Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kreis ist beim Einkommen spitze
25 186 Euro hat im Schnitt jeder im Bodenseekreis jährlich zur freien Verfügung
BODENSEEKREIS (sz) - Die Wirtschaft boomt, die Arbeitsmarktlage ist glänzend und die Konsumlaune hoch – zur Freude der Geschäfts- und Firmeninhaber. Deutschlandweit kletterte das verfügbare Einkommen je Einwohner zwischen 2010 bis 2015 um 11,8 Prozent. Für den Bodenseekreis verzeichnet die Statistik im selben Zeitraum einen Anstieg von 19,0 Prozent, wie der Zeitungsdienst Südwest schreibt.
Im Schnitt konnte im Kreis jeder zuletzt 25 186 Euro nach Lust und Laune ausgeben oder sparen – mehr als im landesweiten Schnitt, den die Statistiker für Baden-Württemberg, Land mit 23 540 Euro angeben. In der „Einkommens-Bundesliga“unter 402 ausgewerteten Städten und Kreisen landet der Bodenseekreis damit im Jahr 2015 auf Platz 22.
Die Jahreszahl mag irritieren: Sie reicht nur bis 2015 und ist doch das aktuellste, was die behördlichen Einkommensdatenbanken hergeben. Dabei gilt es auf die Feinheiten zu achten. Es sind nicht die Einkünfte, die beim Finanzamt versteuert werden, sondern es geht um das „verfügbare Einkommen“, das nicht zu verwechseln ist mit den Löhnen und Gehältern. Das verfügbare Einkommen ist eine Nettoeinkommensgröße, die sowohl Einkommen aus unselbstständiger Arbeit als auch Einkünfte aus freiberuflicher beziehungsweise unternehmerischer Tätigkeit sowie Vermögenseinkünfte beinhaltet, so die Erklärung der Statistiker. Hinzukommen aber auch Sozialtransfers wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und andere staatliche Leistungen. Abgezogen wiederum sind Steuern und Sozialbeiträge. Es ist also das Geld, das Mann und Frau tatsächlich für ihre Bedürfnisse – von der Miete, über Kredite, fürs Essen, Kleidung, Urlaub, Sparen und so weiter – ausgeben oder anlegen können. Allerdings: Preisentwicklung und Inflationsrate sind nicht berücksichtigt.
Deutschland ist freilich nicht gleich der Bodenseekreis. Deutschlandweit lag das verfügbare Einkommen 2015 bei 21 583 Euro, sagen die aktuellen Daten des Statistischen Landesamts. Im Bodenseekreis lag dieses Einkommen bei 25 186 Euro, also um 3603 Euro höher als der Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2008 waren es in Schnitt 20 910 Euro gewesen (Bund: 18 768 Euro) und im Jahr 2010 durchschnittliche 21 157 Euro (Bund: 19 312 Euro).
Und wer kann nun das meiste Geld ausgeben? Auf Länderebene sind das die Hamburger (23 862 Euro), auf Stadt- und Kreisebene hingegen die Bürger der Stadt Heilbronn: Sie haben im Schnitt 35 663 Euro pro Jahr zur freien Verfügung, knappe 3000 Euro pro Monat. Auf Platz zwei landete der Kreis Starnberg, dritter wurde der Hochtaunuskreis. Nicht einmal halb so viel Geld in der Tasche haben demgegenüber die Bürger der nordrhein-westfälischen Stadt Gelsenkirchen (16 274 Euro), die das Schlusslicht dieser Bundesliga bilden, dicht gefolgt vom Kreis Vorpommern-Greifswald und der Stadt Duisburg.
Blickt man auf die Entwicklung der verfügbaren Einkommen und als zweiten Maßstab auf das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner, das im Bodenseekreis um 26,6 Prozent von 35 379 Euro (Jahr 2008) auf 44 782 Euro (Jahr 2015) gewachsen ist, lässt sich Folgendes feststellen. Die verfügbaren Einkommen sind im selben Zeitraum mit 20,4 Prozent um 6,1 Punkte geringer gewachsen als das lokale Bruttoinlandsprodukt. Da besteht sicher noch Luft für eine Kaufkraftstärkung. Vorausgesetzt, die kalte Progression frisst sie nicht auf.