Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mit dem Feuerwerk explodieren die Feinstaubwerte
EU-Grenzwerte für die Schadstoff-Partikel wurden zeitweise um das 35-fache überschritten
RAVENSBURG - Die Region hat das neue Jahr mit Böllern und Raketen gefeiert – und prompt sind die Feinstaubwerte angestiegen. An einer Messstation der „Schwäbischen Zeitung“in Ravensburg wurde der EUGrenzwert um fast 30 Prozent überschritten, zeitweise lag er sogar um das 35-fache höher. Der Europäischen Umweltagentur zufolge sterben allein in Deutschland jährlich rund 66 000 Menschen vorzeitig durch Feinstaub.
Das Jahr 2018 begann auch in Ravensburg wieder mit einer Grenzüberschreitung – auch wenn diese nicht so extrem ausgefallen ist wie noch im vergangenen Jahr: Damals, so hat das Umweltbundesamt berechnet, wurden 5000 Tonnen Feinstaub durch Feuerwerkskörper freigesetzt. Das entspricht 17 Prozent der Menge, die der gesamte Straßenverkehr während eines Jahres in Deutschland in die Luft bläst. Anders als 2016, als eine besonders hartnäckige Inversionswetterlage im Land herrschte, wehte in der Silvesternacht 2017 ein kräftiger Wind. Dieser blies beispielsweise in Stuttgart den Feinstaub des Feuerwerks schnell wieder aus dem Talkessel. Das ergaben offizielle Messungen der Landesanstalt für Umwelt (LUBW), die an rund 35 Standorten in BadenWürttemberg regelmäßig die Feinstaubentwicklung beobachtet.
Punktuell um das 17-fache erhöht
Eine Messung der „Schwäbischen Zeitung“in 4,5 Metern Höhe an der Karlstraße/Ecke Charlottenstraße in Ravensburg liefert ein ähnliches Ergebnis: Dank der günstigen Wetterlage hielten sich die Schadstoffe nicht lange in der Luft. Der Feinstaubsensor zeigte am 31. Dezember dennoch zum Teil extreme Schadstoffwerte an: Zwar wurde das zulässige Tagesmittel von Feinstaubpartikeln bis zu einem Durchmesser von zehn Mikrometern Durchmesser (PM10) von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter nur um sechs Prozent überschritten. Punktuell, etwa um 23.15 Uhr, befanden sich mit 872 Mikogramm pro Kubikmeter aber um mehr als das 17-fache erhöhte Werte in der Luft. Auch im Vergleich zum Vortag war das Tagesmittel um das 13-fache höher. PM10-Stundenwerte über 1000 Mikrogramm, wie sie in der ersten Stunde des neuen Jahres in Großstädten üblich sind, wurden allerdings nicht erreicht.
Bei den kleineren Feinstaubpartikeln der Größe PM2,5 lag das gemessene Tagesmittel um fast 30 Prozent über dem EU-Grenzwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter – und um fast das 16-fache höher als am Vortag. Partikel dieser Größe gelten als besonders gefährlich, weil sie bis in die Lunge vordringen können. Um 23.09 Uhr maß der Sensor sogar kurzzeitig 891 Mikrogramm pro Kubikmeter – dieser Wert liegt um das 35-fache höher als das zulässige Tagesmittel. Hohe Werte um die 400 Mikrogramm pro Kubikmeter hielten sich – ähnlich wie bei den PM10-Partikeln – bis in die Nacht hinein. Ab 0.50 Uhr sanken sie, gegen 2 Uhr erreichten die Feinstaubwerte wieder ungefähr das Niveau vom Vortag.
Weitere Infos zur Messgenauigkeit der Geräte sowie ein Video finden Sie unter