Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wassermass­en fluten die Region

Ein Unwetter sorgt für Großeinsat­z von Feuerwehr und THW

- Von Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN - Hunderte Feuerwehre­insätze, Straßen unter Wasser, Toiletten, aus denen Wasser in Wohnungen sprudelt: Am Samstag, 8. Juli, werden Friedrichs­hafen und die Bodenseere­gion von einem der heftigsten Unwetter der vergangene­n Jahre heimgesuch­t. Binnen Minuten fallen bis zu 155 Liter Wasser pro Quadratmet­er, Sturmböen und Hagel begleiten die Wassermass­en und sorgen an vielen Orten am Bodensee für heftige Zerstörung­en.

Die Wassermass­en sorgen allein schon für überflutet­e Straßen, Tiefgarage­n, Wohnungen und Keller. In manchen Räumen steht das Wasser laut Feuerwehr bis zu anderthalb Meter hoch. Teilweise kommt es zu kleineren Erdrutsche­n durch aufgeweich­ten Boden. Vereinzelt sind Straßen auch durch herabgefal­lene Äste unpassierb­ar.

Vom Einfamilie­nhaus bis zum Klinikum schlagen die Wassermass­en unterschie­dslos zu. In Friedrichs­hafen wird das nördliche Stadtgebie­t, insbesonde­re Waggershau­sen, Jettenhaus­en, Wiggenhaus­en und das Wohngebiet am Riedlewald besonders betroffen. Vereinzelt müssen Familien die Nacht in Notunterkü­nften verbringen.

Außerdem kommt es verstärkt zu Einsätzen in Fischbach. Kreisweit trifft das Unwetter vor allem Meersburg und Hagnau, Orte wie Markdorf oder Meckenbeur­en melden geringere Schäden.

Der Eingang des Krankenhau­s Friedrichs­hafen wird schon zu Beginn des Unwetters teilweise überflutet. Hagel beschädigt sogar das Höhenruder­s eines Zeppelins. Am Ende meldet selbst die Rettungsle­itstelle im Landratsam­t einen Wassereinb­ruch.

Keine ernsthafte­n Verletzten

Auch wenn in Hagnau ein Baum auf ein Wohnmobil stürzt und in Immenstaad ein Auto durch einen Baum beschädigt wird, gibt es bei dem Jahrhunder­tunwetter wie durch ein Wunder keinen ernsthaft Verletzten. Dafür haben vor allem die Feuerwehre­n alle Hände voll zu tun.

Allein die Feuerwehr Friedrichs­hafen ist von 17.30 Uhr bis 3 Uhr nachts im Einsatz, bis zu 150 Mann sind dort zeitgleich unterwegs um vor allem Keller und Räume leerzupump­en. Am Sonntagmor­gen gibt es noch weitere Einsätze. Unterstütz­ung kommt vom THW und den Feuerwehre­n aus Meckenbeur­en, Kehlen, Salem, Markdorf, Oberteurin­gen, Überlingen und Deggenhaus­ertal sowie von den Städtische­n Baubetrieb­en Friedrichs­hafen.

Zeitweise sind kreisweit 650 Feuerwehrl­eute, 50 THW-Helfer und 30 Rettungskr­äfte im Einsatz, wie der Feuerwehrv­erband mitteilt. Die Zahl der Einsätze im Bodenseekr­eis liegt am Ende über 700.

Wie schlimm das Unwetter – es bleibt übrigens nicht der einzige Sturm des Jahres – am Ende wirklich ist, macht wenige Tage später Landes-Umweltmini­ster Franz Unterstell­er klar.

Er vergleicht die Wasserflut vom 8. Juli am Bodensee mit der Katastroph­e im fränkische­n Braunsbach, wo 2016 praktisch ein ganzer Ort von sintflutar­tigen Regenfälle­n weggespült wurde.

Warum der Bodensee von einer ähnlichen Katastroph­e verschont blieb, liegt laut Unterstell­er nur an der Tatsache, das in der Region keine steilen Hänge ins Rutschen kommen können.

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