Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tannenbaumspenden bringen mehr als 2000 Euro ein
Eine-Welt-Verein entsorgt alte Bäume und unterstützt damit soziale Projekte
FRIEDRICHSHAFEN - Seit 28 Jahren kümmert sich der Eine-Welt-Verein in Friedrichshafen Anfang Januar um die ausgedienten Weihnachtsbäume der Stadt. An insgesamt neun Sammelstellen im gesamten Stadtgebiet konnten dieses Jahr am 13. Januar die Bäume gegen eine Spende von 2,50 Euro abgegeben werden. Das Angebot wurde gerne genutzt.
2065,55 Euro Spenden konnten dabei gesammelt werden, damit etwas mehr als im Vorjahr. Überhaupt könne die Aktion jährlich einen kleinen Spendenzuwachs verzeichnen, verrät Bruni Baumann vom Vereinsvorstand. 2008 seien es noch etwas weniger als 1300 Euro gewesen, nennt sie einen Vergleichswert. Die Weihnachtsbaumentsorgung sei eigentlich Sache des Landratsamts, erläutert sie weiter.
Das habe ihnen die Aufgabe 1990 übertragen und damit eine großartige Möglichkeit für eine Spendenaktion geschaffen. „Eigentlich geben wir ja keine Spenden aus“, ergänzt sie. Schließlich sei die Philosophie des Vereins, der auch den örtlichen Weltladen betreibt, sich dafür einzusetzen, dass sich auch Menschen in ärmeren Ländern durch ihre Arbeit selbst finanzieren könnten – faire Bezahlung statt Ausbeutung, Hilfe zur Selbsthilfe werde großgeschrieben.
Doch die jährliche Tradition breche mit dieser Regel. „Es gibt Situationen, da geht es nicht ohne Spenden.“Ein Beispiel sei etwa die Katastrophe in Nepal 2015 gewesen. 1500 Euro erhält der Verein vom Landratsamt, diese fließen direkt in die Bildungsarbeit des Vereins. Die gesammelten Spenden an den Sammelstellen hingegen gehen vollständig in Projekte, über die die Vorstandschaft jedes Jahr neu entscheide.
Dieses Jahr fließen jeweils etwas mehr als 1032 Euro in das Projekt „Sinai Desert Kids“und in eine Schule im peruanischen Hochgebirgsdorf Pukarumi. „Uns ist wichtig, dass es Projekte sind, in denen die Spenden direkt ankommen – ohne Abzüge durch Verwaltungskosten und dergleichen.“, erläutert Baumann weiter.
Jutta Dickmanns, ebenfalls Vorstandsmitglied, ist über ihren Lehrerkollegen Johann Stroh aus Ravensburg auf das Projekt in Peru aufmerksam geworden, für das er Sachund Geldspenden aus Deutschland verwalt. Dort leite die Peruanerin Sentra Gladys im abgelegenen Gebirgsdorf Pukarumi (nahe Tinqui) eigenständig eine Schule, obwohl sie kein Gehalt mehr erhalte. „Als sie anfing, fehlte es an allem: Stiften, Papier und auch das Schulgebäude ist nur eine Wellblechhütte.“, berichtet Dickmanns. Die Spende aus der Christbaumsammlung solle dabei helfen, das Gebäude stabiler zu bauen und fehlendes Schulmaterial anzuschaffen.
100 Kilo Datteln
Das Geld werde direkt an die Bergführerin Irma Paredes übergeben, die es persönlich ans Ziel bringe. Die Spenden für „Sinai Desert Kids“wird Projektleiterin Traudel Mara Günther persönlich nach Ägypten fliegen und zwar bereits diese Woche. Dort sollen davon Dattelpalmen gekauft werden, um dem von ihr betreutem Wüstendorf eine Lebensgrundlage und Arbeit zu verschaffen.
Bereits nach drei Jahren tragen Dattelpalmen nämlich 50-100 Kilo Datteln, so dass durch die Früchte neben der Selbstversorgung ein Gewinn erzielt werden kann, der wiederum dazu genutzt werden könne, Wasser zu kaufen und was sonst benötigt werde. „Als Nächstes wünschen sich die Menschen dort einen eigenen Gemüsegarten.“, verrät Günther. Diese würden sich sehr über die Spende freuen, die ihnen nach dem ausbleibenden Tourismus nun eine neue Lebensgrundlage ermögliche.