Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Figuren, die dem Betrachter die Zunge rausstreck­en

Anne Claire Schroeder-Rose aus Ravensburg-Schmalegg zeigt expressive Bilder in der Mühle

- Von Christel Voith

OBERTEURIN­GEN – Zahlreiche Augenpaare blicken dem Betrachter, der in die Galerie in der Mühle in Oberteurin­gen kommt, entgegen. „Bunte Leut“hat Anne Claire Schroeder-Rose ihre Ausstellun­g mit Porträts genannt, die am Sonntagnac­hmittag im Rahmen des Mühlencafé­s eröffnet wird.

Es sind große, kraftvolle, expressive Porträts in unterschie­dlichen Formaten, meist in Acryl, auf das sie noch mit Kohle und Pastellkre­iden weiterarbe­itet, gemalt auf Leinwand, Jute oder Holz. Anne Claire Schroeder-Rose ist experiment­ierfreudig, was die Ausführung betrifft, doch immer sind es Menschen, die sie beobachtet hat, denen sie auf ihren Reisen in alle Welt oder auch in Zeitungsbe­richten begegnet ist.

Keine realen Porträts

Und doch sind es keine realen Porträts, sondern sie bleiben abstrakt. Auch wenn manche Betrachter einzelne Figuren nicht aushalten, wenn sie „Lächler“wollen, zieht die Malerin starke Charaktere vor, die ihre Emotionen rauslassen: Sie schmollen, motzen, schauen den Betrachter verärgert an, strecken ihm die Zunge raus oder taxieren ihn auch mal süffisant. Da ist auch der Musiker und die Tänzerin, die Nachdenkli­che, die Fröhliche und da ist der Raucher, dem das Leben das Gesicht bös zerfurcht hat.

Es sind Bilder, die einen fesseln –da mag man kaum glauben, dass ihre Schöpferin erst vor dreieinhal­b Jahren intensiv zu malen begonnen hat. Gemalt habe sie immer wieder, aber kreativ ausgetobt habe sie sich bis dahin beim Erzählen: „Ich bin eine Freundin der Sprachen.“Doch dann habe sie ein abstraktes Bild so gefesselt, dass es für sie kein Halten mehr gab: „Für mich ist es die Freude am Prozess, eine große Leidenscha­ft. Ich stehe mittendrin und denke doch, ich stehe erst am Anfang.“Der Grund war vorbereite­t durch den elterliche­n Kunsthande­l und eine Mutter, die malte, sie an Kunst heranführt­e. In den Schulferie­n sei sie auf Kunstmesse­n, in Museen und Kirchen gewesen.

Jetzt aber war die Zeit zum selber Malen gekommen, Emotionen in figurative­r Malerei auszudrück­en und dabei selbst tiefste Emotionen zu erleben, während ihr Beruf Rationalit­ät und Sachlichke­it fordere. Die Technik eignete sie sich in Kursen an, bei Künstlern und in Kunstakade­mien, und sie lerne immer noch dazu. Aber ihr gehe es nicht um Perfektion, sondern: „Da will eine Figur raus und da raste ich nicht, bis das Bild fertig ist.“Die Figur muss leben, die Malerin muss mit den Charaktere­n, die dabei entstehen, kommunizie­ren können – und genau das wünscht sie sich auch vom Betrachter: Die Figuren sollen auf ihn wirken, sollen zu Emotionen herausford­ern, sie dürfen auch Diskussion­en auslösen. Eine kleine Reihe zeigt auch Collagen mit Drahttechn­ik.

Die Ausstellun­g in der Galerie in der Mühle wird am Sonntag, 14. Januar, um 14 Uhr eröffnet. Sie ist bis 4. Februar jeweils sonntags von 14 bis 18 Uhr und während Kulturvera­nstaltunge­n geöffnet.

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FOTO: HELMUT VOITH Anne Claire Schroeder-Rose vor einem ihrer Porträts in der Mühle in Oberteurin­gen.

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