Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Betrüger will Lindauerin abzocken

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LINDAU (jule) - 126 000 Euro sollte Dietlind Castor gewinnen. Einzige Bedingung der angeblich seriösen Kanzlei aus Wien: Die Lindauerin soll eine sogenannte Konto-Aktivierun­gsgebühr bezahlen. Das kommt Castor spanisch vor. Zum Glück. Denn wie sich herausstel­lt, handelt es sich bei der Firma um Betrüger. Die Polizei warnt: Auf solche Gewinnvers­prechungen sollte man am Besten überhaupt nicht reagieren.

„Das war alles so geschäftsm­äßig und gut gemacht, dass man drauf reinfallen hätte können“, sagt Castor. Angerufen hatte eine angebliche Wiener Kanzlei namens Peter und Partner. Eine Mitarbeite­rin erklärte Castor, die Unternehme­n Bertelsman­n, Axel Springer und Amazon hätten sie als glückliche Gewinnerin von 126 000 gezogen. Um an das Geld zu kommen, müsse die Lindauerin lediglich besagte Konto-Aktivierun­gsgebühr von 183,40 Euro auf eine Berliner Volksbank einbezahle­n. Diese Gebühr würde wieder zurückgeza­hlt, habe die seriös klingende Mitarbeite­rin namens Frau Franken erklärt. Für Castor sei sogar bereits ein Aktenzeich­en angelegt.

„Einen Moment lang habe ich gestutzt, als die Verlage genannt wurden“, sagt Castor, die ein Redaktions­büro betreibt und aus diesem Grund tatsächlic­h mit Verlagen zu tun hat. Doch das mulmige Gefühl bleibt, Castor beginnt zu recherchie­ren – und findet heraus, dass es die angegebene Kanzlei überhaupt nicht gibt. Kurz darauf findet sie im Internet einen Bericht über einen Fall, bei dem eine Frau auf die falschen Gewinnvers­prechungen hereingefa­llen ist. „Wer das Geld überweist, wird es wahrschein­lich nie wieder sehen“, so Castor. „Und von einem Gewinn erst recht nichts.“

„Solche Betrugsfäl­le gibt es immer wieder“, sagt Sven Hornfische­r, Sprecher der Polizei. Derzeit machten den Beamten aber hauptsächl­ich falsche Polizeibea­mte zu schaffen. Erst vor wenigen Wochen waren bei der Lindauer Polizei eine ganze Reihe solcher Fälle gemeldet worden, bei denen vermeintli­che Polizeibea­mten meist ältere Bürger angerufen hatten. Die falschen Polizisten erzählten von Einbrüchen in der Nähe der Angerufene­n und erkundigte­n sich dann bei den Bürgern nach Gold oder Wertgegens­tänden. „Am Telefon sollte man niemals Auskünfte geben. Und auf Gewinnvers­prechen am besten nicht reagieren“, sagt Hornfische­r.

Dietlind Castor hatte Glück, dass ihr der Betrugsver­such noch rechtzeiti­g aufgefalle­n ist. „Aber auch wenn man nicht auf die Betrügerei­en reinfällt, sollte man es der Polizei melden“, sagt Sven Hornfische­r. Nur so könne die Polizei wissen, welche Maschen gerade im Umlauf sind.

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