Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Landung mit gestutzten Flügeln
2017 erhält Friedrichshafen ein Luftfahrtdenkmal, mit dem keiner gerechnet hatte - Es spaltet Stadt
FRIEDRICHSHAFEN - Das im Jahr 1977 entführte Flugzeug „Landshut“soll nach Friedrichshafen ins Dornier-Museum kommen. Als dieses Gerücht im Juli 2017 aufkommt, halten es viele Menschen für einen Witz - einige sogar für einen besonders schlechten.
Am Ende überholt die Realität jedwede Fantasie. Tatsächlich gelingt es Dornier-Museumschef David Dornier in geschickten Verhandlungen mit dem Auswärtigen Amt, Friedrichshafen ein so faszinierendes wie auch umstrittenes Ausstellungsstück zu sichern. Während im Hintergrund allerlei Konkurrenten, darunter Flensburg, auf unbekannte Art und Weise ausgestochen werden, entbrennt in der Öffentlichkeit eine Debatte.
Heftige Debatte
Darf, muss, soll dieses Flugzeug - in dem der Pilot von Terroristen erschossen wurde, in dem Dutzende Menschen die schlimmsten Tage ihres Lebens verbrachten, ehe es zum Symbol für eine wehrhafte Demokratie wurde - ausgestellt werden? Darüber gibt es in Friedrichshafen und darüber hinaus heftige Auseinandersetzungen.
Aus der Kommunalpolitik und dem Büro des Häfler Oberbürgermeisters kommt schließlich das Signal: Geld aus Friedrichshafen wird die „Landshut“auf keinen Fall bekommen.
Sengende Hitze
Doch gegen die Macht von Auswärtigem Amt, Bild-Zeitung und DornierMuseum, die hinter dem Projekt stehen - und auch vielen Häflern, die die Idee unterstützen - kommen die Kritiker am Ende nicht an. So hebt eines Tages eine Gruppe an Technikern ab, fliegt nach Brasilien, wo die Landshut vor sich hin rottet, baut das Flugzeugwrack in sengender Hitze auseinander und hievt es in Einzelteilen in eines der größten Transportflugzeuge der Welt.
Jürgen Vietor reist an
Zwei Tage später, am 23. September 2017, vor Tausenden Zaungästen, kommt die Landshut schließlich in Friedrichshafen an. Zeitzeugen geben Interviews vor der Maschine, die nach 40 Jahren wieder heimischen Boden berührt. Die Helden und Opfer von damals, darunter LandshutCopilot Jürgen Vietor, reisen zum Ereignis an.
Dann kommt das Wrack in eine Flugzeughalle. Die Tore schließen sich - und viele Fragen zum Projekt „Landshut“sind bis heute offen. Wer bezahlt letztlich welchen Teil der Ausstellung des Flugzeugs? Wie wird die Ausstellung des Terror-Mahnmals am Ende aussehen? Die „Landshut“wird auch 2018 nicht aus den Nachrichtenspalten verschwinden.