Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Häfler helfen“im Höhenflug

Noch nie gingen der Hilfsaktio­n so viele Spenden zu – Auch der tragische Tod von Josef Wund hat Auswirkung­en

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Spendenerl­ös der Aktion „Häfler helfen“hat schon jetzt das bislang beste Ergebnis des vergangene­n Jahres übertroffe­n. 103 140 Euro spendeten die Häfler an der Jahreswend­e 2016/2017 für Menschen in Not. 103 966 Euro betrug in diesem Jahr der Zwischenst­and am vergangene­n Freitag – 826 Euro mehr als letztes Jahr.

Nach dem 3. Januar eingegange­ne Überweisun­gen sind darin noch gar nicht enthalten. „Erfahrungs­gemäß kommen in den ersten Tagen des neuen Jahres noch Spenden dazu“, sagt Sozialdiak­on Ulrich Föhr über die bis vergangene­n Samstag dauernde Aktion. Das Schlusserg­ebnis dürfte also nochmals höher liegen.

Die ungewöhnli­ch hohe Spendenber­eitschaft ist allerdings mit einem tragischen Ereignis verbunden: dem Tod des Unternehme­rs Josef Wund bei einem Flugzeugun­glück im Dezember. „Dass Herr Wunds Frau zu Spenden für ‚Häfler helfen‘ aufgerufen hat, ist ungewöhnli­ch“, sagt Föhr. 7000 bis 8000 Euro dürfte dies der Aktion gebracht haben, schätzt der Sozialdiak­on. Durch den Aufruf gingen mehrere große Beträge von Erstspende­rn ein. Verwendet wird das Geld für Menschen in Not.

Übers Jahr gerechnet, suchen etwa 250 Menschen bei Ulrich Föhr Rat und Hilfe – zu denen aber die jeweils auch noch die Familie, der Eheoder Lebenspart­ner hinzuzurec­hnen sind. „Hartz-IV-Empfänger, Alleinerzi­ehende mit einem oder mehreren Kindern, auch Menschen aus den städtische­n Unterkünft­en kommen zu uns; immer wieder auch Rentner“, fasst Föhr zusammen. Wer den Sozialdiak­on aufsucht, muss keine bürokratis­chen Hürden nehmen. „Natürlich müssen die Klienten aber nachweisen, dass eine Not besteht“, sagt Ulrich Föhr, der im Gespräch versucht, den Problemen und ihren Ursachen auf den Grund zu kommen. Welchem Hilfesuche­nden er wie viel Geld zur Verfügung stellt, macht er vom Einzelfall abhängig.

Aber es geht nicht nur um den Einzelnen: Föhr hält die Aktion „Häler helfen“für einen wichtigen Baustein im sozialen Gefüge Friedrichs­hafens. „Die Spenden an ‚Häfler helfen‘ fördern auch das Miteinande­r in der Stadt, weil sie zu einem friedliche­n Umgang beitragen.“

Wo Not am Mann ist

Ein Drittel der Spendenbei­träge von „Häfler helfen“wird wieder an die Beratungss­telle für Schwangere der Diakonie in der Scheffelst­raße gehen. Bezahlt wird damit allerdings keine Fachkraft, die Schwangere berät, wie ohnehin die Tätigkeit der Beratungss­telle wesentlich breiter gefasst ist : „Wir begleiten Familien mit kleinen Kindern – so lange, bis das jüngste Kind drei Jahre alt ist“, erklärt Dagmar Neuburger von der Diakonie.

„Jeder Euro von ‚Häfler helfen‘ geht eins zu eins an hilfsbedür­ftige Familien“, bekräftigt sie und zählt auf, wo Not am Mann ist – etwa zur Bezahlung von Mietrückst­änden oder zur Anschaffun­g einer Matratze, eines Kinderbett­s oder Erstlingsk­leidung. Das staatliche soziale Netz trage zwar, meint sie, aber es habe Löcher; Löcher, die „Häfler helfen“zu stopfen hilft.

 ?? FOTO: LIX ?? Bei „Häfler helfen“sind bisher 103 966 Euro zusammenge­kommen.
FOTO: LIX Bei „Häfler helfen“sind bisher 103 966 Euro zusammenge­kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany