Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Markdorf will Bauvorhabe­n stärker mitgestalt­en

Beim Neujahrsem­pfang in der Stadthalle Markdorf spricht Bürgermeis­ter Georg Riedmann über anstehende Projekte

- Von Barbara Baur www.schwaebisc­he.de/ empfang-markdorf-2018

MARKDORF - Markdorf wächst und künftig soll die Stadt stärker mitbestimm­en, in welche Richtung die Gestaltung gehen soll – vor allem im Bereich der Innenstadt. Das hat Bürgermeis­ter Georg Riedmann in seiner Ansprache beim Neujahrsem­pfang am Samstagvor­mittag in der Stadthalle angekündig­t.

Auf dem privaten Grundstück­smarkt herrsche ein ungeheurer Druck, die Preise seien bisweilen abenteuerl­ich. Bauträger würden deshalb versuchen, die Grundstück­e bis auf den letzten Quadratmet­er zu nutzen, um möglichst wirtschaft­lich erfolgreic­h investiere­n zu können. „Sicherlich ist dies ein Ergebnis mindestens ebenso großer Nachfrage“, sagte Riedmann. „Das Baurecht gibt uns nur selten eine Handhabe, städtebaul­iche Fehlentwic­klungen zu verhindern.“Trotzdem sehe er die Möglichkei­t für die Stadt, mit Hilfe von drei Werkzeugen stärker Einfluss zu nehmen als bisher. Denn Planungen von Bauherren mit einer Überarbeit­ung des Bebauungsp­lans zu kontern, sei teuer, teilweise rechtsunsi­cher und langwierig.

Zum einen könne die Stadt über städtebaul­iche Wettbewerb­e sowohl die Gestalt, als auch die Nutzung festlegen, wenn sie Grundstück­e verkauft. Auf diese Weise könnten Quartiere entstehen, die von den Markdorfer­n als gelungene Weiterentw­icklung ihrer Heimatstad­t angenommen werden. „Über die Quotierung preisgünst­igen Wohnraumes sollen auch jede Menschen dort eine Heimat finden können, die auf dem unregulier­ten Wohnungsma­rkt kaum eine Chance haben“, sagte er. Diese Möglichkei­ten könnten insbesonde­re in den Bereichen Klosterösc­hle und Griviten ausgeschöp­ft werden, solange die Artenschut­zuntersuch­ung dies überhaupt ermögliche. Auch das Rathausare­al werde in solche Überlegung­en miteinbezo­gen.

„Stärker Einfluss nehmen“

Für den privaten Markt ist geplant, einen städtebaul­ichen Rahmenplan zu erarbeiten. Dieser soll für sensible Bereiche Möglichkei­ten und Grenzen der innerstädt­ischen Verdichtun­g aufzeigen. „Mithilfe eines solchen Rahmenplan­s können wir auch bei Bauanträge­n in Bereichen ohne qualifizie­rten Bebauungsp­lan stärker Einfluss nehmen als bislang“, sagte Riedmann.

Darüber hinaus wolle die Verwaltung im Gemeindera­t die Einrichtun­g eines sogenannte­n Gestaltung­sbeirats anregen, wie er in der Landesbauo­rdnung Baden-Württember­g vorgeschla­gen wird. „In diesem Beirat können größere Bauvorhabe­n und Bauvorhabe­n von besonderer Bedeutung auch jenseits der rein baurechtli­chen Betrachtun­g bewertet und gemeinsam mit den Antragstel­lern optimiert werden“, sagte der Bürgermeis­ter. Grundvorau­ssetzung sei eine neutrale, aber kompetente Besetzung dieses Beirats.

In absehbarer Zeit wird sich die Stadt auch mit der Weiterentw­icklung am Bahnhof beschäftig­en müssen. Denn der Bahnhof, den die Stadt der Deutschen Bahn aus strategisc­hen Levin Knödler (links) und Jonas Arnegger erhalten Urkunden. Gründen abgekauft hat, sei nicht nur denkmalges­chützt, sondern auch komplett unsaniert. Darüber hinaus habe sich die Bahn bestimmte Rechte im Grundbuch eintragen lassen. Für dieses Projekt könne er sich vorstellen, einen Investor zu finden, der das Gebäude saniert und die Nutzungswü­nsche der Stadt berücksich­tigt. Denkbar wäre es, dass dieser Investor auch das angedachte Parkhaus baut, was den Mangel an Parkplätze­n in diesem Bereich entschärfe­n würde.

Leitung muss ausgebaut werden

Große Aufgaben warten 2018 auch in der Wasservers­orgung und Abwasseren­tsorgung. Die Leitung des Abwasserzw­eckverband­s Lipbach-Bodensee zur Kläranlage in Immenstaad stoße an ihre Kapazitäts­grenzen und müsse ausgebaut werden. Außerdem sei ein gangbarer Weg zur Entwässeru­ng und zur vollständi­gen Erschließu­ng von Möggenweil­er gefunden worden. „In diesem Jahr werden wir die Werkplanun­g vornehmen und können ab 2019 mit der Realisieru­ng beginnen“, sagte Riedmann. Die Anwohner sollen in den kommenden Monaten eingeladen werden, die Pläne kennenzule­rnen. Außerdem soll eine sinnvolle und für alle akzeptable Abgrenzung von Bauabschni­tten besprochen werden.

Einen Teil seiner Ansprache widmete der Bürgermeis­ter auch dem Bischofssc­hloss. Er betonte, dass sich ein Hotel dieser Größe vor dem Hintergrun­d der notwendige­n Sanierunge­n kaum wirtschaft­lich betreiben ließe. Außerdem sei es keine Aufgabe der Stadt, ein Hotel zu betreiben.

Nach Riedmanns Ansprache ergriff Brigitte Kühlburger als offizielle Vertreteri­n der französisc­hen Partnersta­dt Ensisheim das Wort. Sie übermittel­te ihre guten Wünsche und berichtete, wie sich Ensisheim entwickelt und brachte damit die Zuhörer zum Staunen. Die Partnersta­dt entwickelt derzeit ein neues Quartier mit 500 Wohnungen und will damit Raum für 1200 bis 1500 neue Einwohner schaffen, sodass die Einwohnerz­ahl voraussich­tlich auf 9000 steigen wird. Vergangene­s Jahr habe die Stadt ein Gewerbegeb­iet geschaffen, wo vier große Betriebe ansiedeln. Darüber hinaus will Ensisheim 2019 einen 100 Hektar großen Gewerbepar­k schaffen. Die Vorbereitu­ng laufen.

Fraktionsv­orsitzende sprechen

Für eine Premiere sorgten die Fraktionsv­orsitzende­n aus dem Gemeindera­t. Wie Dietmar Bitzenhofe­r (Freie Wähler) berichtete, habe die stellvertr­etende Bürgermeis­terin Martina Koners-Kannegieße­r einen Teil ihrer Redezeit für die vier Stadträte zur Verfügung gestellt. Auf die Stadt warte eine Fülle zu meisternde­n Projekten, sagte Bitzenhofe­r auch mit Blick auf das Bischofssc­hloss. Doch in der jüngeren Stadtgesch­ichte seien ähnlich große Projekte erfolgreic­h abgearbeit­et worden. „Dabei war das Stadtsäcke­l nicht immer so gut gefüllt“, sagte er. Außerdem sei die Pro-Kopf-Verschuldu­ng von Jahr zu Jahr reduziert worden. Notfalls sei eine Kreditfina­nzierung möglich. Er forderte die Bürger auf, solche Projekte zu begleiten, „gerne auch kritisch“, sagte er. Ähnlich äußerten sich seine Ratskolleg­en.

Martina Koners-Kannegieße­r betonte ihn ihrer Ansprache die gute Zusammenar­beit von Gemeindera­t, Verwaltung und Bürgermeis­ter, bevor sie die Neujahrsbr­ezel präsentier­te. „Sie ist weich im Kern und knackig im Biss – genauso wie Ihr Gemeindera­t“, sagte sie, bevor im zweiten Teil des Neujahrsem­pfangs Markdorfer Bürger für ihr Engagement geehrt wurden, sei es in Vereinen, im Sport oder in den Schulen. Beim Stehempfan­g im Anschluss an den offizielle­n Teil war Gelegenhei­t, von der Neujahrsbr­ezel zu kosten oder bei Häppchen und Wein ins Gespräch zu kommen.

Ehrungen

Fotos von den im Internet:

gibt es

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FOTOS: BRIGITTE WALTERS Zum Neujahrsem­pfang kommen rund 500 Gäste in die Stadthalle Markdorf.
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Das Team Bodenseekr­okodile der Roboter-AG des Gymnasiums am Bildungsze­ntrum Markdorf gibt beim Neujahrsem­pfang eine Kostprobe.
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