Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Angststörungen sind weit verbreitet
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - In der Region Bodensee-Oberschwaben sind im Jahr 2016 8249 AOK-Versicherte in ärztlicher Behandlung gewesen, wie die Krankenkasse mitteilt.
Angst ist ein normales Gefühl, das uns vor gefährlichen Situationen schützt. Angst versetzt den Körper in Alarmbereitschaft, damit er schnell reagieren kann. Bei Menschen, die an einer Angststörung erkrankt sind, tritt die Angst auch in Situationen auf, die keine Gefahr darstellen. Das Panikgefühl nimmt überhand und ist nicht zu kontrollieren. Die Zahl von Patienten, die wegen Angststörungen einen Arzt konsultieren, hat laut AOK in den vergangenen Jahren zugenommen. Neuesten Auswertungen zufolge waren in BodenseeOberschwaben 2012 noch 5599 AOKVersicherte wegen Angststörungen in Behandlung. Die Zahl erhöhte sich bis 2016 kontinuierlich auf mehr als 8200.
2012 waren es im Landkreis Ravensburg 2411 AOK-Versicherte, im Landkreis Sigmaringen 1856 und 1332 im Bodenseekreis. 2016 lag die Zahl der wegen Angststörungen behandelten Patienten bei 3277 im Landkreis Ravensburg, 3081 im Landkreis Sigmaringen und 1891 im Bodenseekreis.
Zu den häufigsten Angststörungen zählen Panikstörungen, soziale Phobien, die generalisierte Angststörung, spezifische Phobien wie zum Beispiel Angst vor großen Höhen, vor engen Räumen, Schlangen oder Insekten, Zwangsstörungen und die posttraumatische Belastungsstörung. Die Erhebung zeigt: Die Krankheitshäufigkeit steigt mit dem Alter an und erreicht den Höhepunkt in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen. Danach ist sie wieder rückläufig. Frauen sind in etwa doppelt so häufig erkrankt wie Männer. Dies bestätigt auch das Robert-Koch Institut in seinen Veröffentlichungen: 8,5 Prozent aller Männer und 18,5 Prozent der Frauen in ganz Deutschland.
„Es konnten nur Versicherte ermittelt werden, die sich tatsächlich in ärztlicher Behandlung befanden, die Dunkelziffer könnte deutlich höher sein“, betont AOK-Geschäftsführer Roland Beierl. „Sowohl die absoluten Zahlen, als auch der fortlaufende Anstieg bei den Therapien zeigen, dass Angststörungen eine immer größere Bedeutung gewinnen.“Das Statistische Bundesamt hat errechnet, dass die Kosten für psychische Erkrankungen in Deutschland pro Jahr rund 44,4 Milliarden Euro betragen. Bevor sich Arzt und Patient für einen Behandlungsplan entscheiden, sollten die persönlichen Faktoren der Betroffenen genau analysiert werden, um die Auslöser für die Erkrankungen zu finden.
Weitere Maßnahmen können unter anderem Psychotherapie und Medikamente, die Unterstützung zur Lebensbewältigung oder auch Ausdauersport sein.