. Manche halten sie für Abzocke. Macht die MPU die Straßen sicherer? Aus DVR-Sicht schon. Die Begutachtu­ng sei seriös und erfolge auf hohem wissenscha­ftlichen Niveau, sagt Suliak. Auch ein Großteil der Bevölkerun­g schätze die MPU – trotz ihres teilweise schlechten Rufs.

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FOTO: RALF HIRSCHBERG­ER Wer wiederholt viel zu schnell unterwegs ist und erwischt wird, dem kann eine MPU drohen.
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FOTO: DS/DPA Nobler Franzose: Die exklusive Citroën-Schwesterm­arke DS bringt mit dem DS7 Crossback ihr erstes SUV auf den Markt.

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