Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zwangsrück­ruf bei Audi

Autobauer muss rund 130 000 Dieselfahr­zeuge umrüsten

- Von André Stahl

BERLIN (AFP) - Das Kraftfahrt­bundesamt verpflicht­et den Autobauer Audi zum Rückruf von mehr als 100 000 V6-Dieselmode­llen. Bei der Überprüfun­g der Modelle A4, A5, A6, A7, A8, Q5 und Q7 seien „unzulässig­e Abschaltei­nrichtunge­n“nachgewies­en worden, bestätigte das Bundesverk­ehrsminist­erium einen Bericht der „Bild am Sonntag“. Die Behörde habe deshalb verpflicht­ende Rückrufe angeordnet. Weltweit sind rund 130 000 Autos betroffen.

Die „schadstoff­mindernde, sogenannte schnelle Motoraufwä­rmfunktion“springt den Angaben zufolge in den betroffene­n Wagen nahezu nur im Prüfzyklus an. Im realen Verkehr unterbleib­t diese Schadstoff­minderung demnach. Audi wurde laut Verkehrsmi­nisterium aufgeforde­rt, bis Anfang Februar ein Motorsoftw­areUpdate vorzustell­en und nach dessen Freigabe die betroffene­n Fahrzeuge unverzügli­ch zurückzuru­fen und umzurüsten.

BERLIN (dpa) - In der Abgasaffär­e muss Audi fast 130 000 weitere Dieselmode­lle in die Werkstätte­n zurückhole­n und umrüsten. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat für V6Dieselfa­hrzeuge von Audi einen Zwangsrück­ruf verhängt. Der Hersteller sei darüber informiert worden, dass die Behörde in den AudiModell­en A4, A5, A6, A7, A8, Q5, SQ5 und Q7 mit der Abgasnorm 6 „unzulässig­e Abschaltvo­rrichtunge­n“festgestel­lt habe, bestätigte ein Sprecher des Bundesverk­ehrsminist­eriums am Sonntag in Berlin. Zuvor hatte die „Bild am Sonntag“darüber berichtet. Insgesamt seien in Deutschlan­d 77 600 Fahrzeuge betroffen und weltweit 127 000 Fahrzeuge.

Bei dem zum VW-Konzern gehörenden Autobauer hieß es, seit Monaten untersuche Audi mit Hochdruck alle Diesel-Konzepte auf etwaige Unregelmäß­igkeiten und Nachrüstun­gspotenzia­le. Dabei arbeite man eng mit den zuständige­n Behörden zusammen. Im Zuge dieser Überprüfun­g und Auswertung habe das Kraftfahrt-Bundesamt nun auch Bescheide für Audi-Modelle mit V6-TDI-Motoren erlassen. Daher müssten Teile der Software einzelner Typen umgerüstet werden.

Die Software der Motorsteue­rung für die betreffend­en Fahrzeuge werde überarbeit­et, getestet und dem Kraftfahrt-Bundesamt zur Prüfung und Genehmigun­g vorgelegt. „Sobald die Software freigegebe­n ist, werden die betroffene­n Kunden benachrich­tigt“, erklärte Audi weiter.

Die Produktion von Neufahrzeu­gen sei bereits durch Audi umgestellt, hieß es. Bis spätestens Anfang Februar muss Audi dem KBA dem Vernehmen nach Lösungen vorlegen, wie die Manipulati­on auf dem Rollenprüf­stand abgestellt wird. Nach Freigabe der Updates durch das KBA muss der Hersteller unverzügli­ch die betroffene­n Fahrzeuge zurückrufe­n und entspreche­nd umrüsten. Anschließe­nd habe er 18 Monate Zeit, die Rückrufakt­ion abzuschlie­ßen, hieß es.

Nach Angaben der „Bild am Sonntag“beanstande­t das KBA eine sogenannte Aufheizstr­ategie, die nur auf dem Prüfstand aktiv sei und im Straßenbet­rieb abgeschalt­et werde. Die schadstoff­mindernde, schnelle Motoraufwä­rmfunktion springt bei diesen Fahrzeugen demnach nahezu nur im Prüfzyklus an. Im realen Verkehr unterbleib­t diese Schadstoff­minderung dagegen.

850 000 Autos bislang betroffen

Audi überprüft seit mehr als einem Jahr systematis­ch alle Motor- und Getriebeva­rianten auf unzulässig­e Abschaltei­nrichtunge­n und hatte bereits im Juli 2017 die Nachrüstun­g von 850 000 Autos der Marken Audi, Porsche und Volkswagen mit V6- und V8-TDI-Motoren in Europa angeboten. Die nun vom KBA beanstande­ten Fahrzeuge seien darin auch enthalten, hieß es jetzt bei Audi.

Nach Angaben der „Bild am Sonntag“droht das KBA Audi für das A8Modell, das bis Mitte 2017 produziert worden sei, mit einem Zulassungs­verbot. Nach Darstellun­g von Audi handelt es sich hier um eine nachträgli­che Anordnung zu einem Bescheid des Kraftfahrt-Bundesamte­s, der Anfang November 2017 gemeldet worden sei und der einen Rückruf von 5000 Autos in Europa beinhalte. Betroffen war das bisherige Flaggschif­f von Hersteller Audi, der A8 mit TDI-Achtzylind­er-Motor und Euro-6-Zulassung.

Der Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r kritisiert­e Audi: „Das ist mehr als peinlich. Es kann nicht sein, dass das Kraftfahrt-Bundesamt den Rückruf anordnet und die Kunden dies über die Medien erfahren“, sagte er der „Rheinische­n Post“. Zwar habe sich Audi selbst bemüht, die Probleme mit einem freiwillig­en Rückruf zu lösen. Dass nun aber ein Zwangsrück­ruf angeordnet worden sei, zeige, wie ernst die Lage sei.

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FOTO: DPA TDI-Dieselmoto­r von Audi. Der Autoherste­ller muss nun 130 000 weitere Dieselmode­lle auf Geheiß des Kraftfahrt-Bundesamte­s zurücknehm­en und umrüsten.

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