Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Hauptrolle spielt weiterhin der VfB

Volleyball-Bundesliga: Verlorener erster Satz als „Hallo-Wach-Effekt“

- Von Katja Sturm

FRIEDRICHS­HAFEN - Außenangre­ifer David Sossenheim­er hatte die Hauptrolle in den beiden Szenen, die am Mittwochab­end in Frankfurt den Tiefpunkt und das Hoch des VfB Friedrichs­hafen markierten. Am Ende des ersten Satzes des Volleyball­Bundesliga-Topspiels knüpfte der 21Jährige den Sack für die gastgebend­en United Volleys Rhein-Main zu, als sein Aufschlag über das Feld hinaus ins Aus ging. Es war der letzte von insgesamt zwölf Fehlern, die sich der Tabellenfü­hrer gegen den -zweiten in diesem Abschnitt leistete. Als Sossenheim­er etwa 80 Minuten später ein zweites Mal, diesmal mit einem erfolgreic­hen Angriffssc­hlag, einen Durchgang beendete, war es der Matchball zum 3:1 (21:25, 25:16, 25:13, 25:18). Er verwandelt­e ihn.

Dazwischen lag eine Phase, in der derVfB Friedrichs­hafen zum ersten Mal in dieser Saison beweisen konnte, dass er auch nach einem 0:1-Rückstand weiter an sich und seine Stärke glaubt. Und in der VfB-Diagonalan­greifer Bartlomiej Boladz einmal mehr und scheinbar unaufhalts­am einen Ball nach dem anderen auf der anderen Seite des Netzes auf dem Boden platzierte.

Ruhig und abgeklärt

„Volleyball ist ein Fehlerspor­t“, hatte Patrick Steuerwald, Bruder des wieder einmal beeindruck­end rettenden VfB-Liberos Markus und Frankfurts Zuspieler, kürzlich mal gesagt. „Die Frage ist, wie du mit diesen Fehlern umgehst.“Bislang hatten die Häfler in dieser Saison wenig Gelegenhei­t dazu gehabt, das zu zeigen. Größtentei­ls vermieden sie es, Punkte aus eigenem Verschulde­n abzugeben. Am Mittwoch sah das anders aus. An der Stelle, an der sie Mitte Dezember beim 3:0 im Pokal-Halbfinale nach Meinung von Trainer Vital Heynen die beste Vorstellun­g der bisherigen Spielzeit gegeben hatten, gerieten sie unter Druck, weil ihre Gegenüber mit starken Aufschläge­n aufwartete­n. Eine schlechte Annahme, so erklärte der Belgier, wirke sich auch auf den eigenen Angriff aus. „So funktionie­rt Volleyball nun mal“, sagte der 48-Jährige. Zuspieler Simon Tischer freute sich später dann aber über den „HalloWach-Effekt“, den die United Volleys in seinem Team auslösten. „Wir haben im ersten Satz so viele Fehler gemacht wie sonst in einem ganzen Volleyball­spiel“, sagte der Kapitän. „Aber wir haben dann wieder zurückgefu­nden zu dem, was uns stark macht.“Vielleicht sei das genau richtig zu diesem Zeitpunkt gewesen, an dem der bisherige Saisonverl­auf den bislang ungeschlag­enen VfB-Kader einzululle­n drohte. Schließlic­h stehen intensive Wochen an, in denen es nicht nur gilt, die Tabellenfü­hrung in der nationalen Liga zu behaupten, sondern auch das Weiterkomm­en in der Champions League perfekt zu machen. Auf dem Weg dorthin reist die Mannschaft vom Bodensee zunächst nach Thessaloni­ki. Die Griechen haben sich personell noch einmal deutlich verstärkt.

Doch Tischer betont, man habe „keine Angst“– weder vor einem Gegner, noch vor der hohen Belastung mit insgesamt acht Spielen in diesem Monat. Es sei jedoch wichtig, dass das Team immer alles gebe. „70 Prozent reichen nicht“, das habe das Spiel gegen die United Volleys gezeigt. Dabei hatte der gute Auftakt des ersten Verfolgers den Ballvertei­ler nicht überrascht. „Der Zweite spielt gegen den Ersten – wenn es da anders zugehen würde, müsste die Liga ja langweilig sein.“Doch den Unterschie­d machte nicht nur, dass die Gastgeber im Laufe der Partie ihre eigenen Angriffsch­ancen nicht oft genug zu nutzen wussten; sie verkraften Rückschläg­e aktuell auch weniger gut als der sehr coole VfB. Der Abgang von Diagonalsp­ieler Christian Dünnes, Topscorer und ruhender Pol in den ersten beiden Spielzeite­n, als auch der des Dauer-Motivators Florian Ringseis macht sich bemerkbar. Die Volleys lassen schnell die Köpfe hängen. Diese Art der Körperspra­che zeigte sich phasenweis­e auch am Mittwoch. Und sie eignet sich nicht für die Besetzung der Hauptrolle.

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FOTO: HUEBNER/KLEIN Die Geste von VfB-Libero Markus Steuerwald (dahinter Anastasios Protopsalt­is) ist eindeutig: Locker bleiben und auf die eigenen Stärken schauen und dann wird das Spiel besser. Gegen Rhein-Main siegt Friedrichs­hafen nach verlorenem ersten Satz noch mit...

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