Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wo Tänzer in Glitzerkleidern die Wiege umscharen
Das Hutmuseum in Lindenberg zeigt 80 Weihnachtskrippen aus vier Kontinenten
LINDENBERG - Ob in Peru, China oder Deutschland: In vielen Ländern werden spätestens Mitte Dezember kleine und große Figuren aufgestellt. Eine Frau, ein Mann und ein Baby. Meist liegt es in einer Krippe, manchmal sind da noch ein paar Hirten, Blumenmädchen, eine Bettlerin und Tiere.
Die Figuren sind aus Holz, Ton, Wolle oder Stanniolpapier. Mal sind sie fingernagelgroß, die gesamte Szenerie passt in eine Streichholzschachtel, dann wieder sind die Figuren wuchtig und lassen sich kaum mit nur einer Hand fassen.
Das Deutsche Hutmuseum in Lindenberg zeigt noch bis Lichtmess (2. Februar) in einer Sonderausstellung 80 Weihnachtskrippen und dazu passende Hüte von vier Kontinenten. Auch wenn die Krippenfiguren immer die gleiche Geschichte erzählen – von der heiligen Familie, von der Geburt Jesu – vermitteln sie doch viel mehr. „Die Menschen legen die Krippen in ihre Alltagswelt“, sagt Angelika Schreiber, Leiterin des Hutmuseums, die seit einem guten Monat wieder zurück aus der Elternzeit ist. So tragen Josef und Maria aus Mexiko einen Sombrero, daneben liegt Jesus auf einer Schale mit Reis, das Paar aus Tansania ist als Massai dargestellt, das Kind wirkt schmächtig, und in China tragen die meisten Figuren asiatische Gesichtszüge.
Krippe aus Stanniolpapier
Auch innerhalb eines Landes kann es in der Krippendarstellung Unterschiede geben. So zeigt die Ausstellung zwei Krippen aus Polen, die wenig gemeinsam haben. Hinter geschnitzten Figuren aus dunklem Holz ist eine Szopka aufgestellt, eine polnische Tragekrippe, gefertigt aus Stanniolpapier, die in allen erdenklichen Farben schimmert und die kleinen Figuren fast in den Hintergrund drängt.
Krippen sind von Pfarrer Pitzal
Das um die Krippe gescharte Personal hat oft einen Bezug zur jeweiligen Region. In Südamerika ist die Figur der Bettlerin sehr verbreitet. „Sie soll daran erinnern, an die Armen zu denken“, erklärt Schreiber. Auch Blumenmädchen gehören oft zur Szenerie. Eine Krippe aus Nigeria besteht aus über 40 Figuren, darunter Handwerker, Musiker und Fischer. Dagegen stehen in thailändischen Krippenlandschaften häufig Tänzer in glitzernden Kostümen neben Maria, Josef und dem Jesuskind.
Die im Hutmuseum präsentierten Krippen stammen aus der Sammlung von Pfarrer Franz Pitzal aus Renningen (Landkreis Böblingen). Dort zeigt er sie in einem kleinen Museum und der Martinus-Kirche. Rund 70 Länder hat der Geistliche im Rahmen von karitativen Einsätzen bereist und von überall Weihnachtskrippen mitgebracht.
Ähnlichkeit der Hüte verblüffend
Die Hüte und die Kopfbedeckungen, die das Lindenberger Museum zur Ausstellung beisteuert, sind typisch für die einzelnen Länder. Teilweise ist die Ähnlichkeit mit den Kopfbedeckungen der Krippenfiguren verblüffend. So gleicht die schwarze Mütze mit weißer Verzierung aus Usbekistan der Kopfbedeckung der Josefsfigur. Schwebend über den Krippenfiguren ergänzen die Hüte und Mützen die Szenerie. „Man könnte fast sagen, sie behüten die heilige Familie“, sagt Museumsleiterin Schreiber.
Auch sonst lenkt nichts von den Krippenfiguren ab. Ohne Hintergründe, ohne Moos oder Tannenreisig können sie ganz unverfälscht in ihren Bann ziehen und die Geschichte erzählen, die die Menschen jedes Jahr aufs Neue fasziniert
Das Hutmuseum ist von Dienstag bis Sonntag jeweils
zwischen 9.30 und 17 Uhr geöffnet. An Silvester und Neujahr ist das Museum geschlossen, an Dreikönig geöffnet. Erwachsene zahlen sechs Euro Eintritt (ermäßigt 4,50 Euro), Kinder zwischen 6 und 14 Jahren zahlen zwei Euro, jüngere Kinder sind frei.