Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Immenstaader bereiten Henne großen Bahnhof
600 Gäste kommen zur Amtseinsetzung des neuen Bürgermeisters in die Linzgauhalle
IMMENSTAAD - Tolles Programm, volles Haus und ein Mann, der aus dem Hände schütteln nicht mehr rauskam: Johannes Henne ist am Montagabend im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung in der Linzgauhalle offiziell als neuer Bürgermeister verpflichtet worden. 600 Gäste wollten in der rappelvollen Halle dabei sein, als der 30-Jährige den Amtseid sprach und offiziell seinen Dienst als Verwaltungschef der Seegemeinde antrat.
„Ich bin absolut überwältigt, dass so viele Leute gekommen sind“, sagte Johannes Henne in seiner Antrittsrede, er bedankte sich dafür herzlich bei den Gästen und vor allem bei den zahlreichen Rednern und Gratulanten, unter ihnen die Landtagsabgeordneten Martin Hahn (Grüne) und Klaus Hoher (FDP). Die öffentliche Gemeinderatssitzung wurde vom Bürgermeister-Stellvertreter Edwin Brügel geleitet, der Musikverein Immenstaad unter der Leitung von Dirigent Bernhard Jehle eröffnete mit Richard Wagners Festmusik. Johannes Henne sprach anschließend den Amtseid und bekam von Edwin Brügel die Bürgermeisterkette umgehängt. Henne hatte bei der Bürgermeisterwahl am 15. Oktober 2017 als einziger Kandidat knapp 95 Prozent der Stimmen bekommen. Die Wahlbeteiligung lag bei über 40 Prozent. Er wurde damit Nachfolger von Jürgen Beisswenger, der die Geschicke der Seegemeinde 24 Jahre lang geleitet hatte. Brügel wünschte sich eine „konstruktive, offene und vertrauenswürdige Zusammenarbeit“von Bürgermeister und Gemeinderat, „lasst es uns anpacken!“Er wünschte Henne, dass „er die Herzen der Bürgerinnen und Bürger von Immenstaad schnell erobern wird.“
Landrat Lothar Wölfle brachte in seinem Grußwort die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Tourismus in Immenstaad auch unter Henne als Bürgermeister gestärkt wird. Einen Seitenhieb in Sachen Echt-BodenseeCard konnte sich Wölfle nicht verkneifen: Man solle diesbezüglich wieder zur Sachlichkeit zurückfinden, „es geht nur um eine Gästekarte, da braucht man keinen Glaubenskrieg zu führen“. Wölfle wünschte Henne, dass er die Chancen, die sich für Immenstaad bieten, frühzeitig erkennt und für die Gemeinde ergreift.
Fachliche und soziale Kompetenz
Mit Paul Witt stand auch der Rektor der Hochschule Kehl auf der Rednerliste, bei dem Henne einst studierte und eine Bachelorarbeit mit dem Titel „Wie wird man Bürgermeister ?“verfasste. Er habe das Gelernte also mittlerweile gut umgesetzt, sagte Witt. Der Professor bescheinigte seinem ehemaligen Schüler eine hohe fachliche und soziale Kompetenz. Beides brauche man, um ein guter Bürgermeister zu sein. Vielleicht habe sich deshalb kein anderer Kandidat getraut, gegen Henne anzutreten. Dass dieser der einzige Bewerber in Immenstaad war, ist für Witt ohnehin kein Problem: „Nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität kommt es an.“Für die Bürgermeister im Bodenseekreis hieß der Neukircher Bürgermeister Reinhold Schnell den neuen Schultes willkommen. Eine lange Liste von Berufen, die sich hinter dem Bürgermeisteramt verbergen, zählte er auf und appellierte an die Bürger hinter ihrem Bürgermeister zu stehen. Henne riet er: „Nimm Dir zwischendurch auch die Zeit zum Auftanken.“
Von den örtlichen Vereinen gratulierte als erster Clemens Müller, Vorsitzender des Turn- und Sportvereins (TuS). Da Henne selbst in Vereinen groß geworden sei, zeigte sich Müller guten Mutes für die Vereine der Seegemeinde. „Wir sind bereit, gemeinsam die Zukunft zu gestalten.“Als Geschenk überreichte der Vorsitzende eine Saisonkarte für die TuS-Fußballspiele. Der Narrenvater der „Hennenschlitter“Wolfgang Haas überreichte mit humorvoll ausholender Vorrede „die begehrte Plakette ‚I derf in Winzerkär‘“für die Prinzenhochzeit und eine eigene Hennen-Kappe für den neuen Bürgermeister. Pascal Bochenek, Vorsitzender der Katzenzunft Kippenhausen, brachte „Wein von Kippenhauser Reben“für einen geruhsamen Feierabend. Der erste Vorsitzende des Musikvereins Roland Haug hatte für Henne einen Dirigentenstab dabei, vom Vorsitzenden des Gesangsvereins, Jakob Kiefer, gab es eine Stimmgabel, damit er immer den richtigen Ton treffe.
Der Yachtclub überreichte dem neuen Schultes den Matchrace-Immenstaad-Pokal – nur leihweise für das Bürgermeister-Büro bis zum nächsten Gemeinderats-Matchrace im September. Der Handels- und Gewerbeverein hatte Handschuhe „für heiße Eisen“und dicke Socken „gegen kalte Füße“im Amt dabei. Reinhard König vom Heimatverein erinnerte daran, dass die Turmuhr des Heimatvereins auf dem Rathausplatz dieses Jahr 125 Jahre alt sei und den Schultes mit ihrem Glockenschlag „alle Viertelstunde“an den Heimatverein erinnern solle.
Claus Mecking, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, betonte, dass es am Bodensee zwar paradiesisch sei, die Natur aber dennoch Überraschungen wie Hochwasser, Sturm oder Brand bereithalte. 45 Männer und Frauen der Feuerwehr seien stets bereit für ihren ehrenamtlichen Einsatz. Bürgermeister a.D. Jürgen Beisswenger habe im Katastrophenschutz „ein gut bestelltes Feld“hinterlassen. Damit auch der neue Bürgermeister bei den Einsätzen gut ausgerüstet dabei sein könne, überreichte Mecking eine gelbe Warnweste und -mütze.
Die Bürger der Seegemeinde und die angereisten Gäste nutzten gerne die Gelegenheit, beim anschließenden Umtrunk den neuen Bürgermeister zu feiern.