Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Der Funke sprang ziemlich bald über“
Martha und Bruno Müller feiern diamantene Hochzeit – Paar hat den Ailinger Geschichtsverein mitgegründet
AILINGEN - Am 18. Januar 1958 gaben sich Martha Schlecker und Bruno Müller das Ja-Wort. Das 60-jährige Ehejubiläum, die diamantene Hochzeit, feiert das Paar heute, am 20. Januar, in Form eines Gottesdienstes in der katholischen Kirche St. Johannes Baptist in Ailingen mit anschließendem Stehempfang im Roncalli-Haus. Abgerundet wird der Feiertag mit einem gemeinsamen Abendessen in der „Krone“in Schnetzenhausen zusammen mit den vier Kindern, deren Partnern sowie sieben Enkelkindern und vielen Verwandten und Bekannten.
Seit dem Jahre 1961 wohnt das Paar in dem Häfler Vorort, in dem es in den verflossenen fast 60 Jahren nicht nur für die Kinder sorgte, sondern auch ehrenamtlich tätig war. Martha und Bruno Müller verbanden von Anfang an gleiche Interessen. Ein wichtiges Thema war die Heimatgeschichte. Deswegen waren sie beteiligt an der Gründung des Ailinger Geschichtsvereines im Jahre 1988, für den sie Ausstellungen im Rathaus und im Museum Ittenhausen organisierten und Informationsbroschüren anfertigten, wie zum Beispiel von der Haldenbergkapelle.
Im Häfler Sauerstoffwerk kennengelernt
Mit den Erlösen der Krippenausstellungen, die seit 1996 für weihnachtliche Atmosphäre im Rathaus sorgten, konnte manch sakrales Schnitzwerk restauriert werden. Die Fasnet war ebenfalls ein wichtiges Gebiet der beiden Eheleute. Sofern es die Gesundheit erlaubt, werden sie sich auch in Zukunft ehrenamtlich engagieren. Bruno Müller sagt jedenfalls: „Irgendetwas mache ich immer.“
Getroffen haben sich die gebürtige Ailingerin und der aus Überlingen stammende ausgebildete Schlossermeister im Häfler Sauerstoffwerk, in dem beide seit 1955 tätig gewesen waren. Als sich in der Firma herumsprach, dass Bruno Müller einstmals in der Fahrradfabrik in seinem Geburtsort gearbeitet hatte, wandte sich auch Martha Schlecker, wie sie damals noch hieß, wegen einer Reparatur ihres Fahrrades an den Experten. Täglich musste sie aus Ailingen mit dem Drahtesel zu ihrer Arbeitsstelle fahren, denn Busverbindungen gab es damals noch nicht. „Der Funke sprang ziemlich bald über“, erinnert sich der 93-jährige Bruno Müller, der immerhin elf Jahre älter ist als seine Ehefrau.
Anfangs gingen sie öfter spazieren und fuhren auch gemeinsam mit Müllers „Isetta“zum Zelten in den Urlaub. Schnell wurde klar, dass die Ailingerin und der Überlinger zueinander passten, zumal das selbst gekochte Essen der Martha Müller dem ramponierten Magen des damaligen Kriegsheimkehrers Bruno aus fünfjähriger russischer Gefangenschaft gut bekommen ist – so gut, dass seine damaligen gesundheitlichen Probleme bald verschwunden waren.