Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Vorsicht: Weihnachtsbaum
Weihnachtsbäume wurden von der Natur nur geschaffen, um die Menschheit in den Wahnsinn zu treiben. Glauben Sie nicht? Diese drei Beispiele beweisen es:
So hat es der Schreiber dieser Zeilen heuer zum zweiten Mal in Folge geschafft, einen Baum zu erwerben, der höher als das eigene Wohnzimmer ist. Alle Beteuerungen des Verkäufers („Der passt schon nei“) halfen nichts – dem Baumstamm wurde mit einer Stichsäge zu Leibe gerückt. Das sorgte wiederum dafür, dass der Rest-Stumpf wegen herausragender Äste nicht mehr in den Baumständer passte. Erst nach dreimaligem Nachsägen des mittlerweile sehr verunstalteten Gewächses passten Baum, Ständer und Zimmer schließlich zusammen. Dass stattdessen das Sägeblatt verbogen und das Parkett ruiniert waren – geschenkt.
Kollegin H. hatte dieses Jahr weniger Glück. Sie stellte nach erfolgreicher Montage samt Schmückens des eigenen Weihnachtsbaums fest, dass er schief stand. Also robbte sie unter ihre Abies nordmanniana, um die Schieflage am Ständer nachzujustieren – woraufhin der gesamte Baum samt Schmuck auf sie stürzte. Abgesehen von drei verschluckten Baumkugeln und einer schicken Lamettafrisur geht es der Kollegin den Umständen entsprechend wieder gut.
Kollegin P. berichtet nun, ein entfernter Verwandter habe seiner Tochter versprochen, sie dürfe sich zum ersten Mal einen Weihnachtsbaum für das elterliche Wohnzimmer aussuchen. Die Folge war, dass sich Töchterchen einen kapitalen Baum aussuchte, wie er sonst auf Marktplätzen zu stehen pflegt. Wer die Durchsetzungskraft kleiner Kinder kennt, weiß, dass der Baum schließlich gekauft wurde. Es ist nun nicht überliefert, wie viele Stichsägeblätter verbogen wurden, als der Vater die Zimmerdecke für den Baum kreisrund aufsägen musste. Doch als wir neulich lasen, dass ein Weihnachtsbaum bei der Anlieferung umgestürzt und mehrere Autos unter sich begraben haben soll, wussten wir, von wem da die Rede ist.