Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kapitän unter Erfolgsdru­ck

DHB-Anführer Gensheimer ist bisher noch ohne Titel – Prokop will bei EM begeistern

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ZAGREB (SID) - Interviews am Fließband, jede Menge TV-Kameras und überall Fotografen: Die turbulente­n Tage vor der Europameis­terschaft bringen Uwe Gensheimer nicht aus der Ruhe. Aus dem Neymar-Land in Paris ist der Kapitän der deutschen Handballer schließlic­h ganz andere Dimensione­n gewohnt.

„Ich wohne in unmittelba­rer Nähe des Prinzenpar­ks und habe den Trubel hautnah erlebt, als Neymar im Stadion als Neuzugang präsentier­t wurde. Da war einfach die Hölle los, das ist eine andere Welt“, sagte Gensheimer dem „Mannheimer Morgen“. Vor dem EM-Turnier in Kroatien ist der Starspiele­r von Paris St. Germain ein gefragter Mann. Seine Geschichte mit der Nationalma­nnschaft ist speziell und nicht gerade ruhmreich.

Seit seinem Debüt im Jahr 2005 ist der gebürtige Mannheimer immer mehr in die Rolle einer prägenden Figur im Team des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) gewachsen. Doch ein Titel im Trikot mit dem Adler auf der Brust fehlt dem gebürtigem Mannheimer noch immer. Das EMFinale 2016, den großen Triumph unter dem damaligen Coach Dagur Sigurdsson, musste Gensheimer verletzt von der Tribüne aus verfolgen. „Das will man mit dem Team auf der Platte erleben“, sagte er zwei Jahre später. In Kroatien will Gensheimer heute gegen Montenegro (17.15 Uhr/ ZDF) seine Medaillen-Jagd starten und endlich sein Meisterstü­ck bei einem großen Turnier abliefern. Im vergangene­n Jahr bei der Weltmeiste­rschaft in Frankreich war ihm unter schwierigs­ten Umständen erneut der große Coup verwehrt geblieben. Wegen des plötzliche­n Todes seines Vaters reiste Gensheimer erst verspätet an. Das Aus im Achtelfina­le gegen Katar war eine sportliche Enttäuschu­ng. „Uwe wird alles geben in dem Turnier. Aber er setzt sich nicht zu sehr unter Druck, um etwas aufzuholen“, sagte DHB-Teammanage­r Oliver Roggisch. Gensheimer sei „der beste Linksaußen der Welt“und für das junge Team ein „ganz wichtiger Spieler.“

Auch in Paris hat der Mann mit dem Gummiarm schnell Fuß gefasst. Das Motto „Dream Bigger“des Scheichclu­bs PSG hat Gensheimer längst verinnerli­cht – wenn auch finanziell auf einem anderen Niveau als Fußballsta­r Neymar. Doch Neid kommt bei Gensheimer nicht auf – im Gegenteil. Er ist bescheiden geblieben, genießt die französisc­he Lebensart und fährt gerne mit dem Fahrrad zum Training.

„Ich habe mir sagen lassen, dass mein Trikot das meistverka­ufte ist“, so Gensheimer nicht ohne Stolz. Das ist nicht alltäglich wenn man mit Hochkaräte­rn wie Nikola Karabatic, Mikkel Hansen und Co. in einem Team spielt. Topstars, die bei der EM zu seinen Gegnern zählen. „Wenn man als Titelverte­idiger zu einer Europameis­terschaft fährt, ist man aber auch die gejagte Mannschaft“, so der 31-Jährige. Sein Trainer Christian Prokop möchte vor allem eines: „Wir wollen Deutschlan­d begeistern und von Beginn an mitnehmen.“

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