Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Ich bin ja nicht die Pointen-Polizei!“

Keine Angst vor Zoten – Im Film „Hot Dog“rauft sich Til Schweiger mit Matthias Schweighöf­er zusammen

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Schweiger und Schweighöf­er – die zwei Stars des deutschen Films sind in der Actionkomö­die „Hot Dog“, die am 18. Januar in die Kinos kommt, wieder als ungleiches Duo zu sehen. Dieter Oßwald hat sich mit Til Schweiger über Selbstiron­ie, Star-Qualitäten, kluge Regisseure und das US-Remake von „Honig im Kopf“unterhalte­n.

Herr Schweiger, bei Ihren eigenen Filmen sind Sie zugleich Regisseur, Drehbuchau­tor und Produzent. Diesmal „nur“Schauspiel­er. Wird da die Arbeit vor der Kamera entspannte­r?

Auf jeden Fall bin ich entspannte­r, wenn ich bei einem Film lediglich die Aufgabe des Schauspiel­ers übernehme – das ist schon fast wie Urlaub.

Gibt es nicht die Versuchung, sich in die Regie einzumisch­en?

Ein Einmischen im Sinne von „Hey, du hast keine Ahnung!“gibt es nicht, aber natürlich macht man als Schauspiel­er seine Vorschläge. Das passiert auch umgekehrt, wenn ich selbst auf dem Regiestuhl sitze. Wenn gute Ideen angeboten werden, wird jeder kluge Regisseur dafür dankbar sein.

Welche Idee in „Hot Dog“trägt Ihre Handschrif­t?

Zum Beispiel der Spruch von Matthias Schweighöf­er, wenn er zu mir sagt: „Sie nuscheln, Steiner!“

So viel Selbstiron­ie würde Ihnen nicht unbedingt jeder zutrauen ... Möglicherw­eise haben die noch keine Filme von mir gesehen. Schon in „Manta, Manta“habe ich mich ziemlich heftig selbst auf die Schippe genommen. Und mehr Selbstiron­ie als in „Zweiohrkük­en“geht eigentlich gar nicht.

Wie groß ist die Konkurrenz um die besten Sprüche bei einem Buddy-Movie?

Konkurrenz gibt es keine zwischen uns. Wir sind Kollegen, die sich gegenseiti­g unterstütz­en und möglichst das Beste aus dem anderen heraushole­n möchten. Je besser der eine, umso überzeugen­der gerät die Reaktion des anderen. Es gibt durchaus Schauspiel­er, die eifersücht­ig jammern, wenn sie drei Sätze weniger haben als der Partner. Aber die sind eben selten gut. Mit solchen Leuten würde ich jedenfalls nicht arbeiten wollen.

Schweiger und Schweighöf­er zählen zu den wenigen Stars hierzuland­e. Was macht Schweighöf­er zum Star?

Um Star zu werden, braucht man abgesehen von Talent und Ausstrahlu­ng, ein gewisses Aussehen sowie das Glück, in einem Film zu spielen, der erfolgreic­h ist. Bei dem viele Zuschauer sagen: „Diesen Typen mögen wir!“. Das passierte mir mit „Manta, Manta“und Matthias mit „Keinohrhas­en“und „Zweiohrkük­en“. Die Mädels lieben Matthias, die finden ihn sehr sexy, süß und gutaussehe­nd. Zudem gibt es kaum einen Schauspiel­er, der in der Comedy solch ein gutes Timing hat wie der Schweighöf­er.

Wie bleibt man beim Drehen ernst, wenn Schweighöf­er seine Faxen macht?

Bisweilen muss man lachen, aber in der Regel bin ich so in meiner Figur, dass das nicht passiert: Mein Luke findet diesen Typen Theo schließlic­h alles andere als komisch. Meist ist es Matthias selbst, der plötzlich anfängt über sich zu lachen. Schon bei „Keinohrhas­en“hat er mit seinem Kichern etliche Szenen gekippt. Mittlerwei­le hat sich das gebessert, aber es geschieht immer noch.

„Hot Dog“bietet bisweilen Mut zur Zote. Wie tiefergele­gt darf Humor sein?

Ich bin ja nicht die Pointen-Polizei! Als Ben Stiller bei „Verrückt nach Mary“Sperma ins Haar bekommt, haben das alle gefeiert. Als Matthias Schweighöf­er in „Zweiohrkük­en“in der fremden Wohnung verzweifel­t auf dem Klo sitzt, weil kein Wasser im Spülkasten ist, klagten Kritiker über Fäkalhumor. Und der Kinosaal hat getobt. Umgekehrt fand ich persönlich bei „Schuh des Manitu“auch nicht alle Gags so genial komisch wie andere. Humor ist eben Geschmacks­ache.

Was sind die wichtigste­n Elemente bei einer Komödie, damit sie funktionie­rt?

Das Timing muss stimmen, die Witze müssen witzig sein und gleichzeit­ig ernsthaft gespielt werden. Die Not der handelnden Figuren muss für den Zuschauer nachvollzi­ehbar sein. Wenn der Held mit dem Kopf gegen die Laterne läuft oder eine Torte ins Gesicht bekommt, dann lachen die Leute immer. Entscheide­nd dabei ist allerdings, dass man die Szenen ernst nimmt und nicht auf Comedy spielt und nur mit den Augen rollt.

Was ist der Stand der Dinge mit dem US-Remake von „Honig im Kopf“? Spielt Michael Douglas die Rolle von Dieter Hallervord­en?

Michael Douglas ist nicht mehr bei dem Projekt dabei. Wer diese Hauptrolle spielen wird, wollen wir aber erst verraten, wenn alle anderen Figuren besetzt sind. Der Beginn der Dreharbeit­en ist jedenfalls für den Mai geplant.

Abgedreht haben Sie bereits das „Klassentre­ffen“mit Samuel Finzi und Milan Peschel, das im Herbst in die Kinos kommen wird. Und das als Trilogie angelegt ist mit Starttermi­nen 2019 und 2020. Was macht Sie so zuversicht­lich, dass die Sache klappt?

Die dänische Vorlage war extrem erfolgreic­h und kam in ihrer Heimat gleichfall­s als Trilogie in die Kinos. Wir haben daraus die Highlights übernommen und eine eigene Geschichte daraus gemacht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Zuschauer auch unsere deutsche Version lieben werden. Mit dem Thema Klassentre­ffen kann jeder etwas anfangen. Zudem bietet es dramaturgi­sch die perfekte Basis für eine Verbindung von Komik mit Tragik. Da stellen sich sofort die elementare­n Fragen: Wie schnell geht das Leben doch vorbei? Was hast du erreicht von deinen Träumen? Wie viel Zeit bleibt dir noch? Wozu bist du überhaupt auf der Welt? Bei aller Tiefe gerät die Sache vor allem wahnsinnig witzig.

Bleibt da überhaupt noch Zeit für „Tatort“?

Der „Tatort“ist für Anfang 2019 geplant. Nick Tschiller haben wir mit Action im Kino ausgereizt, deshalb braucht der Kommissar nun einen Neuanfang. Dafür habe ich mir die Autoren vom „Polizeiruf“aus Rostock gewünscht, denn Eoin Moore und seine Frau schreiben die besten TV-Krimis im Land.

In Hollywood hat der HarveyWein­stein-Skandal eine Lawine ausgelöst. Hierzuland­e blieb es in der Filmszene bislang auffällig ruhig. Tickt da noch manche Enthüllung­s-Zeitbombe?

Ich bin kein Prophet. Ich habe von sexuellen Übergriffe­n noch nie etwas mitbekomme­n, was nicht heißt, dass es solche Dinge in Deutschlan­d nicht ebenfalls gibt oder gegeben hat. Wobei diese Problemati­k eben nicht nur im Filmbereic­h existiert, sondern überall dort, wo einige wenige Mächtige sich anmaßen, über andere Menschen zu verfügen. Dabei geht es oft gar nicht so sehr um Sex, sondern vor allem um Erniedrigu­ng eines anderen. Absolut widerlich und erschütter­nd!

Von einer USA-Reise haben Sie unlängst Fotos mit Arnold Schwarzene­gger gepostet. Vom Schauspiel­er zum Politiker – wäre das eine Karriereüb­erlegung auch für Sie?

Je mehr ich mich mit diesem Thema beschäftig­e, desto weniger glaube ich daran, dass Politiker wirklich viel verändern können. Politik wird von mächtigen Interessen- und LobbyVerbä­nden gemacht. Dagegen kämpft ein Politiker, egal wie ambitionie­rt er sein mag, wie gegen Windmühlen. Als kleiner Gerechtigk­eitsfanati­ker, der ich bin, würde mich das zur Verzweiflu­ng bringen. Deshalb halte ich mich aus diesem Betrieb besser heraus und mache Politik in meinem Umfeld.

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Til Schweiger ist vor und hinter der Kamera aktiv.
FOTO: DPA Hansdampf in allen Gassen: Til Schweiger ist vor und hinter der Kamera aktiv.

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