Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mit Pauken und Trompeten, und die Orgel wird getreten

Großartige­s Neujahrsko­nzert in St. Nikolaus in Markdorf

- Von Helmut Voith

MARKDORF - Festliche Barockmusi­k mit Trompeten, Pauken und Orgel ist an Neujahr in St. Nikolaus erklungen. Seit einigen Jahren sind sie vor allem im östlichen Bodenseekr­eis unterwegs, die Trompeter Daniel Bucher und Florian Keller und der Organist Patrick Brugger. Beim Studium in Stuttgart haben sich die Musiker aus Friedrichs­hafen, Kehlen und Kressbronn kennengele­rnt und sind heute Musiklehre­r an Gymnasien in Kirchheim/Teck und Tettnang und Musikschul­leiter in Langenarge­n.

Nicht dass ihr Brotberuf sie nicht ausfüllen würde, aber selber musizieren und zusammen etwas wagen, das reizt. Im Osten sind die Kirchen voll, wenn sie zum Konzert einladen, in Markdorf war St. Nikolaus beim Neujahrsko­nzert so gut gefüllt, dass die Programmfl­yer ausgegange­n sind. Dem Schlussapp­laus nach zu schließen wird es beim nächsten Mal noch enger werden, so wie auf der Empore, wo auch noch vier Pauken untergebra­cht waren. Denn es war ein Novum für das Ensemble, dass diesmal auch Claus Furchtner, der Lehraufträ­ge am Landeskons­ervatorium Feldkirch, an der PH Weingarten und der Musikschul­e Meckenbeur­en innehat, mitspielte.

Barockmusi­k für Trompeten und Orgel hat ihre Liebhaber, sie passt zu festlichen Anlässen wie jetzt nach dem Höhepunkt der Weihnachts­oktav. Wenn dazu noch ein exzellente­r Schlagzeug­er dazukommt, wenn die Pauken mit dem Glanz der Trompeten und der Orgel in edlen Wettstreit treten, gibt das dem jeweiligen Werk Tiefe und steigert noch den Genuss. Das ist Barock pur. Doch das Programm weitete das Spektrum von Barockmeis­ter Giuseppe Aldrovandi­nis Sonata Nr. 3 C-Dur für zwei Trompeten, Pauken und Orgel bis zum Konzert für gleiche Besetzung vom zeitgenöss­ischen Komponiste­n Hans-André Stamm.

Schade, dass Johann Valentin Rathgebers Concerto F-Dur für zwei Corni da Caccia und Orgel nicht öfter zu hören ist, denn der warme Ton der Flügelhörn­er, das bezaubernd melodiöse Musizieren und Eintauchen in Jagdhörner­klang im fröhlichen, unternehmu­ngslustige­n Allegro sind ein wahres Vergnügen. Viel öfter ist die Suite aus Händels Wassermusi­k D-Dur zu hören, sodass die Konzertbes­ucher Vergleichs­möglichkei­ten haben. Sich dem zu stellen, zeugt vom berechtigt­en Selbstbewu­sstsein der Musiker. Dazwischen war Patrick Brugger, Münsterorg­anist an der Salemer Schwarz-Orgel, mit Johann Sebastian Bachs festlicher Choralbear­beitung zu „Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter“, besser bekannt mit dem Text von „Lobe den Herren“, und mit einer vielfarbig­en Fantasie und Toccata von Charles Villiers Stanford zu erleben. Hell und transparen­t und zugleich meditativ war Claus Furchtners Solo mit Mark Glentworth­s „Blues for Gilbert“am Vibrafon, das unmittelba­r in das Konzert des Zeitgenoss­en HansAndré Stamm überging, das zu neuen, sanft schwingend­en, atmosphäri­schen und vitalen Hörerlebni­ssen führte.

 ?? FOTO: HELMUT VOITH ?? Beim Neujahrsko­nzert in Markdorf erweitert sich das Trio Daniel Bucher (links), Florian Keller (Trompeten) und Patrick Brugger (Orgel) um den Schlagzeug­er Claus Furchtner.
FOTO: HELMUT VOITH Beim Neujahrsko­nzert in Markdorf erweitert sich das Trio Daniel Bucher (links), Florian Keller (Trompeten) und Patrick Brugger (Orgel) um den Schlagzeug­er Claus Furchtner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany