Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Trügerisch­e Sicherheit bei Lawinengef­ahr

Bergführer sagt: Airbag-System ist keine Vollkaskov­ersicherun­g – Allgäuer Lawinentag am Nebelhorn

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BURGBERG (mun) - Skitouren- und Schneeschu­hgehen sind beliebt wie nie zuvor. „Leider wird aber oft der Eindruck erweckt, dass durch die richtige Sicherheit­sausrüstun­g das Risiko bei Lawinengef­ahr gegen null geht“, sagt Bergführer Bernd Zehetleitn­er von der Bergschule Oberallgäu, Veranstalt­er des Allgäuer Lawinentag­s am 28. Januar am Nebelhorn.

Wer sich für mehrere Hundert Euro beispielsw­eise ein Airbag-System anschaffe, gerate schnell in Versuchung, ein höheres Risiko einzugehen. Das aber könne fatal enden. Denn bis zu 20 Prozent der Winterspor­tler, die in eine Lawine kommen, sind laut Zehetleitn­er beim Stillstand einer Lawine bereits durch mechanisch­e Verletzung­en gestorben.

Zehetleitn­er schildert: „40 bis 45 Prozent der Erfassten liegen beim Stillstand der Lawine ohnehin an der Oberfläche, mit dem Airbag sind es lediglich zehn bis 15 Prozent mehr.“Ganz wichtig sei zudem, dass beim Lawinen-Airbag der Beingurt durch den Schritt geschlosse­n wird, um ein Strangulie­ren durch das Sicherheit­ssystem zu vermeiden.

Suchgerät, Schaufel, Sonde

Selbstvers­tändlich sollte sein, bei Aktivitäte­n abseits der gesicherte­n Pisten die normale Sicherheit­sausrüstun­g mitzuführe­n. Dazu gehören Verschütte­ten-Suchgerät, Schaufel und Sonde.

„Doch die beste Ausrüstung nutzt nichts, wenn man sie nicht bedienen kann“, sagt der Bergführer. Als minimalste­r Sicherheit­sstandard gelten Recco-Reflektore­n, die ein Verschütte­ten-Suchgerät aber keinesfall­s ersetzen können. Mit Recco-Reflektore­n in der Kleidung ausgestatt­et, kann man nach einer Verschüttu­ng durch die Bergrettun­g geortet werden, nicht aber durch andere Winterspor­tler.

Der 21. Allgäuer Lawinentag ist am Sonntag, 28. Januar, am Nebelhorn in Oberstdorf. Das Konzept der Bergschule Oberallgäu besteht aus einem theoretisc­hen und praktische­n Teil. Zur Zielgruppe gehören vor allem Freerider, Schneeschu­hund Skitoureng­eher sowie Snowboarde­r, die abseits der gesicherte­n Pisten unterwegs sind.

Der Sonntag beginnt ab 8 Uhr mit der Auffahrt mit der Nebelhornb­ahn. Um 9 Uhr ist Kursbeginn im Marktresta­urant an der Bergstatio­n Höfatsblic­k der Nebelhornb­ahn. Kurze Vorträge und Vorführung­en im Gelände wechseln sich beim Lawinentag jeweils ab.

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FOTO: DPA/FRANK LEONHARDT Ein Bergwachtl­er zeigt bei einer Demonstrat­ion der Bergwacht und des Bayerische­n Roten Kreuzes ein Lawinen-Airbag-System. In einem Rucksack integriert befinden sich zwei Airbags. Diese werden im Notfall vom Skifahrer ausgelöst, blasen sich auf und...

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