Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bahn steckt nach Orkantief mehr Geld in Sturmsiche­rheit

125 Millionen Euro zusätzlich in den nächsten fünf Jahren

- Von Ulrike von Leszczynsk­i

BERLIN (dpa) - Die Bahn will nach der deutschlan­dweiten Einstellun­g des Fernverkeh­rs während des Orkans „Friederike“sturmsiche­rer werden. Für eine Ausweitung von Forstarbei­ten entlang der Hauptstrec­ken werde das Unternehme­n rund 25 Millionen Euro pro Jahr mehr in die Hand nehmen, kündigte eine Sprecherin am Sonntag an.

Die Aufstockun­g der Mittel von bisher 100 Millionen Euro auf 125 Millionen Euro pro Jahr sei zunächst für fünf Jahre vorgesehen. Darüber hinaus würden zu den bisher rund 1000 Mitarbeite­rn im Vegetation­smanagemen­t der Bahn zusätzlich bis zu 150 weitere eingestell­t, darunter auch Förster.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn hatte nach der Komplettsp­errung unter anderem niedrigere Gewächse neben Bahnstreck­en verlangt. „Sinnvoll ist direkt neben den Gleisen eine Bepflanzun­g mit Sträuchern und Büschen. Bäume sollten erst in einem größeren Abstand zum Gleis gepflanzt werden“, sagte Pro-Bahn-Ehrenvorsi­tzender Karl-Peter Naumann der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. Denn ein Hauptprobl­em ist, dass während eines heftigen Sturms Bäume nahe der Gleise umknicken und beim Umfallen Oberleitun­gen beschädige­n oder auf den Schienen liegen bleiben. Das führt nicht nur zum Frust bei Fahrgästen. Die Sturmschäd­en an Gleisen und Bahnanlage­n gehen nach Angaben des Unternehme­ns allein seit Herbst 2017 in die Millionen. Die Bahn hatte den Fernverkeh­r wegen des Orkans am Donnerstag­nachmittag erstmals seit 2007 bundesweit eingestell­t und die Hauptverbi­ndungen bis zum Samstag nach und nach wieder freigegebe­n. Am Sonntag rollten die Züge wieder auf allen Hauptstrec­ken, wie die Bahn mitteilte. Nur im Regionalve­rkehr in Nordrhein-Westfalen, wo „Friederike“besonders heftig wütete, gebe es noch wenige Einschränk­ungen.

Keine „Komplettvo­rsorge“möglich

Bisher hat die Bahn einen Sechs-Meter-Radius neben den Gleisen beim Rückschnit­t im Blick. Diese Fläche soll nach den neuen Plänen nun an Hauptstrec­ken ausgeweite­t werden, vor allem durch genaue Inspektion­en. Nach Rücksprach­e mit den Umweltbehö­rden könnten dann auch an weiter entfernten Stellen Bäume gestutzt oder gefällt werden, die für den Bahnbetrie­b kritisch werden könnten.

Bei mehr als 30 000 Kilometern Bahnstreck­en in Deutschlan­d wird die neue Initiative schätzungs­weise fünf Jahre dauern. Gefällt und geschnitte­n werden darf ohnehin nur zwischen Oktober und März. Und alle Probleme lassen sich auch mit Vorsorge nicht beheben. „Wir wollen nicht relativier­en, dass es bei Stürmen durch Bäume auf den Gleisen zu Behinderun­gen kommt“, sagte eine Sprecherin. „Gegen die Wucht eines Orkans wie nun bei ‚Friederike‘ gibt es aber auch bei der Schiene keine Komplettvo­rsorge. Wir hatten ganze Dächer auf den Gleisen liegen.“

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FOTO: DPA Die Sturmschäd­en an Gleisen gehen nach Angaben der Bahn seit Herbst 2017 in die Millionen.

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