Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Radarfalle in Eriskirch schnappt 21 857 Temposünder
Bodenseekreis vermeldet über 150 000 Fälle von Geschwindigkeitsüberschreitung 2017 – Neue Blitzer eingespart
FRIEDRICHSHAFEN - Es blitzt gewaltig im Bodenseekreis und das liegt nicht an den zunehmenden Unwettern: Über 150 000 Fälle von Geschwindigkeitsüberschreitungen wurden 2017 von den Messanlagen des Landkreises festgestellt, vor zwei Jahren waren es noch rund 79 000. Das liegt vor allem daran, dass Ende 2016 acht neue Blitzer angeschafft wurden. 2018 kommen aber keine neue Anlagen dazu, weil die neu geplanten Laserfallen einer Sparmaßnahme zum Opfer gefallen sind.
21 stationäre Blitzer hat der Bodenseekreis mittlerweile eingerichtet, außerdem gibt es zwei mobile Anlagen, die immer nur für einige Stunden an einer bestimmten Stelle aufgebaut werden und von einem Messbeamten überwacht werden. Dazu kommt noch eine sogenannte semistationäre Anlage, die auf einen Anhänger montiert ist. Diese kann die Geschwindigkeitskontrolle wie ein stationärer Blitzer selbstständig, also ohne Arbeitsaufwand vor Ort durchführen, und sie kann dennoch (meist im zweiwöchigen Rhythmus) versetzt werden. „Die Anlage ermöglicht uns eine gewisse Flexibilität“, sagt Dietmar Buck, der Leiter der Kreispolizei- und Straßenverkehrsbehörde. Den semistationären Blitzer hat der Kreis im November vergangenen Jahres für 130 000 Euro angeschafft.
400 000 Euro eingespart
Klar ist mittlerweile, dass der Bodenseekreis 2018 keine neuen Blitzer aufstellt, obwohl ursprünglich mehrere geplant waren. Diese wurden jedoch im Zuge der Haushaltsverhandlungen Ende 2017 im Kreistag gestrichen. Investitionskosten von rund 400 000 Euro wurden eingespart. Und das, obwohl sich die Blitzer in der Regel schnell amortisieren. Für diese Summe hätten laut Buck vier neue Blitzer samt Messeinheit aufgestellt werden können. Insgesamt hat der Kreis 2017 rund 3,14 Millionen Euro mit den Geschwindigkeitskontrollen eingenommen. Dem stehen laut Buck auch hohe Ausgaben gegenüber – von der Wartung über Personalkosten bis zum Briefporto. Buck schätzt, dass beim Kreis am Ende etwa 1,2 Millionen Euro übrig bleiben. Insgesamt wurden 2017 150 251 Geschwindigkeitsüberschreitungen gemessen, 2016 waren es 119 265 und 2015 79 400. Ein rasanter Anstieg der Fallzahlen. „Das hängt natürlich mit unserer Investition zusammen“, sagt Buck. Für rund 370 000 Euro hatte der Kreis Ende 2016 acht neue stationäre Blitzer angeschafft und zwei erneuert.
Rund 75 Prozent der Geschwindigkeitsüberschreitungen ziehen nur ein Verwarnungsgeld nach sich, da sie sich im Bereich unter 20 Stundenkilometer befinden. Ab 21 Kilometern pro Stunde gibt es ein Bußgeld und Punkte in Flensburg. Der negative Spitzenreiter 2017 im Kreis raste mit 141 Kilometern pro Stunde in Hagnau in die Laserfalle bei Tempo 30. Bei den Fallzahlen liegt aber der Blitzer im Mauernriedtunnel in Eriskirch vorne. Hier wurden auf der B 31 in Fahrtrichtung Friedrichshafen 21 857 Überschreitungen im Jahr 2017 festgestellt. Auch dieser Blitzer wurde erst Ende 2016 aufgestellt. Danach kommt der Hagnauer Blitzer (Hauptstraße, Richtung Friedrichshafen), hier blitzte es 16 522 Mal, auf Platz drei kommt die Anlage in Stetten (Hauptstraße, B 31, Richtung Markdorf) mit 9498 Geschwindigkeitsüberschreitungen.
20 544 „Tickets“wurden 2017 ins Ausland verschickt. „Wir ahnden europaweit“, sagt Dietmar Buck, die Strafzettel gehen auch in der Landessprache in die jeweiligen Länder. Die Zahlungsmoral sei dabei sehr gut, gerade was das EU-Ausland betreffe. Erst vor kurzem habe ein Geschwindigkeits-Sünder, der hier mit einem Mietwagen geblitzt wurde, seine Strafe mit Bargeld per Brief aus Nassau von den Bahamas geschickt. Auch aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sei schon Geld gekommen, „wir sind da sogar weltweit tätig“, sagt Buck.
Grundsätzlich glaubt Buck, dass sich die Autofahrer mittlerweile an die Blitzer gewöhnt haben. Sie wüssten, dass in Deutschland generell viel kontrolliert würde. „Das war vor zehn, 15 Jahren noch anders“, sagt Buck, „damals war die Aufregung noch größer.“Es sei nachvollziehbar, dass man sich ärgert, wenn man geblitzt werde. „Aber das soll es ja auch, es soll ja einen verkehrserziehrischen Effekt haben.“