Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
April-Frost trifft Obstbauern am See am härtesten
Schaden im Bodenseekreis beläuft sich auf mehr als 30 Millionen Euro – Land gewährt betroffenen Landwirten Frosthilfe
FRIEDRICHSHAFEN (li) - Drei Nächte im April mit Temperaturen bis zu minus neun Grad Celsius bescheren den Obstbauern und Winzern in Baden-Württemberg erhebliche Ernteausfälle. Am härtesten trifft es die Obstbauern am Bodensee. Betroffen sind 5900 von insgesamt 7000 Hektar Anbaufläche, die Schäden summieren sich im Bodenseekreis auf mehr als 30 Millionen Euro. Das Land gewährt betroffenen Landwirten Beihilfen in Höhe von bis zu 50 Prozent des Schadens.
Frost im April ist an sich zwar nicht ungewöhnlich. In diesem Jahr kommt er allerdings nach einer Schönwetterperiode, die dafür gesorgt hat, dass die Vegetation bereits weit fortgeschritten ist. Weil schnell absehbar ist, dass die Ernteausfälle im Obstbau teilweise bei mehr als 70 Prozent liegen könnten, je nach Lage und Sorte, deklariert der Landtag den späten Wintereinbruch Anfang Mai als Naturkatastrophe – und ebnet damit formal den Weg für die Bewilligung von finanziellen Beihilfen.
Über die jeweiligen Landratsämter gehen bis Ende Oktober insgesamt 2466 Frosthilfeanträge beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ein. Allein 467 stammen von Obstbauern aus dem Bodenseekreis – mit einem angemeldeten Schadensvolumen von rund 33 Millionen Euro. Damit liegt der Bodenseekreis landesweit deutlich an der Spitze, gefolgt vom Ortenaukreis mit 468 Anträgen und einem Schadensvolumen von 18,9 Millionen Euro.
Größte Schäden beim Kernobst
Die tatsächlichen Schadenssummen liegen noch höher – denn Anträge auf Frosthilfe dürfen nur jene Landwirte stellen, bei denen die Ernteausfälle die Grenze von 30 Prozent überschreiten. Im Weinbau wird diese Grenze am Bodensee nicht überschritten – was aber eben mitnichten bedeutet, dass dort keine Ausfälle zu beklagen sind. Mit Abstand am stärksten betroffen ist im Bodenseekreis der Bereich Kernobst, auf den eine Schadenssumme von 29,8 Millionen Euro entfällt. 2,6 Millionen Euro sind es beim Steinobst, 600 000 Euro beim Beerenobst.
Mitte November gibt die Landesregierung bekannt, dass sie betroffenen Obstbauern und Winzern Beihilfe gewähren und dafür insgesamt 49,44 Millionen Euro zur Verfügung stellen wird. Das Gesamtschadensvolumen in Baden-Württemberg beträgt rund 120,3 Millionen Euro.