Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zwei „passgenaue“Betriebsräte
FRIEDRICHSHAFEN (flo) - Die Arbeitnehmervertreter bei ZF in Friedrichshafen setzen künftig auf Spezialisten: Bei der Betriebsversammlung am 28. Juni kündigt der Betriebsratsvorsitzende Achim Dietrich an, dass es ab Frühjahr 2018 zwei Betriebsratsgremien geben wird – eines mit 25 Mitgliedern, das die zentralen Unternehmensbereiche sowie die PkwGetriebeentwicklung betreuen soll, ein anderes mit 33 Mitgliedern für die Produktion, die Fertigung und den Kundendienst im Nutzfahrzeugbereich sowie die Marineantriebe. Die Gesamtzahl der Betriebsräte in Friedrichshafen wird damit deutlich steigen – von 37 auf insgesamt 58. Mit der neuen Struktur, betont Dietrich, „können wir die Belange der Mitarbeiter passgenauer vertreten“.
Überhaupt nicht einverstanden mit der neuen Struktur zeigt sich die Christliche Gewerkschaft Metall (CGM). Ihr Hauptkritikpunkt: das geplante achtköpfige Leitungsgremium über den beiden Betriebsräten, das per einfachem Mehrheitsbeschluss gewählt werden soll. Die CGM befürchtet, dass dort nur IGMetaller einziehen und somit die kleinere Gewerkschaft entmachtet wird. Außerdem koste der erweiterte Betriebsrat eine Menge Geld. Michael Scheder, Geschäftsführer der CGM-Geschäftsstelle Schweinfurt, deutet ein unzulässiges Koppelgeschäft an, das bei der Standortsicherung für Friedrichshafen ausgehandelt worden sein soll: Die IG Metall verzichtet einmalig auf eine zweiprozentige Lohnerhöhung und bekommt vom Unternehmen dafür die neue Betriebsratsstruktur. Eine Klage der CGM gegen ZF im September vor dem Arbeitsgericht wurde auf Januar 2018 vertagt.