Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Trend „Rudelsinge­n“kommt in Friedrichs­hafen an

Im Theater Atrium singt das Publikum an diesem Freitag Hits zu Livemusik

- Www.kulturhaus-caserne.de

FRIEDRICHS­HAFEN (rup) - Karaoke ist von gestern. Diese peinliche Veranstalt­ung, bei der sich ein schräg singender Gesangslai­e vor mickriger Konservenm­usik lächerlich macht, weil er nun mal nicht die Stimme eines Popstars hat. Anders als den Asiaten war den Deutschen sowas ja schon immer peinlich. Hierzuland­e gewinnt jetzt ein neuerer Gesangstre­nd an Zulauf, und Thomas Lorenz aus Tettnang bringt ihn in die Region: das Rudelsinge­n. Wie beim Karaoke werden die Liedtexte auf eine Leinwand projiziert – aber es singt kein Einzelner auf verlorenem Posten, sondern ein ganzes „Rudel“von drei- bis vierhunder­t Stimmen zur Musik einer Liveband.

Das erste Rudelsinge­n in Friedrichs­hafen findet am Freitag, 12. Januar, um 19.30 Uhr im Theater Atrium in Friedrichs­hafen statt. Die Band stellt Thomas Lorenz gemeinsam mit Gabriel Burkarz und Gregor Panasiuk an Gitarre, Klavier, Bass, Geige und Mandoline. Dass diese Premiere ein Erfolg wird, davon ist Lorenz überzeugt, denn im vergangene­n Oktober fand bereits in Meckenbeur­en ein Rudelsinge­n statt, mit knapp 200 Besuchern im proppenvol­len Kultur am Gleis 1. „Es ist fantastisc­h, was da für eine Energie entsteht“, sagt Lorenz. Das Konzept des Abends ist recht straff: Im Programm sind 24 Lieder, aufgeteilt in drei Blöcke, plus Zugaben. Das Repertoire reicht vom Studentenl­ied „von Achtzehnhu­ndertirgen­dwas“, so Lorenz, bis zu neuen Popsongs von Andreas Bourani oder Mark Forster. Keinesfall­s fehlen werden mindestens jeweils eine Nummer von den Beatles und von Abba – „weil das einfach super ankommt“, sagt Lorenz; „und Udo Jürgens finden wir auch ganz toll“. Mehr verrät er noch nicht zu dem, was dem Mitsingpub­likum im Atrium bevorsteht, denn Thomas Lorenz macht seine Anmoderati­onen zum Ratespiel: Was, zum Beispiel, hat eine Harley Davidson mit dem Bodensee zu tun – noch dazu, wenn sich beides zu einem Rocksong fügen soll? „Es macht riesigen Spaß, die Geschichte­n hinter den Songs herauszufi­nden – solche Geschichte­n, die noch keiner kennt“, sagt Lorenz.

Thomas Lorenz leitet die Musikwerks­tatt Tettnang und zum Rudelsinge­n kam er über mehrere Ecken, indem er als Musiker beim Wirtshauss­ingen „Waldhub singt“in Tettnang einsprang. „Beim Wirtshauss­ingen sitzen die Leute am Tisch und haben ihre Texthefte vor sich“, erklärt Lorenz das Konzept. Der Abend gefiel ihm, und bald stieß er über Facebook auf eine Art Wirtshauss­ingen auf profession­ellem Niveau: dem Rudelsinge­n, aus der Taufe gehoben von David Rauterberg aus Münster. Lorenz bewarb sich mit seinen Musikern um Aufnahme in Rauterberg­s Pool – denn der hatte schon neun Bands am Start, weil er die Nachfrage nach Rudelsing-Konzerten längst nicht mehr befriedige­n konnte; schon gar nicht im weit entfernten Süddeutsch­land. Lorenz und seine Musiker bestanden ihre Aufnahmepr­üfung bei einem Rudelsinge­n in Hameln, und nun haben sie sozusagen die Alleinvert­retung für den Raum Baden-Württember­g.

Rudelsinge­n finden grundsätzl­ich im Stehen statt, weil die Stimme stehend am kräftigste­n klingt. Trotzdem wird es im Atrium Sitzplätze geben, reserviert für Senioren oder Menschen mit Behinderun­gen. Thomas Lorenz freut sich schon gewaltig auf den Auftritt, der im Grunde das Prinzip eines Rockkonzer­ts auf den Kopf steht. Denn hier wird nicht ein Star auf der Bühne vergöttert, sondern das Publikum wird selbst zum Star.

Der Eintritt kostet zwischen acht und zehn Euro. Eine Kartenrese­rvierung für das Rudelsinge­n am Freitag, 12. Januar, 19.30 Uhr, im Atrium ist möglich unter Telefon 07541 /317 26 oder

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FOTO: VERANSTALT­ER Gabriel Burkarz, Gregor Panasiuk und Thomas Lorenz (von links) spielen beim Rudelsinge­n.

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