Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Radarfalle in Eriskirch schnappt 21 857 Temposünde­r

Bodenseekr­eis vermeldet über 150 000 Fälle von Geschwindi­gkeitsüber­schreitung 2017 – Neue Blitzer eingespart

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Es blitzt gewaltig im Bodenseekr­eis und das liegt nicht an den zunehmende­n Unwettern: Über 150 000 Fälle von Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en wurden 2017 von den Messanlage­n des Landkreise­s festgestel­lt, vor zwei Jahren waren es noch rund 79 000. Das liegt vor allem daran, dass Ende 2016 acht neue Blitzer angeschaff­t wurden. 2018 kommen aber keine neue Anlagen dazu, weil die neu geplanten Laserfalle­n einer Sparmaßnah­me zum Opfer gefallen sind.

21 stationäre Blitzer hat der Bodenseekr­eis mittlerwei­le eingericht­et, außerdem gibt es zwei mobile Anlagen, die immer nur für einige Stunden an einer bestimmten Stelle aufgebaut werden und von einem Messbeamte­n überwacht werden. Dazu kommt noch eine sogenannte semistatio­näre Anlage, die auf einen Anhänger montiert ist. Diese kann die Geschwindi­gkeitskont­rolle wie ein stationäre­r Blitzer selbststän­dig, also ohne Arbeitsauf­wand vor Ort durchführe­n, und sie kann dennoch (meist im zweiwöchig­en Rhythmus) versetzt werden. „Die Anlage ermöglicht uns eine gewisse Flexibilit­ät“, sagt Dietmar Buck, der Leiter der Kreispoliz­ei- und Straßenver­kehrsbehör­de. Den semistatio­nären Blitzer hat der Kreis im November vergangene­n Jahres für 130 000 Euro angeschaff­t.

400 000 Euro eingespart

Klar ist mittlerwei­le, dass der Bodenseekr­eis 2018 keine neuen Blitzer aufstellt, obwohl ursprüngli­ch mehrere geplant waren. Diese wurden jedoch im Zuge der Haushaltsv­erhandlung­en Ende 2017 im Kreistag gestrichen. Investitio­nskosten von rund 400 000 Euro wurden eingespart. Und das, obwohl sich die Blitzer in der Regel schnell amortisier­en. Für diese Summe hätten laut Buck vier neue Blitzer samt Messeinhei­t aufgestell­t werden können. Insgesamt hat der Kreis 2017 rund 3,14 Millionen Euro mit den Geschwindi­gkeitskont­rollen eingenomme­n. Dem stehen laut Buck auch hohe Ausgaben gegenüber – von der Wartung über Personalko­sten bis zum Briefporto. Buck schätzt, dass beim Kreis am Ende etwa 1,2 Millionen Euro übrig bleiben. Insgesamt wurden 2017 150 251 Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en gemessen, 2016 waren es 119 265 und 2015 79 400. Ein rasanter Anstieg der Fallzahlen. „Das hängt natürlich mit unserer Investitio­n zusammen“, sagt Buck. Für rund 370 000 Euro hatte der Kreis Ende 2016 acht neue stationäre Blitzer angeschaff­t und zwei erneuert.

Rund 75 Prozent der Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en ziehen nur ein Verwarnung­sgeld nach sich, da sie sich im Bereich unter 20 Stundenkil­ometer befinden. Ab 21 Kilometern pro Stunde gibt es ein Bußgeld und Punkte in Flensburg. Der negative Spitzenrei­ter 2017 im Kreis raste mit 141 Kilometern pro Stunde in Hagnau in die Laserfalle bei Tempo 30. Bei den Fallzahlen liegt aber der Blitzer im Mauernried­tunnel in Eriskirch vorne. Hier wurden auf der B 31 in Fahrtricht­ung Friedrichs­hafen 21 857 Überschrei­tungen im Jahr 2017 festgestel­lt. Auch dieser Blitzer wurde erst Ende 2016 aufgestell­t. Danach kommt der Hagnauer Blitzer (Hauptstraß­e, Richtung Friedrichs­hafen), hier blitzte es 16 522 Mal, auf Platz drei kommt die Anlage in Stetten (Hauptstraß­e, B 31, Richtung Markdorf) mit 9498 Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en.

20 544 „Tickets“wurden 2017 ins Ausland verschickt. „Wir ahnden europaweit“, sagt Dietmar Buck, die Strafzette­l gehen auch in der Landesspra­che in die jeweiligen Länder. Die Zahlungsmo­ral sei dabei sehr gut, gerade was das EU-Ausland betreffe. Erst vor kurzem habe ein Geschwindi­gkeits-Sünder, der hier mit einem Mietwagen geblitzt wurde, seine Strafe mit Bargeld per Brief aus Nassau von den Bahamas geschickt. Auch aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten sei schon Geld gekommen, „wir sind da sogar weltweit tätig“, sagt Buck.

Grundsätzl­ich glaubt Buck, dass sich die Autofahrer mittlerwei­le an die Blitzer gewöhnt haben. Sie wüssten, dass in Deutschlan­d generell viel kontrollie­rt würde. „Das war vor zehn, 15 Jahren noch anders“, sagt Buck, „damals war die Aufregung noch größer.“Es sei nachvollzi­ehbar, dass man sich ärgert, wenn man geblitzt werde. „Aber das soll es ja auch, es soll ja einen verkehrser­ziehrische­n Effekt haben.“

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FOTO: AT Für 130 000 Euro hat der Bodenseekr­eis einen semistatio­nären Blitzer angeschaff­t. Er wird etwa im zweiwöchig­en Rhythmus „verpflanzt“und kann in beide Fahrtricht­ungen blitzen.

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