Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ein Schmuckstück für besondere Anlässe
Der Markdorfer Bürgermeister Georg Riedmann trägt die Amtskette nur beim Neujahrsempfang
MARKDORF - Fast das ganze Jahr schlummert die Amtskette von Bürgermeister Georg Riedmann im Tresor des Markdorfer Rathauses. Meist nimmt er sie nur einmal im Jahr aus dem roten Schmuckkästchen. Beim Neujahrsempfang, der am Samstag, 13. Januar, um 11 Uhr in der Stadthalle beginnt, wird es das nächste Mal soweit sein. Was die Wenigsten wissen dürften: Es handelt sich um ein Schmuckstück mit einer besonderen Bedeutung – und einer eigenen Geschichte.
„Die Amtskette wird einem Bürgermeister immer für eine Amtszeit verliehen, aber sie hat keine formale Funktion“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Das heißt, er muss sie nicht tragen, wenn er in seiner Funktion als Bürgermeister eine Amtshandlung ausführt. „Ob ein Bürgermeister eine Amtskette hat oder nicht, hängt nicht vom Stadtrecht ab“, erläutert er. Denn auch manche Gemeinden haben solch eine Kette für ihren Bürgermeister.
Zeichen für besonderen Moment
Das erste Mal bekam Georg Riedmann die Kette bei seiner Einsetzung im Oktober 2013, als er den Amtseid ablegte. „Thomas Braun, der damalige Bürgermeisterstellvertreter, hat sie mir damals umgehängt“, berichtet er. Für ihn sei das ein besonderer Moment gewesen, an den ihn die Kette auch heute noch erinnert. „Ich sehe sie nicht als Zeichen der Heraushebung, sondern als Zeichen dafür, dass ein Schritt vollzogen wurde, den ich angestrebt hatte. Die Kette hat das äußerlich sichtbar gemacht“, sagt er.
Im Gegensatz zu den Amtsketten anderer Bürgermeister, die teilweise rundherum aus großen Plaketten gearbeitet sind, ist die Kette aus Markdorf eher schlicht gestaltet. Sie besteht aus länglichen, silberfarbenen Metallgliedern, die in der Mitte golden verziert sind. Das Markdorfer Stadtwappen dient als Anhänger. Eine Gravur auf der Rückseite erinnert an die Verleihung des Stadtrechts im Jahr 1250 und an den 25. April 1965, an dem die Kette neu hergestellt wurde. „Diese schlichte Eleganz, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Amtsketten eher zurückhaltend gestaltet ist, gefällt mir“, sagt Riedmann.
Die Kette war verschollen
Der Bürgermeister trägt das Schmuckstück, dass trotzdem recht schwer wiegt, nur bei speziellen Anlässen. Bisher war sie nur einmal im Jahr anlässlich des Neujahrsempfangs an ihm zu sehen. Außer vor zwei Jahren, als er vergaß, sie sich anzulegen. „Ich habe es erst bemerkt, als ich am Pult stand und meine Rede hielt“, sagt er. Doch dann sei es schon zu spät gewesen. Außer ihm ist das aber vielleicht ohnehin niemandem aufgefallen. „Es hat mich zumindest niemand darauf angesprochen“, sagt er. Dies scheint auch seiner Beobachtung zu entsprechen, dass heutzutage solchen Symbolen und Insignien keine große Bedeutung mehr beigemessen wird.
Daran, dass die Kette heute nur noch als ein Schmuckstück ohne ihre ursprüngliche Funktion betrachtet wird, könnte es auch liegen, dass sie vor mehreren Jahren sogar schon eine längere Zeit verschollen war. Wie genau das geschah und wie lange sie verschwunden war, kann heute keiner mehr so ganz genau rekonstruieren. Jedenfalls soll sie zum Aufpolieren einem Juwelier gegeben worden sein. Wahrscheinlich wurde sie einfach vergessen, sodass sie mehrere Jahre dort liegen blieb. Als der Juwelier sein Geschäft aufgab, soll die Kette dann den Weg zurück ins Rathaus gefunden haben, wo sie nun gut verwahrt im Tresor liegt.