Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kriminalbeamte belasten Angeklagten
Im Hoßkircher Mordprozess weisen kriminaltechnische Untersuchungen auf den Ehemann als Täter hin
HOSSKIRCH - Auch am sechsten Verhandlungstag war das Interesse am Mordprozess gegen einen 35-jährigen Angeklagten aus Hoßkirch groß. Der Zuschauerraum im Landgericht Ravensburg war voll besetzt. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, am 25. Februar 2017 seine Ehefrau erwürgt und anschließend einen Autounfall vorgetäuscht zu haben.
Sechs Kriminalbeamte berichteten als Zeugen über kriminaltechnische Tatortbefunde und weitere Befunde im Rahmen ihrer Ermittlungen. Für den leitenden Kriminalhauptkommissar kommt nur der Angeklagte als Täter in Frage. Es gebe nicht ansatzweise Hinweise auf eine dritte Person. „Wir haben hierzu sorgfältig recherchiert“, sagte er aus. Zahlreiche kriminaltechnische Auswertungen stützen seine Aussage.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mord im gemeinsamen Haus geschah. Ein Leichenspürhund hatte im Erdgeschoss viermal angeschlagen. Mit bloßem Auge waren keine Blutspuren zu entdecken. Mittels eines speziellen fluoreszierenden Verfahrens entdeckte man aber im Eingangsbereich zwischen Flur und Küche Blutspuren. Deren Konzentration wies auf eine relativ frische Blutspur hin.
Ebenfalls im Flur lag ein Ohrstecker mit Verschlussteil. Fotos vom Vortag der Tat zeigen das Opfer mit zwei Ohrsteckern. Nach der Tat trug die Frau nur noch einen davon am linken Ohr. In der Garderobenschublade im Flur fanden die Ermittler zusammengeknüllte Frischhaltefolie, die mit Blut behaftet war. Blut, das man dem Opfer sowie auch dem Angeklagten zuordnen konnte. Auf einer Arbeitsplatte in der Küche lagen Fleecehandschuhe. Darauf fanden sich herausgerissene blonde Haare. Der Jackenärmel des Angeklagten war blutverschmiert, in der rechten Tasche war eine Kaugummidose. Darin noch eine Frischhaltefolie, auch diese blutverschmiert.
Frau suchte Wohnung
Der leitende Kriminalhauptkommissar berichtete von weiteren belastenden Hinweisen. Bereits kurz nach der Hochzeit habe es große Spannungen zwischen den Eheleuten gegeben. Das Opfer wollte die Familie auch wegen der Kinder unter allen Umständen zusammenhalten. Mehr als 600 ausgewertete WhatsApp-Mitteilungen zeigen ein ständiges Auf und Ab. In den letzten Monaten verdichteten sich die Hinweise, dass die Frau einen endgültigen Schlussstrich ziehen wollte. Sie hatte Kontakt zu Immobilienbüros und suchte nach einer Wohnung in Konstanz. Eine Rolle habe wohl auch die Beziehung des Angeklagten zu einer früheren Praktikantin gespielt. Monatelang führte dieser ein außereheliches Verhältnis mit ihr.
Entscheidend für den Kommissar war eine WhatsApp-Nachricht des Angeklagten, in der sich die strukturierte Vorgehensweise des Mannes zeige. Die Mitteilung an seine Frau endet mit dem Satz „Komm jetzt mal heim“. Zum fraglichen Zeitpunkt war diese aber bereits tot. „Das war der Beginn der Unfallinszenierung, um die Tötung zu verschleiern“, so der Kriminalhauptkommissar.
Die beiden Verteidiger des Angeklagten hatten an diesem Verhandlungstag keine Gelegenheit mehr, den Kommissar zu seinen Aussagen und Bewertungen zu befragen. Dazu wurde ein neuer Termin festgelegt. Dieses wohl spannende Kreuzverhör findet nun am 18. Januar nachmittags statt. Vorher wird der Prozess, wie geplant, am 17. Januar um 9.30 Uhr fortgesetzt.