Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Anschlussunterkunft soll Weg in den Alltag erleichtern
Kressbronner nutzen Infoveranstaltung zu neuem Gebäude im Spitzgarten – Platz für bis zu 44 Flüchtlinge
KRESSBRONN (bb) - Kressbronn hat eine neue Anschlussunterkunft für Flüchtlinge: Am Dienstagabend konnten sich Interessierte ein Bild von dem neuen Gebäude im Spitzgartenweg machen, das die Gemeinde für knapp 1,4 Millionen Euro errichtet hat. Mit diesen zusätzlichen rund 40 Plätzen erfüllt Kressbronn voraussichtlich nicht nur seine Quote für das laufende Jahr, sondern auch für die kommenden Jahre. Mirko Meinel, Integrationsbeauftragter des Gemeindeverwaltungsverbands, betonte mehrfach, dass es sich hierbei um eine gesetzliche Verpflichtung handele: „Wir geben den Menschen hier Schutz – das ist ein Gesetz.“
Während zu Beginn der Infoveranstaltung, zu der Bürgermeister Daniel Enzensperger in den Spitzgarten eingeladen hatte, nur wenige Bürger gekommen waren, füllte sich im Laufe des Abends das Gebäude. Insgesamt sind direkt am Ortsausgang von Kressbronn 14 Wohnungen in massiver Betonbauweise entstanden – je drei mit 18 und 50 Quadratmetern sowie sieben 35 bis 45 Quadratmeter große Wohnungen. Bürgermeister Enzensperger räumte ein, dass „es hier nichts zu beschönigen“gebe, eine große Unterkunft sei immer schlechter als eine kleine. Doch um die Quote, die nach Einwohnern einer Gemeinde berechnet wird, zu erfüllen, sei eine größere Unterkunft unumgänglich gewesen. Platz sei zwar für bis zu 44 Flüchtlinge, doch es sollten nach Möglichkeit nicht mehr als 40 einziehen.
Zehn Quadratmeter pro Person
„Wir rechnen mit etwa zehn Quadratmetern pro Person – der deutsche Schnitt beträgt zum Vergleich etwa 40 Quadratmeter“, so Mirko Meinel. Man habe extra darauf geachtet, keine Gemeinschaftsanlagen wie Küche oder Bad einzurichten, weil die Erfahrung gezeigt hätte, dass hier die meisten Konflikte entstünden. Auch würden keine Männer und Frauen unterschiedlicher Glaubensrichtungen in einer Wohnung zusammenwohnen. Dennoch schloss der Integrationsbeauftragte Probleme nicht aus: „Die Mülltrennung wird sicher in den ersten Monaten Probleme bereiten. Aber wir werden es immer und immer wieder erklären, bis es funktioniert.“Auch ein Hausmeisterservice stehe bereits in den Startlöchern. Die fehlende Photovoltaikanlage, die Anzahl der Bewohner, der Zuschuss des Landes oder die Mieten – die Fragen der Gäste waren vielfältig. Zu der Photovoltaikanlage räumte der Bürgermeister ein, bei diesem Thema „passen“zu müssen, der Zuschuss zu den Gesamtkosten von 1,4Millionen Euro habe 25 Prozent betragen. Direkte Mietverhältnisse zwischen Gemeinde und Bewohner gebe es nicht – alle TRAUERANZEIGEN zahlten allerdings über das Landratsamt in Form eines Wohngeldes Miete. „Das ist unterm Strich für uns eine Nullrechnung – wir zahlen nicht drauf, machen aber auch keinen Gewinn“, so Enzensperger. Sobald die Bewohner Arbeit hätten, würden sie gebeten, sich eine Wohnung auf dem freien Markt zu suchen. Mirko Meinel appellierte abschließend: „Integration funktioniert nur, wenn es alle wollen. Ein Lächeln hilft da schon.“