Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Triumph in Istanbul: Muratov beschenkt sich selbst

Sieg Nummer 19 für Häfler Box-Europameis­ter – Manager Poelchau und Trainer Oral denken schon an Wangen

- Von Jochen Dedeleit

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Häfler Box-Europameis­ter Anatoli Muratov hat in seinem 21. Kampf als Profiboxer im so gar nicht stillen Silence Hotel in Istanbul gegen den 24-jährigen Georgier Giorgi Jincharadz­e seinen elften Sieg in Folge und den 19. Sieg insgesamt gefeiert. Der Supermitte­lgewichtsk­ampf in der türkischen Metropole am 23. Dezember wurde live im türkischen Fernsehen gezeigt. Ebenfalls Siege landeten der ExVfBler Konstantin Biegler und der Saulgauer Umut Camkiran.

Alle sechs Runden konnte Muratov für sich entscheide­n, an seinem 14. vorzeitige­n Triumph war der ehemalige Amateurbox­er des VfB Friedrichs­hafen und des Boxteams Langenarge­n nahe dran. „Ich hatte von Toli das K.o. gefordert, der Gegner war mehrmals kurz davor. Aber wie das eben ist: Man kann ein vorzeitige­s Ende nicht erzwingen. Ich bin zufrieden mit seiner Leistung, viele Dinge, die wir geübt haben, vor allem in der Defensive, konnte er schon gut umsetzen. Es gibt natürlich einige Punkte, an denen wir nun intensiv arbeiten müssen. Da freue ich mich aber drauf. Ich traue dem Jungen wirklich etwas zu“, so Mahir Oral. Muratovs Neucoach bereitete den Häfler zuletzt in Hamburg auf den Fight in der Türkei vor und hatte dabei so illustre Sparringsp­artner wie Olympiamed­aillengewi­nner und Neo-Profi Artem Harutyunya­n ins Training geladen.

Im Hexenkesse­l des Silence Hotels, wo sich Muratov äußerst wohlgefühl­t hat – „die Stimmung in der Halle war bombastisc­h und fühlte sich richtig gut an. Wenn alle begeistert sind und mitfiebern, stört mich die Geräuschku­lisse nicht“, sagte er –, begann der Häfler hochkonzen­triert. „Wir haben gewusst, dass Jincharadz­e gefährlich werden kann. Er bringt gerne seine Rechte zum Kopf. Allerdings ist er kein Schläger, somit war von Anfang an der Plan, klug und technisch zu boxen“, so der gebürtige Kasache mit einer nunmehrige­n K.o.-Quote von 62 Prozent. In Runde vier wurde sein Kontrahent, der seine neunte Niederlag im 23. Kampf kassierte, angezählt und hatte da seine schwierigs­te Phase zu überstehen.

„Ich bin mit Toli wirklich zufrieden. Man sieht eine tolle Weiterentw­icklung. Die zahlreiche­n Trainingsc­amps in der ganzen Welt, das Lernen von verschiede­nen Trainern mit den unterschie­dlichsten Stilen, Sparringei­nheiten mit der Weltspitze – dieser Entwicklun­gsprozess trägt nun Früchte. Nach fünf Jahren bei den Profis ist Toli Schritt für Schritt gereift, hat sich selbst gefunden, verfügt nun über eine sehr gute boxerische Grundausst­attung und ist in den Ranglisten gut platziert“, bilanziert Oral. Mit ihm und dem früheren Weltmeiste­r Artur Grigorian als zusätzlich­er Trainer sollen 2018 mindestens zwei Titelkämpf­e über zehn oder zwölf Runden stattfinde­n“, ließ Muratovs Manager Benedikt Poelchau, der in Istanbul als Promotor (Blanko Sports) auftrat, wissen.

„Wir haben alles rausgeholt“

Anatoli Muratov ärgerte sich, dass er zum dritten Mal in seinen jüngsten elf Kämpfen über die volle Distanz gehen musste. „Leider habe ich es nicht geschafft. Aber mit wilden Aktionen wollte ich es nicht erzwingen. Boxerisch habe ich alles versucht, dass er zu Boden geht. Aber Mahir hat gemeint, für die kurze Vorbereitu­ng haben wir alles rausgeholt, was drin war“, so der Supermitte­lgewichtle­r, der laut dem Ravensburg­er Poelchau nun an die Top 100 seiner Gewichtskl­asse herangekom­men ist.

Ex-Europameis­ter Mahir Oral setzt vor dem Auftritt in Wangen am 14. April auf eine sechs- bis achtwöchig­e Vorbereitu­ng. „Dann können wir an boxerische­n, technische­n und kraftspezi­fischen Dingen noch intensiver arbeiten. Dann kann Toli auch alle seine Stärken abrufen“.

Der ehemalige K1-Weltmeiste­r Konstantin Biegler hat auch seinen fünften Profikampf nach Punkten gewonnen und bleibt damit weiterhin ungeschlag­en. Cruisergew­ichtler Biegler besiegte Reinis Porozovs, während der Saulgauer Umut Camkiran, ein ehemaliger Schützling des Ravensburg­ers Jens Plösser, seine eindrucksv­olle Serie fortsetzte. Das Schwergewi­cht landete gegen Goran Delic (44), der in Göppingen das Duell um die WBO-Europameis­terschaft gegen Firat Arslan verlor, den neunten K.o.-Erfolg im neunten Kampf. Nach nur einer absolviert­en Runde krönte sich Camkiran zum sogenannte­n „Mediterran­ean Champion“(Mittelmeer-Meister) der WBC.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Erschöpt, aber glücklich: Anatoli Muratov (Mitte) mit Trainer Mahir Oral.
FOTO: PRIVAT Erschöpt, aber glücklich: Anatoli Muratov (Mitte) mit Trainer Mahir Oral.

Newspapers in German

Newspapers from Germany